"Spiele auch auf der Playstation Eishockey"

Von Interview: Bärbel Mees
Manuel Klinge spielt seit seinem dritten Lebensjahr bei den Kassel Huskies
© Getty

Manuel Klinge spielt seit seinem dritten Lebensjahr Eishockey für die Kassel Huskies. Vergangenes Jahr schaffte er den Sprung in die Nationalmannschaft und hofft nun auf eine Teilnahme bei Olympia und der Heim-WM. Im Interview mit SPOX spricht der 25-Jährige über den Deutschland Cup, seine Freude auf die Arena auf Schalke und darüber, warum ihm seine Teamkollegen die Schnürsenkel aus den Schlittschuhen ziehen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Am Freitag geht der Deutschland Cup los. Bundestrainer Uwe Krupp beobachtet die Spieler mit Blick auf Olympia und die Heim-WM. Nervös?

Manuel Klinge: Nervös nicht direkt, aber natürlich versucht man, im Training und dann auch beim Spiel einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Trotzdem will ich mich nicht verrückt machen, denn dann klappt das Meiste nicht mehr. Ich bemühe mich, den Gedanken an Olympia  eher ein bisschen wegzuschieben.

SPOX: Was bedeutet für Sie der Deutschland Cup?

Klinge: Es ist eine tolle Möglichkeit, sich hier in Deutschland im Rahmen der Nationalmannschaft der Öffentlichkeit zu präsentieren.

SPOX: Was ist denn drin für die deutsche Mannschaft?

Klinge: Die Mannschaft wurde für den Deutschland Cup viel umgestellt, aber wir haben eine junge und sehr schnelle Truppe. Ich denke, wir können das Ding durchaus gewinnen, wenn wir mit der richtigen Einstellung in den Cup gehen. Wir dürfen allerdings auch nicht zu selbstsicher sein.

SPOX: Es folgt der Olympiawinter mit den Spielen in Vancouver und der Heim-WM. Was würde Ihnen eine Teilnahme an beiden Events bedeuten?

Klinge: Es ist ja leider noch nicht gesagt, dass ich daran teilnehme. Aber es wäre ein Riesengefühl. Ich bereite mich auch schon eine gewisse Zeit darauf vor und trainiere hart. Aber letztendlich muss der Trainer über eine Teilnahme entscheiden, und es ist sehr schwer, in den Kader rein zu rutschen.

SPOX: Ihr Vater ist ein Riesen-Eishockey-Fan. Was wird er empfinden, wenn Sie in Vancouver auf dem Eis stehen sollten?

Klinge: Er wird sehr stolz sein, wie es alle Eltern wären. Wenn es mit der Teilnahme bei den Olympischen Spielen klappen sollte, dann wäre das für meinen Vater etwas ganz Besonderes.

SPOX: Ihr Vater hat Sie als Kind mit zum Eishockey genommen...

Klinge: Ja, er war damals schon jahrelang ein Riesen-Eishockey-Fan und hat mich immer mit zum Training der Kleinen genommen. Irgendwie bin ich dann dabei geblieben und hatte von Anfang an einen Riesenspaß.

SPOX: Können Sie sich denn noch an Ihr erstes Spiel oder Ihr erstes Tor erinnern?

Klinge: Leider überhaupt nicht. Da war ich noch viel zu klein. Mit drei Jahren stand ich das erste Mal auf dem Eis. Ich weiß gar nicht, wann ich mein erstes Spiel gemacht habe. Ich glaube ich war damals froh, dass ich mich auf den Schlittschuhen halten konnte und irgendwer ein Tor geschossen hat. Ob es unser eigenes war oder ein Gegentor, das war in dem Moment egal.

SPOX: Was fasziniert Sie denn am Eishockey?

Klinge: Diese Schnelligkeit, die eben nicht jede Sportart hat. Der Teamcharakter ist auch etwas Besonderes. Ich habe schon so viele enge Freunde über das Eishockey kennengelernt. Das ist kaum zu vergleichen mit anderen Sportarten.

SPOX: Es gibt das Internetvideo von dem neunjährigen Supertalent, das ein absolut kurioses Tor erzielt. Was sagen Sie dazu?

Klinge: Es ist echt nett anzuschauen. Ich kann das mit Sicherheit nicht, denn da gehört sehr viel Talent dazu. Das wurde mir offenbar nicht in den Mengen in die Wiege gelegt, wie bei ihm. Aber ich schaue mir solche Moves gerne an. Da staune ich schon.

