Eine Woche vor dem Saisonauftakt in Melbourne muss sich die Formel 1 in einem chaotischen Hickhack um das Regelwerk zurechtfinden. Nicht nur Chef-Promoter Bernie Ecclestone hofft, dass es zwischen FIA und FOTA nicht zu einer neuen Eiszeit kommt.
"Ich hoffe nicht. Ich hoffe, dass alle realisieren, was momentan passiert", sagte Ecclestone in einem Interview: "Wir versuchen, es für alle einfacher zu machen, in der Formel 1 zu bleiben." Dazu sollten nach Meinung der FIA und ihres Präsidenten Max Mosley die neue Weltmeister-Regel, nach der ab sofort der Fahrer mit den meisten Siegen den Titel holen sollte, und eine Budget-Grenze von 33 Millionen Euro ab 2010 betragen.
FIA zur Rücknahme der Weltmeister-Regel gezwungen
Die FOTA sah ihre eigenen Vorschläge für weitreichende Sparmaßnahmen und ein reformiertes Punktesystem (12-9-7-5-4-3-2-1) dadurch ignoriert und zwang die FIA mit einem angekündigten Einspruch zumindest zur Rücknahme der Weltmeister-Regel.
Gegen die waren Rekordweltmeister Michael Schumacher und viele aktuelle Fahrer Sturm gelaufen. "Endlich hat die FIA - wenn auch unter Druck - eingesehen, dass es so nicht geht. Es wurde wieder einmal ohne Not etwas entschieden, ohne darüber nachzudenken, was die Konsequenzen gewesen wären", sagte der frühere Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck.
BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen bezeichnete am Rande des 12-Stunden-Rennens in Sebring/USA die Rolle rückwärts der FIA als "nur konsequent". Theissen kritisierte zudem die Auswirkungen der geplanten Budget-Grenze, die - weil nicht verpflichtend für alle Teams - faktisch innerhalb einer Rennserie zwei verschiedene Reglements installiert.
"Die Formel 1 begibt sich in eine Situation, die in der Tourenwagen-WM unvermeidlich ist. Dass sich die FIA auf so ein Glatteis begeben hat, kann ich nicht verstehen", sagte Theissen, wollte aber "nicht ausschließen, dass wir uns in Melbourne noch einmal zusammensetzen".
Mosley kontert FOTA-Vorwürfe
Mosley hatte offenbar versucht, die Front der Teams, die Anfang März in Genf erstmals gemeinsam ihre Vorstellungen von der zukünftigen Formel 1 vorgestellt hatten, mit seiner Budget-Idee aufzuweichen. "Wir haben viel mit Force India und Williams gesprochen, die beide sehr unterstützend waren", sagte der FIA-Chef dem "Daily Telegraph" und konterte den Vorwurf der FOTA, mit ihr nicht gesprochen zu haben.
Den Aufschrei der FOTA gegen die Budget-Grenze bezeichnete er als schwache Antwort: "Sie wussten, dass wir darüber nachdenken, hätten aber wohl nicht gedacht, dass wir es wirklich machen." Nach seinem Geschmack hätte die Grenze sogar noch niedriger (27 Millionen Euro) angesetzt werden sollen.
Die generelle Notwendigkeit zu sparen, sieht Ecclestone allerdings auch. "Wenn es keinen Schnitt gäbe, würde es vielleicht so enden wie bei Honda", sagte der Brite: "Wir müssen die Notwendigkeit abschaffen, Geld ausgeben zu müssen, um wettbewerbsfähig zu sein."
Allerdings fordert Ecclestone eine für alle Teams gültige Obergrenze. "Ja, auf jeden Fall. Da stimme ich hundertprozentig, ja sogar millionenprozentig zu", sagte er und fügte hinzu: "Ich bin sicher, dass das schließlich passieren wird."
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