Der letzte große Test vor dem Start der Formel-1-Saison in Melbourne ist vorüber. Brawn GP hat in Barcelona für eine Sensation nach der anderen gesorgt, McLaren-Mercedes enttäuschte dagegen auf ganzer Linie. Für Ferrari, BMW-Sauber und Toyota lief es sehr viel besser. Wie sieht das Kräfteverhältnis im Feld aus? SPOX und Premiere-Experte Marc Surer analysieren den Stand der Dinge vor dem Australien-GP.
Die Siegkandidaten:
Ferrari
Statistik: Testtage: 22; Testkilometer: 8675; Bestzeiten: 5
Analyse: Ferrari präsentierte als erstes Team das neue Auto. Der F60 lief von Beginn an ohne nennenswerte technische Probleme, es gab lediglich Schwierigkeiten mit dem Frontflügel. Mit einer durchschnittlichen Tagesplatzierung von 1,93 war Ferrari über alle Testsessions hinweg das konstanteste Team.
Das sagen die Verantwortlichen: Felipe Massa: "Ich glaube, wir sind bereit. Wir haben alles getan, was wir tun wollten. Wir haben alle Teile eingesetzt, die wir einsetzen wollten. Der Saisonbeginn kann kommen!"
Das sagt der Experte: Marc Surer: "Ferrari ist der Maßstab. Wer gewinnen will, muss die Roten schlagen. Sie sind konstant auf jeder Strecke schnell. Ob sie in Melbourne jemand schlagen kann, ist unmöglich zu sagen, aber fest steht: Ferrari ist vorne."
BMW-Sauber
Statistik: Testtage: 22; Testkilometer: 9708; Bestzeiten: 3
Analyse: Im Gegensatz zum vergangenen Jahr lief das Auto von Beginn an gut. BMW war konstant schnell, es gab aber auch einige Male Probleme mit der Zuverlässigkeit. BMW hat ein einsatzfähiges Hybridsystem KERS, ob es allerdings in Melbourne verwendet wird, steht noch nicht fest.
Das sagen die Verantwortlichen: Nick Heidfeld: "Das Fahrverhalten des F1.09 ist schon ziemlich gut für ein komplett neu entwickeltes Auto, und es reagiert gut auf Einstellungsveränderungen. Die Zuverlässigkeit war nicht optimal, aber wir standen nie vor unlösbaren Problemen."
Das sagt der Experte: Marc Surer: "Der BMW ist auf jeden Fall ein gutes Auto, ob er das schnellste ist, ist schwer einzuschätzen. Bei BMW tut man sich immer schwer mit Prognosen, weil das Team bei Testfahrten nie zeigt, was wirklich drin ist. Sie sind aber auf jeden Fall vorne dabei."
Toyota
Statistik: Testtage: 21; Testkilometer: 8994; Bestzeiten: 4
Analyse: Die Leistungen von Toyota waren von Beginn an beeindruckend. Besonders Timo Glock kam mit dem Fahrverhalten des TF109 bestens zurecht und zeichnet für alle vier Bestzeiten verantwortlich. Der Toyota glänzt durch stabiles Fahrverhalten und gute Aerodynamik. Das zeigte sich vor allem im Regen, wo Glock den stärksten Eindruck machte.
Das sagen die Verantwortlichen: Timo Glock zu SPOX: "Mein erstes Gefühl, als ich das neue Auto gefahren bin, war besser als mit dem TF108. Es gab von Anfang an keine Probleme und ich fühle mich sehr wohl."
Das sagt der Experte: Marc Surer: "Toyota ist auf dem gleichen Niveau wie BMW-Sauber. Die beiden sind die Teams, die in der Lage sein könnten, mit Ferrari in Melbourne um den Sieg zu kämpfen."
Die Herausforderer:
Red Bull
Statistik: Testtage: 18; Testkilometer: 5047; Bestzeiten: 1
Analyse: Star-Designer Adrian Newey hat den RB5 am Limit konstruiert. Das hat zum einen zur Folge, dass das Auto sehr schnell ist und Sebastian Vettel vor allem auf einer Runde mit allen anderen mithalten kann. Zum anderen sorgte es aber auch für einige technische Defekte. Das Auto ist schnell, die Frage ist nur, ob es ins Ziel kommt.
Das sagen die Verantwortlichen: Sebastian Vettel: "Man muss immer ein paar Kinderkrankheiten ausräumen. Das Auto fühlt sich sehr gut an. Aber es ist noch zu früh, mit gewagten Prognosen die Pferde scheu zu machen. Wir müssen die Füße auf dem Boden halten."
Das sagt der Experte: Marc Surer: "Man kann hoffen, dass Sebastian Vettel eine gute Waffe zur Verfügung hat. Red Bull ist in der Nähe der Top 3 und für eine Überraschung gut. Ich glaube aber nicht, dass sie konstant auf dem höchsten Level mithalten können."
Renault
Statistik: Testtage: 15; Testkilometer: 5710; Bestzeiten: 1
Analyse: Renault war zu Beginn der Wintertests erschreckend langsam. Doch mit der Zeit und mit dem zunehmenden Einfluss von Fernando Alonso wurde das Auto immer schneller. Es fehlen zwar die herausragenden Ergebnisse, aber Alonso ist immer ein Highlight in den Rennen zuzutrauen.
Das sagen die Verantwortlichen: Fernando Alonso: "Ich bin optimistischer als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Die Zeit wird aber nun langsam knapp. Wir müssen unsere Schlüsse ziehen und erkennen, wo uns noch etwas fehlt."
Das sagt der Experte: Marc Surer: "Renault ist besser als es aussieht. Ähnlich wie BMW-Sauber zeigen auch die Franzosen nicht wirklich, was sie können. Das Auto ist gut, aber ob Renault wie erhofft um Siege fahren kann, ist fraglich."
Teil 2: Die Analyse über die große Sensation, die silberne Ernüchterung und drei Hinterbänkler