Korbinian Holzer gehört zu den großen Hoffnungsträgern des deutschen Eishockeys. Mit den DEG Metro Stars spielt der 22-Jährige, der in 48 Ligaspielen sechs Tore und 15 Assists für sich verbuchen konnte, bisher eine starke DEL-Saison. Im SPOX-Interview spricht der gebürtige Münchener über eine mögliche Zukunft bei den Toronto Maple Leafs in der NHL, die Ziele mit den Metro Stars und seine Olympia-Erlebnisse.
SPOX: Im letzten Spiel in Mannheim gab es für die Metro Stars eine 1:4-Niederlage. Woran hat es gelegen?
Korbinian Holzer: Wir haben vor allem im zweiten Drittel beim Stand von 1:2 unsere Chancen nicht genutzt. Es gab genügend Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzielen und dann in Führung zu gehen. Am Ende mussten wir hinten aufmachen und die Adler haben uns zweimal ausgekontert.
SPOX: In den letzten acht Spielen seit Februar setzte es sechs Niederlagen. Schwächeln die Metro Stars jetzt, wo es auf die Playoffs zugeht?
Holzer: Nein. Mann muss immer schauen, wie die Niederlagen zustande gekommen sind. Oft haben wir mit einem Tor Unterschied verloren. In so engen Spielen entscheiden immer Kleinigkeiten und die haben wir nicht richtig gemacht. Nach der Olympia-Pause haben wir in Köln, Mannheim und daheim gegen Berlin gespielt und fünf Punkte geholt. Da hätte man, wenn es schlecht läuft, auch mit null Punkten dastehen können.
SPOX: Welche Kleinigkeiten sprechen Sie an? Fehlt der letzte Biss?
Holzer: Der letzte Biss fehlt nicht, sondern das letzte Quäntchen Glück und der Wille unbedingt das Tor zu machen. Das sind Dinge, die auf diesem Niveau spielentscheidend sind.
SPOX: Spielt der Wechsel von Trainer Harold Kreis eine Rolle, der zur neuen Saison in Mannheim hinter der Bande stehen wird?
Holzer: Aus meiner Sicht überhaupt nicht und auch in der Mannschaft ist das kein Thema. Kreis hat uns informiert und jetzt wollen wir die Saison bestmöglich abschließen.
SPOX: Bestmöglich heißt, Sie wollen am Ende wo stehen?
Holzer: Erstmal wollen wir die Vorrunde auf dem zweiten Platz beenden. Das können wir aus eigener Kraft schaffen und in den Playoffs ist alles möglich.
SPOX: Auch die Meisterschaft?
Holzer: Wir wollen auf jeden Fall ins Halbfinale und dann schauen wir weiter. Im letzten Jahr sind wir Zweiter geworden und jetzt ist natürlich die Meisterschaft das große Ziel.
SPOX: Berlin ist sicherlich der Top-Favorit. Wer zählt für Sie noch zum Kreis der Titelanwärter?
Holzer: Mannheim hat momentan einen guten Lauf und wenn sie den Schwung mit in die Playoffs nehmen, sind sie in fünf Spielen schwer zu schlagen. Nürnberg spielt sehr konstant, Frankfurt ist auch wieder im kommen, und Ingolstadt sowie Hannover darf man auch nicht unterschätzen.
SPOX: Wenn es zum Finale gegen die Eisbären kommt: Wie schlägt man die Berliner in einer Best-of-five-Serie?
Holzer: Die Eisbären sind in so einer Serie natürlich schwer zu schlagen, da man drei Siege braucht, um Meister zu werden. Aber wir haben in der Vorrunde drei von vier Spielen gegen Berlin gewonnen und wissen, wie man sie schlagen kann.
SPOX: Viele DEL-Teams haben sehr gute Nachwuchsmannschaften in der DNL. Auch Sie gehören zu den jungen, hoffnungsvollen Spielern und dürfen in Düsseldorf in den Special-Teams aufs Eis. Das ist aber leider nicht die Regel und nur wenige schaffen bei einem Top-Klub den Durchbruch. Woran liegt das?
Holzer: Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Auf der einen Seite gehört auch ein bisschen Glück dazu und auf der anderen Seite ist der Sprung von der DNL in die DEL ziemlich groß. Für meine Entwicklung war es gut, dass ich zwei Jahre in Tölz und Regensburg in der zweiten Liga gespielt habe und dort in allen Situationen eingesetzt wurde. Das bringt einen enorm weiter und man sollte diesen Umweg gehen. In der DEL muss man dann natürlich hoffen, Eiszeit zu bekommen und seine Chance zu nutzen.