VIDEO: Das sensationelle Tor eines Neunjährigen beim Eishockey

SPOX: Sie sind ein Eigengewächs der Huskies. Wie verbunden sind Sie mit dem Team?

Klinge: Mein Herz schlägt definitv für die Huskies. Das ist mein Verein, meine Stadt, wo ich das Eishockeyspielen gelernt habe. Da bin ich mehr mit dem Herzen dabei als jemand anderes, der nicht bei seinem Heimatverein spielt.

SPOX: Sie haben mal gesagt, Sie wüssten, was Sie an den Huskies hätten. Was ist das konkret?

Klinge: Ich komme mit unserem Trainer sehr gut zurecht, denn er gibt mir sehr viel Vertrauen. Ich weiß sehr genau, was er von mir will und versuche, es so gut wie möglich umzusetzen. Warum sollte ich in einer so wichtigen Saison wie der jetzigen den Verein wechseln? Da käme ich vielleicht nicht so oft zum Einsatz, deshalb weiß ich, was ich hier in Kassel habe.

SPOX: Ihr Vertrag läuft aber nächstes Jahr aus. Reizt es Sie dann mal, in ein anderes Team hineinzuschnuppern?

Klinge: Ausschließen kann ich das natürlich nicht. Es geht auch so langsam mit den Vertragsverhandlungen los. Man will schon irgendwann woanders spielen. Aber ob das jetzt diese Saison ist oder erst die nächste, das kann ich jetzt noch nicht sagen.

SPOX: Die Haie und die Adler waren auch schon an Ihnen interessiert.

Klinge: Das macht mich natürlich stolz. Daran merkt man auch, dass die Arbeit, die man leistet, anerkannt wird.

SPOX: Es läuft derzeit sehr rund für Sie. Gibt es trotzdem mal Momente, wo Sie Eis und Schläger nicht mehr sehen können?

Klinge: Das gibt es selbstverständlich auch. Es gibt Tage, da sitze ich in der Kabine und muss mich umziehen für das Training, würde mich aber lieber ins Bett legen oder etwas mit Freunden unternehmen. Aber es kommt nur ab und zu vor. Die meiste Zeit ist es ein Riesenspaß, Eishockey zu spielen und zu trainieren.

SPOX: Apropos Spaß: Trifft sich das Team auch mal abseits des Eises privat?

Klinge: Definitiv. Wir gehen essen, spielen Playstation oder schauen gemeinsam Eishockey.

SPOX: Aber auf der Playstation spielen Sie nicht auch noch Eishockey oder?

Klinge: (lacht) Doch, das kommt dann auch schon mal vor.

SPOX: Gibt's bei Ihnen in der Mannschaft auch Späße in der Kabine?

Klinge: Ja. Es kommt vor, dass sich die Spieler untereinander einen Witz erlauben. Da schmiert man sich mal Rasierschaum in die Handschuhe oder zieht die Schnürsenkel aus den Schlittschuhen - das kann bei uns durchaus mal passieren.

SPOX: Was nehmen Sie sich außer Schnürsenkel aus den Schuhen ziehen noch für diese Saison vor?

Klinge: Für das Team ist es natürlich das große Ziel, die Playoffs zu erreichen. Wir stehen derzeit verdient auf dem achten Tabellenplatz, da wir in den Spielen für die Punkte sehr hart gekämpft haben. Bei der Nationalmannschaft steht eben der Deutschland Cup an.

SPOX: Und später die WM im eigenen Land. Das ist vermutlich noch mal ein zusätzlicher Anreiz.

Klinge: Absolut. Gerade das Spiel in Gelsenkirchen ist Motivation pur. Vor über 70.000 Zuschauern zu spielen ist etwas Besonderes. Das kann man den Kindern noch erzählen. Das ist schon ein Traum von mir, dort auf dem Eis stehen zu dürfen.

SPOX: Was machen Sie, wenn Sie nicht auf dem Eis stehen?

Klinge: Zum Einen habe ich natürlich meine Freundin. Wir haben einen Hund zusammen, der viel bewegt werden will. Zum anderen treffe ich mich oft mit meinen Freunden. Mein Tag ist eigentlich immer sehr gut ausgefüllt. Mit Golf habe ich auch angefangen, aber das mache ich nur ab und zu im Sommer.

SPOX: Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht auf dem Eis stehen würden?

Klinge: Ich hatte ja angefangen, mein Fachabitur zu machen und da kam dann mein Profivertrag dazwischen. Vielleicht wäre ich in den wirtschaftlichen Bereich gegangen. Aber ich bin recht zufrieden, wie mein Leben bisher verlaufen ist.

Krupps Zukunft ungewiss