Da haben die DEB-Spieler nicht schlecht gestaunt, als sie sich das Spiel der Finnen gegen Dänemark am Samstag angesehen haben. Teils in Köln in der Halle, teils vor dem Fernseher mussten sie erkennen, dass der schöne Masterplan vom vermeintlich geebneten Weg in die Zwischenrunde durch das sensationelle 4:1 der Dänen dahin ging.
Hätte Dänemark - wie vor dem Turnier zu vermuten war - beide Spiele gegen Finnland und die USA verloren, hätte den Deutschen nach dem Sensationssieg gegen die US-Boys im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Dänen sogar eine Niederlage in Overtime zum Weiterkommen gereicht. Daraus wird nun nichts.
Goc: "Haben gesehen, dass Finnland zu schlagen ist"
"Das Ergebnis hat einige überrascht", gab Kapitän Marcel Goc nach dem Training am Sonntag zu. Deutschland muss jetzt auf jeden Fall noch ein Spiel gewinnen. Gegen Dänemark am Mittwoch - oder am besten schon am Montag gegen angeknockte Finnen.
"Wir haben gesehen, dass Finnland zu schlagen ist", sagte Goc. "Wenn wir unser Spiel durchziehen, kriegen wir auch gegen die Finnen unsere Chancen, Punkte zu holen. Es ist wichtig, dass wir wieder einen guten Start erwischen. Das erste Tor entscheidet viel, weil es enormes Selbstvertrauen verleiht. Das ist es, womit die Dänen die Finnen überrascht haben."
Wer ist eigentlich der Favorit?
Geradezu schockiert wirkten die zahlreichen finnischen Journalisten, die sich das Training der Deutschen anschauten. "Wer ist denn Favorit für das Spiel, Deutschland oder Finnland?", fragten sie Goc. "Wir wissen es nämlich nicht mehr."
Im eigenen Land haben die Finnen offenbar mit ihrer schwachen Leistung für Ernüchterung gesorgt. Davon lassen sich die Deutschen aber nicht einlullen.
"Die Finnen sind gestolpert. Gegen uns werden sie aber eine ganz andere Mannschaft sein", ist Bundestrainer Uwe Krupp überzeugt.
Dänen haben Finnen zu Einzelaktionen gezwungen
Sein Co-Trainer Harold Kreis beschrieb konkret, was bei Finnland gegen die Dänen schief gelaufen ist: "Sie hatten Probleme, mit Tempo durch die neutrale Zone zu kommen. Die Dänen haben aber auch defensiv einen sehr guten Job gemacht. Sie haben die Pässe in der neutralen Zone unterbunden und die Finnen zu Einzelaktionen gezwungen. Das war untypisch für diese Mannschaft."
Dann sollte das Rezept für das DEB-Team ja ganz einfach sein: Dänemark kopieren und ebenfalls gewinnen. Ganz so läuft das aber nicht. "Wir sagen jetzt nicht, wir müssen wie die Dänen spielen. Wir spielen unser Spiel und sind überzeugt, auch damit einen Weg zu finden, die Finnen in Schach zu halten."
Videoanalyse am Sonntagabend
Zu diesem Zweck gab es am Sonntagabend noch Anschauungsunterricht per Videoanalyse, denn: "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass der Gegner einen schwachen Tag hat. Wir erwarten eine starke finnische Mannschaft. Entscheidend ist, wie wir unser Spiel durchziehen", erklärte Kreis.
Es wird also wie gegen die USA darum gehen, aggressiv und diszipliniert zu verteidigen, auf Konterchancen zu warten und die konsequent zu nutzen. Obwohl die Spielweise der Finnen eine andere ist als die der USA, wird Krupp an der Zusammenstellung der Reihen nichts ändern.
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Zepp steht überraschend im Tor
Nur im Tor sorgte er für eine Überraschung. Eisbären-Goalie Rob Zepp wird USA-Held Dennis Endras vertreten, nicht Dimitrij Kotschnew, mit dem die meisten gerechnet hatten.Krupps Begründung: "Rob kennt die finnische Liga und einige Spieler, weil er zwei Jahre lang dort aktiv war. Er hat gut trainiert und ist auf dem gleichen Niveau wie Kotschnew. Letztlich war es eine Bauchentscheidung. Gegen einen Osteuropäer hätte aufgrund seiner KHL-Erfahrung Kotschnew gespielt."
Noch einmal wird Finnland nicht so schwach sein
So liegt die Verantwortung auf den Schultern von Zepp. Er wird wie Endras gegen die USA einen Sahnetag erwischen müssen, um Deutschland erneut zu Punkten zu verhelfen. Denn noch einmal werden die Finnen nicht so schwach sein wie gegen Dänemark.
Einer solchen Illusion gibt sich aber auch kein DEB-Spieler hin. Marcel Goc bringt es auf den Punkt: "Die Finnen werden loslegen wie die Feuerwehr. Das müssen wir auch tun."
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