SPOX: Glauben Sie, dass viele Trainer mehr Vertrauen in ausländische Spieler haben als in junge deutsche Spieler?
Holzer: Die Liga ist stark nordamerikanisch geprägt und es spielen immer noch viele Ausländer in der DEL. Da hat es ein junger Spieler natürlich immer schwer und man muss versuchen, sich im Training aufzudrängen. Es gibt genügend Trainer, die nach Leistung aufstellen und wenn der Coach sieht, dass ein junger Spieler besser ist als ein ausländischer, wird er auch den Vorzug erhalten. Dennoch ist es wichtig, die Ausländerlizenzen langfristig zu reduzieren. Das würde dem deutschen Eishockey enorm helfen.
SPOX: Hat man sich einmal in der DEL durchgesetzt, folgt der nächste Schritt. Wann sehen wir Sie in der NHL auf dem Eis?
Holzer: Das ist eine gute Frage. Aufgrund des Drafts von den Toronto Maple Leafs könnte ich die Möglichkeit bekommen, nach Nordamerika zu gehen, aber wie es da momentan aussieht, weiß ich selbst nicht genau. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Monaten eine Tendenz herauskristallisiert. Wenn ich die Chance bekomme, würde ich sie natürlich gerne nutzen.
SPOX: Also hat es noch keinen Kontakt zu den Maple Leafs gegeben?
Holzer: Es gibt immer wieder losen Kontakt, aber es wurde noch nicht über die nächste Saison gesprochen. Sie beobachten mich weiterhin, und ob sie mir dann einen Vertrag anbieten, muss man abwarten.
SPOX: Der Weg in die NHL wird wahrscheinlich über das Farmteam gehen. Wie viel Zeit nehmen Sie sich, um den Durchbruch zu schaffen?
Holzer: Ich habe mir kein Zeitfenster gesetzt, denn man kann jetzt noch nicht sagen, wie sich das dort entwickelt. Das ist vielleicht nach ein, oder zwei Jahren der Fall, dass sich langsam eine Tendenz ergibt.
SPOX: In der NHL würden Sie im Konzert der ganz Großen mitspielen. Haben Sie ein Vorbild?
Holzer: Früher waren das Spieler wie Scott Niedermayer oder Nicklas Lidström. Das sind Spieler, zu denen man als kleiner Junge immer aufgeschaut hat und von denen man viel lernen konnte. Natürlich war es eine einmalige Sache, ihnen bei Olympia gegenüberzustehen und gegen sie zu spielen.
SPOX: Haben Sie bei Olympia mit Ihren Nationalmannschaftskollegen darüber gesprochen, wie es ist, in der NHL auf dem Eis zu stehen?
Holzer: Ja, ich habe mit Alexander Sulzer und den anderen gesprochen. Die sagen einem natürlich auch, dass es ein harter Weg ist und der Konkurrenzkampf unglaublich groß ist. Man muss sich jeden Tag aufs Neue beweisen, aber wenn man es dann geschafft hat, ist es umso schöner.
SPOX: Vancouver war Ihr erster Auftritt bei Olympia. Wie haben Sie das Turnier erlebt?
Holzer: Es hat riesigen Spaß gemacht, auch wenn wir kein Spiel gewonnen haben. Das Niveau war herausragend und auf der kleinen Eisfläche zu spielen eine tolle Erfahrung.
SPOX: Auf den kleinen Eisflächen ist das Spiel schneller und körperbetonter. Kommt Ihnen das entgegen, oder war es eine große Umstellung?
Holzer: In den ersten Trainingseinheiten war es schon eine Umstellung, da vor allem auch hinter dem Tor wenig Platz ist. Aber bei den Spielen kam es mir eher entgegen, weil es das Stellungsspiel in der eigenen Zone erleichtert.
SPOX: Gibt es ein Erlebnis bei Olympia abseits der Spiele, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Holzer: Die Warmherzigkeit und der Respekt, der einem entgegen gebracht wurde, waren schon einmalig. Man wurde immer herzlich empfangen und die Menschen waren sehr freundlich. Das habe ich so noch nicht erlebt und das war eine einmalige Erfahrung.