20 Millionen für einen neuen Diffusor

Von SPOX
Ferrari erlebte in Australien den schlechtesten Saisonauftakt seit 17 Jahren
© xpb

Kaum ist der Schock der Brawn-Dominanz beim ersten Saisonrennen in Melbourne ein wenig verdaut, bastelt die Konkurrenz bereits an der Aufholjagd. Allen voran Ferrari. Die Scuderia plant, den Doppel-Diffusor, von dem Brawn GP, Toyota und Williams beim Australien-GP profitiert haben, nachzubauen - für geschätzte 20 Millionen Euro.

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Eigentlich sollte die Formel 1 2009 deutlich preiswerter werden, aber schon nach einem Rennen drohen alle Sparmaßnahmen über Bord geworfen zu werden.

Schuld ist der Streit um die Doppel-Diffusoren von Brawn GP, Toyota und Williams, die in Melbourne einen Vorteil von rund einer halben Sekunde gebracht haben sollen.

Zwar läuft gegen die drei Teams noch eine Berufung, die am 14. April verhandelt wird, aber offenbar verlässt sich Ferrari - neben Renault der Wortführer im Protest gegen die Doppel-Diffusoren - nicht darauf, vor dem FIA-Berufungsgericht Recht zu bekommen.

Ferrari: "Müssen quasi ein neues Auto bauen"

Für den Fall, dass die Diffusoren der Konkurrenz für legal erklärt werden, rüstet die Scuderia nach, und zwar mit riesigem technischem und finanziellem Aufwand.

20 Millionen Euro nimmt Ferrari laut der Münchner Tageszeitung "tz" in die Hand, um bis spätestens zum Europa-Auftakt in Barcelona am 10. Mai ebenfalls einen Doppel-Diffusor einsatzbereit zu haben. "Wir sind gezwungen, ein Auto zu bauen, das vom Konzept einen ähnlichen Diffusor beinhalten kann wie der von Brawn", zitiert die "tz" einen hochrangigen Ferrari-Mitarbeiter.

Den aktuellen F60 einfach mit einem neuen Diffusor nachzurüsten, würde nicht funktionieren, denn der hintere Teil des Ferrari bietet schlichtweg nicht genug Platz dafür. Ein komplett neuer Hinterwagen muss konstruiert werden, daher die horrenden Kosten. "Wir müssen quasi ein neues Auto bauen", bestätigt der Ferrari-Mitarbeiter.

Brawn weiß, wie weit er gehen kann

Hintergrund der hektischen Betriebsamkeit bei Ferrari ist die Befürchtung, dass die Berufung am 14. April scheitern wird. Zu gut sind nach Meinung der Roten die Verbindungen von Ross Brawn zur Technik-Kommission der FIA. Brawn weiß genau, wie weit er bei der Auslegung der Regeln gehen kann.

"Von seinen Verbindungen haben wir ja selbst fast zehn Jahre profitiert", sagt ein Ferrari-Mitarbeiter. "Er hat so enge Kontakte zu den Regelmachern, dass er schon lange im Voraus weiß, wie weit man ein Reglement ausloten kann, was erlaubt wird und was nicht."

Schön und gut, aber wenn das so ist, dann muss man sich schon fragen, ob die technischen Leiter der anderen großen Teams, ein Paddy Lowe bei McLaren-Mercedes, ein Willy Rampf bei BMW-Sauber oder ein Bob Bell bei Renault so viel schlechter oder zumindest so viel weniger clever sind als Brawn.

Basteln auch BMW und McLaren neue Diffusoren?

Wenigstens scheinen neben Ferrari nach dem Australien-GP auch McLaren-Mercedes und BMW-Sauber aufgewacht zu sein. Um beide Teams kursieren Gerüchte, dass sie vielleicht sogar schon beim dritten Rennen in China eine Version des Doppel-Diffusors präsentieren.

Bei Renault weiß man es nicht. Wahrscheinlich fehlt der Crew von Teamchef Flavio Briatore dafür das Geld. Wohl auch deshalb wetterte Briatore lautstark gegen Ross Brawn. Er bezeichnete ihn als Bandit und kündigte für den Diffusor-Streit an: "Wenn sie wollen, dass wir aufgeben, dann müssen sie uns töten. Wir werden notfalls durch alle Instanzen gehen."

Schon vor der Berufungsverhandlung am 14. April steht auf jeden Fall eines fest: Mit Sparsamkeit hat das jetzt beginnende Wettrüsten nicht mehr das Geringste zu tun.

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