Eine Entscheidung voller Widersprüche

SID
Das Engagement von Jakob Kölliker beim DEB wirft einige Fragen auf
© Imago

Der neue Bundestrainer Jakob Kölliker war nicht der Wunschkandidat für die Nachfolge von Uwe Krupp. Er soll langfristig für den DEB arbeiten, erhält aber erst mal nur einen Vertrag für ein Jahr.

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Es wäre zu verstehen, wenn sich Jakob Kölliker ein bisschen veralbert vorkäme. Er wird der neue Eishockey-Bundestrainer, am 1. Juli 2011 tritt er offiziell die Nachfolge von Uwe Krupp an, doch bei seiner Vorstellung am Mittwoch erklärte Präsident Uwe Harnos, nicht Kölliker sei der Wunschkandidat des DEB gewesen, sondern vielmehr Ralph Krueger, dessen früherer Chef.

Harnos beeilte sich daher zu sagen, dass selbstverständlich eine "langfristige Zusammenarbeit mit dem Köbi" geplant sei - der 58 Jahre alte Schweizer erhält aber erst mal nur einen Einjahresvertrag.

Jakob Kölliker: Keine zweite Wahl

Kölliker zeigte sich bei seiner Vorstellung von den ganzen Widersprüchen, die seine Verpflichtung begleiten, äußerlich unbeeindruckt. Er sehe sich "ganz und gar nicht" als zweite Wahl, sagte er. Kölliker war jahrelang Assistent des ehemaligen deutschen Nationalspielers Ralph Krueger bei der Nationalmannschaft der Schweiz.

Dem DEB ist er von seinem ehemaligen Cheftrainer empfohlen worden, nachdem dieser Harnos abgesagt hatte. Krueger ist weiter Assistenztrainer bei den Edmonton Oilers in der nordamerikanischen Profiliga NHL, sein Vertrag dort gilt bis zum Saisonende 2012. Danach, hat er gesagt, sei alles denkbar.

Vertrag nur bis 2012

Auch der Vertrag von Kölliker gilt zunächst nur bis Saisonende 2012. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Einjahresverträge seien üblich beim DEB, sagte Harnos.

Er betonte, dass es ihm, der die Suche nach dem Nachfolger für Krupp ja zur Chefsache erklärt hatte, "nicht um eine Zwischenlösung geht". Und damit das auch alle glauben, ergänzte er, dass es "keine Hintergedanken mit Ralph Krueger gibt".

Wörtlich sagte er: "Wir wollen langfristig zusammenarbeiten, werden das aber erst mal für zwölf Monate fixieren." Öffentlich groß in Erscheinung treten wird Kölliker erstmals beim Deutschland-Cup in München im November.

Doppelfunktion von Krupp nicht möglich

Der DEB, betonte Harnos am Mittwoch, habe einen Mann wie Krupp gesucht, einen, der 365 Tage im Jahr Bundestrainer sein könne. Dies sei auch der Grund, weshalb Krupp, künftig Sportdirektor und Cheftrainer bei den Kölner Haien, als Teilzeit-Bundestrainer nicht in Frage gekommen sei.

"Wir hätten gerne mit ihm weitergearbeitet", sagte der DEB-Präsident, aber Krupp "füllt ja schon in Köln eine Doppelfunktion aus".

Klar sei allerdings, dass die Arbeit von Krupp, der die Nationalmannschaft bei der Heim-WM 2010 auf Rang vier und bei der WM 2011 ins Viertelfinale geführt hatte, "weitergeführt wird".

Kölliker: "Komfortable Situation" durch Erolge

Die Erfolge der vergangenen zwei Jahre bezeichnete Kölliker als eine "komfortable Situation", er sieht darin aber auch "eine Herausforderung", die deutsche Nationalmannschaft nach vorne zu bringen.

"Wir sind auf einer hohen Welle, aber der Erfolg muss uns weitertreiben", sagte der Eidgenosse, zuvor 17 Jahre als Trainer für den Schweizer Verband tätig und davor unter anderem bis zum Alter von 37 Jahren Nationalspieler der Schweiz.

Kölliker will das deutsche Eishockey dauerhaft unter den Top Acht positionieren, wäre aber angesichts des veränderten WM-Modus auch zufrieden, wenn es die Top Ten werden.

Gespräch mit Vorgänger Krupp

Kölliker, zuletzt Trainer der Schweizer U20-Nationalmannschaft, hat sich viel vorgenommen. Zunächst will er einen Trainerstab zusammenstellen, und er wird auch Krupps bisherigen Co-Trainer Harold Kreis in seine Überlegungen mit einbeziehen. Auch mit Vorgänger Krupp will er selbstverständlich reden, "er hat hervorragende Arbeit geleistet, es geht darum, seine Arbeit fortzuführen".

Und überhaupt will Kölliker viel reden, mit Spielern und Klubs: "Es braucht einen guten Kontakt mit den Klubtrainern. Klubarbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die Nationalmannschaft." In der DEL werden sie das gerne hören.

Und: Kölliker wird auch deshalb mit Verantwortlichen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) reden, weil der Verband jetzt noch einen reinen Sportdirektor sucht. Kölliker und DEB-Vizepräsident Erich Kühnhackl sollen diesen Mann in Abstimmung mit den Klubs finden. Als Favorit wird derzeit der ehemalige Nationalspieler Jürgen Rumrich gehandelt.

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