Nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag gibt es zu Justin Krueger. Unfassbar, denn eigentlich gibt es doch zu jedem Mikroorganismus auf diesem Planeten einen Wikipedia-Eintrag.
Noch unfassbarer, wenn man dem 23 Jahre alten Verteidiger bei dieser WM zuschaut - solide, körperlich stark, unkompliziert im Spiel nach vorne. Er hat seinen Anteil daran, dass das deutsche Team defensiv so gut steht.
SPOX hat den gebürtigen Düsseldorfer getroffen und über so einiges mit ihm gesprochen. Krueger über seine Doppelbelastung bei der WM, sein Studium auf der renommierten US-Universität Cornell, den Weg in die NHL und sein Verhältnis zu Vater Ralph Krueger, dem Ex-Trainer der Schweizer Nationalmannschaft.
SPOX: Hallo Herr Krueger, wie läuft das Studium?
Justin Krueger: Danke, sehr gut. Am 30. Mai mache ich meinen Bachelor in Hotelmanagement. Also eine Woche nach dem WM-Finale.
SPOX: Sie lernen also parallel zu den WM-Spielen?
Krueger: Genau. In meiner Freizeit habe ich in Sachen Studium hier noch das eine oder andere zu erledigen.
SPOX: Machen Sie außer Eishockey spielen und lernen noch irgendetwas anderes?
Krueger: Meistens ist das alles. Nur mit meiner Familie, die auch hier ist, treffe ich mich immer wieder mal.
SPOX: Privat, oder um sich Tipps vom Vater zu holen? Immerhin war Ralph Krueger bis zu Olympia in Vancouver noch Schweizer Nationalcoach.
Krueger: Er gibt mir in der Tat auch hier vor Ort immer wieder Tipps. Er genießt es sehr, auf der Tribüne zu sitzen und mir beim Spielen zuzuschauen.
SPOX: Er ist quasi Ihr zweiter Trainer neben Uwe Krupp?
Krueger: Mein Vater hat mich fast mein ganzes Leben lang trainiert, auch wenn ich nie in einer seiner Mannschaften gespielt habe. Meine Eltern haben mich immer toll unterstützt, aber sie haben mich zu nichts gedrängt. Sie haben mir auf dem Weg zum Eishockey geholfen, aber haben es mir überlassen, in welche Richtung ich gehe.
SPOX: Die Richtung neben dem Eis heißt also Hotelmanagement. Und, wie ist das Teamhotel so aus fachmännischer Sicht?
Krueger: (lacht) Es ist sehr gut. Der Service ist auch sehr gut. Es ist schwierig, bei vier kompletten Eishockey-Teams als Gästen immer alles bereit zu haben. Aber sie schaffen es.
SPOX: Schauen Sie dem Hotelpersonal ab und zu über die Schulter?
Krueger: So viel Zeit habe ich nun auch wieder nicht! Es gibt den ganzen Tag mehr als genug zu tun (lacht).
SPOX: Trotz der Doppelbelastung spielen Sie bisher eine gute WM. Wie bekommen Sie das hin?
Krueger: Die Doppelbelastung macht es sogar einfacher. Ich habe in meiner Freizeit etwas zu tun und denke nicht immer nur an Eishockey. Es tut auch mal ganz gut, sich abzulenken und eine Pause zu haben.
SPOX: Wie beurteilen Sie Ihre Leistungen bisher?
Krueger: Ich bin sehr zufrieden, wie es hier läuft. Für die ganze Mannschaft, aber auch damit, dass ich überhaupt die Chance habe, hier zu spielen. Das macht sehr viel Spaß.
SPOX: Ist das Treffen mit den NHL-Stars bei der WM schon ein Vorgeschmack auf ihre eigenen Ambitionen?
Krueger: Mein Traum ist, in der NHL zu spielen. Diese WM ist für jeden jungen Spieler ein sehr guter Test. Wir sehen, wo wir stehen und wo wir uns noch verbessern müssen, um das NHL-Level zu erreichen.
SPOX: Wird Ihre Leistung bei der WM in den USA wahrgenommen?
Krueger: Meine Coaches am College verfolgen, was ich hier mache, und freuen sich, dass ich hier bin und die Eishockey-Spieler meiner Universität vertrete.
SPOX: Wie sieht denn der Trainingsalltag in Cornell aus?
Krueger: Wir trainieren immer am Nachmittag und zwar in sehr langen Einheiten, eineinhalb bis zwei Stunden. Dazu kommt zweimal pro Woche Krafttraining. Die Vorlesungen finden am Vormittag und am Abend statt. Unsere Spiele haben wir dann samstags oder sonntags. Der andere Tag des Wochenendes ist frei und bietet Zeit, Dinge fürs Studium zu erledigen.
SPOX: Wie lautet der Plan für die Zeit nach dem Studium? Es kursieren Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu den Eisbären Berlin.
Krueger: Das Ziel ist die NHL. Ob ich dorthin besser über die AHL oder eine Rückkehr nach Europa komme, muss ich nach der WM analysieren. Es eröffnen sich im Moment einige Optionen, aber ich weiß noch nicht, wofür ich mich entscheide.
SPOX: Ein Kuriosum zum Schluss: Sie sind 2006 von den Carolina Hurricanes im NHL-Draft als allerletzter Spieler gezogen worden.
Krueger: (lacht) Das stimmt. Es hat etwas länger gedauert, aber es ist ein erster guter Schritt. Ich habe noch viel Arbeit vor mir, aber es ist schön, bemerkt zu werden.