Ein Torfestival, ein Shutout, jede Menge Sympathien: Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat ihre ersten beiden Härtetests vor der Heim-WM (7. bis 23. Mai) mit Bravour bestanden und bei den Fans Hoffnungen auf ein "Märchen im Mai" geweckt.
Doch Bundestrainer Uwe Krupp bremste nach dem erfolgreichen Länderspiel-Doppelpack gegen die Norweger die Euphorie. "Das Wichtigste im Vorfeld einer Weltmeisterschaft ist, realistisch zu bleiben", sagte Krupp und schob vorschnellen Träumereien von einem WM-Höhenflug den Riegel vor.
"Ich habe viele gute Ansätze gesehen, aber es gibt keinen Grund, in Euphorie zu verfallen oder unseriöse Prognosen abzugeben." Die beiden souveränen Siege gegen ersatzgeschwächte Norweger können die Wunden, die bei den vergangenen enttäuschenden Turnieren aufgerissen wurden, zwar nicht heilen.
Aber sie haben die Vorfreude der Fans, die die Spieler frenetisch feierten, auf die achten Welttitelkämpfe auf deutschem Boden gesteigert. "Mit Testspielsiegen im Rücken lässt es sich viel leichter arbeiten - sportlich und organisatorisch", sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl.
Nächstes Testspiel gegen die Schweiz
Beim 3:0 am Freitag in Crimmitschau überzeugte der Weltranglisten-Zwölfte vor allem in der Defensive, einen Tag später glänzte die Mannschaft um Kapitän Sven Felski beim 8:2 - dem höchsten Sieg gegen Norwegen seit 30 Jahren - im Angriff.
"Jetzt müssen wir daran arbeiten, beide Sachen gleichzeitig auf die Reihe zu bekommen", sagte Stürmer Daniel Kreutzer, der sich im zweiten Spiel Bestnoten verdiente. Bereits am Mittwoch hat das Krupp-Team in Schwenningen gegen die Schweiz im dritten von insgesamt sechs Testspielen dazu Gelegenheit.
Dies gilt jedoch nicht für die Mannheimer Denis Reul und Markus Kink, die dem ersten Cut im deutschen WM-Kader zum Opfer gefallen sind. Zum Team werden nach dem Playoff-Halbfinal-Aus mit ihren Teams die Wolfsburger Kai Hospelt und Christopher Fischer sowie die Ingolstädter Thomas Greilinger und Michael Bakos stoßen.
Der Kampf um die WM-Ticket ist knallhart
Einen Freibrief stellt Krupp keinem Spieler aus. "Der Kampf um die WM-Tickets ist knallhart. Eine Ferienclub-Atmosphäre kann sich keiner erlauben", sagte der ehemalige Weltklasse-Verteidiger und Stanley-Cup-Sieger. Dass seine eigene Zukunft nach der WM unklar ist, lässt sich der kämpferisch wirkende Krupp nicht anmerken.
Ein Trainer, der als möglicher Nachfolger von Krupp gehandelt wird, saß bei den ersten beiden Testspielen auf der Tribüne. Allerdings wollte Ralph Krueger damit die Spekulationen nicht zusätzlich anheizen: Der Deutsch-Kanadier, der 13 Jahre das Schweizer Nationalteam trainiert hat, verfolgte als stolzer Vater das Länderspiel-Debüt seines Sohnes Justin im DEB-Trikot.
"Er hat seine Sache ganz ordentlich gemacht", sagte Ralph Krueger. Auch Krupp fand über den Verteidiger, der noch für die College-Mannschaft von Cornell spielt, lobende Worte: "Er spielt solide und macht wenig Fehler. Er hat überzeugt."