Am Morgen danach klebte auf der übergroßen Plakatwand am Olympiapark, auf der in München die Eishockeyspiele des lokalen EHC angekündigt werden, schon das Wort "Champions".
Wer die Homepage anklickte, dem schallte das unvermeidliche "We are the Champions" entgegen. Zehn Jahre nachdem die München Barons aus der DEL deutscher Meister wurden, gewann ihr Nachfolgeverein den Titel in der zweiten Liga. Nun fühlt sich der EHC zu Höherem berufen.
"Am Ziel unserer Träume"
"Wir sind am Ziel unserer Träume angekommen", sagte Manager Christian Winkler, nachdem den Münchnern bei den Schwenninger Wild Wings mit 3:1 der dritte Sieg im dritten Spiel des Play-off-Finales gelungen war. Das war ein bisschen geschwindelt, denn das Ziel des EHC ist die Aufnahme in die DEL.
Das Recht zum sportlichen Aufstieg hat sich der Verein mit den Titel in der zweiten Liga erworben. Bis zum kommenden Freitag muss ein Lizenzantrag eingereicht werden, danach wird entschieden, ob der EHC auch wirtschaftlich DEL-reif ist.
München wäre der 16. Standort der DEL. Das war die bayerische Landeshauptstadt zuletzt 2002. Die Barons, in den drei Jahren ihres Daseins im Schatten des Olympiaturms Meister (2000), Finalist (2001) und Halbfinalist (2002), mussten damals auf Geheiß ihres Eigentümers Philip Anschütz nach Hamburg umziehen.
Seitdem heißen sie Freezers. Die Maddogs, 1994 Gründungsmitglied der DEL und damit Nachfolger des damaligen deutschen Meister Hedos München, waren im Dezember 1994 mitten in der Saison pleite gegangen und aufgelöst worden.
Etat soll erhöht werden
Nun hat der EHC die vielleicht letzte Chance, Eishockey in München zu etablieren. Die Rahmendaten stehen fest: Der Etat soll von 2,5 auf 3,5 Millionen Euro erhöht werden, der Einsteiger wäre damit etwa auf dem Niveau von Vizemeister Augsburg, Nürnberg oder Straubing.
Darüber hinaus werden noch 800.000 Euro für den Erwerb der Lizenz an die DEL fällig. Offiziell heißt es beim EHC, dass es Sponsoren richten sollen. Aber offenbar kann sich der Klub auch auf die Unterstützung von einigen Geschäftsleuten verlassen.
Manager Winkler versichert, der EHC, der in dieser Saison den Pokal des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gewann, wolle in der DEL langsam wachsen. Das klingt nach Vernunft.
Halle ohne Event-Charakter
Fraglich bleibt: Nehmen die Münchner das Produkt Eishockey an? In der abgelaufenen Saison, die der EHC als Zweiter der Hauptrunde abgeschlossen hatte, fanden im Schnitt 2330 Zuschauer den Weg in die Olympia-Eissporthalle.
Das altehrwürdige Gemäuer hat DEL-Größe (6200 Plätze), taugt aber kaum auf Dauer für ein Publikum, das Sport auch als Event versteht.
Die Mannschaft hätte mit ein paar Verstärkungen wohl durchaus die Qualität, in der DEL zunächst mithalten zu können. Das wiederum wäre zuallererst das Verdienst von Pat Cortina. Das Erstaunlichste an dem 45 Jahre alten Trainer aus Kanada ist, dass er selbst nicht schon längst in der DEL gelandet ist.