Schumi sägt am eigenen Denkmal

SID
Michael Schumacher beendete 2006 seine aktive Karriere als Ferrari-Fahrer
© Getty

Nach dem Pannenrennen in Malaysia steht auch Ferrari-Berater Michael Schumacher in der Kritik. Sein Arbeitgeber hat nach dem Regen-Chaos schon eine Krisensitzung einberufen.

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Als Rennfahrer war Michael Schumacher der Regenkönig, am Kommandostand sah er an diesem Wochenende nur noch aus wie ein Bademeister. Der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten sägt mit offenbar krassen Fehlentscheidungen an seinem eigenen Denkmal. Nach dem Pannenrennen in Malaysia scheinen Schumachers Tage als Ferrari-Berater gezählt.

Krisensitzung einberufen

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hat für diese Woche eine Krisensitzung einberufen. Einer der Tagesordnungspunkte dürfte Schumachers Zukunft in Maranello sein. Er ist mit einer Gage von angeblich fünf Millionen Euro immer noch einer der bestbezahlten Ferrari-Mitarbeiter.

Schumachers Vertrag läuft zum Jahresende aus, eine Verlängerung gilt als unwahrscheinlich. Sogar eine vorzeitige Trennung ist angesichts der Talfahrt und der globalen Finanzkrise derzeit nicht auszuschließen.

Davon will Schumacher-Manager Willi Weber aber nichts wissen. Er sagte lediglich: "Es ist möglich, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Aber wir haben erst Mitte des Jahres Gespräche. Mal abwarten. Wenn nicht, dann ist sicher nicht das Rennen in Malaysia der Grund dafür."

Weber hält Schumi-Kritik für "idiotisch"

Die Ferrari-Strategen hatten Schumacher als "Geheimwaffe" extra nach Australien und Malaysia geschickt. Doch der Schuss ging nach hinten los. Nach zwei Rennen sind die Roten neben Force India das einzige Team, das noch keinen Punkt gewonnen hat. So schlecht war Ferrari letztmals 1992 in eine Saison gestartet.

Dass daran Schumacher die Hauptschuld tragen soll, findet Weber "idiotisch". "Aber wen sollen sie denn auch nehmen?", sagte er. "Ihn kennt ja jeder. Und er war halt zufällig da. Das waren aber alles Teamentscheidungen. Michael konnte schon einige Tipps geben, aber er ist ja nicht der Teamchef oder Teammanager."

Spott in Italien

Grund für Webers Empörung: Schumacher wird in Italien bereits verspottet (Gazzetta dello Sport: "Hat Schumacher die Strategie bestimmt?"), Experten und auch ehemalige Fahrerkollegen lassen kein gutes Haar an dem siebenmaligen Weltmeister. "Ich wundere mich, dass man mit so einer Beratung so einen Scheiß machen kann", sagte Premiere-Experte Marc Surer recht drastisch am Mikrofon.

Der Schweizer meinte die Situation im Qualifying, als Felipe Massa zurück in die Garage beordert wurde, weil man dachte, seine Zeit reiche, um eine Runde weiterzukommen. Stattdessen musste der Brasilianer tatenlos zusehen, wie er bis auf Rang 16 durchgereicht wurde. Sogar Schumi-Freund Niki Lauda polterte bei "RTL": "Er hätte die Situation erkennen müssen, das war nur peinlich."

Aber es kam noch schlimmer: Kimi Räikkönen, der bei Ferrari 2007 Schumachers Platz übernommen hatte, musste den nächsten Fauxpas ausbaden. Der Finne wurde in Runde 19 in die Box geholt, anstatt mit Slicks wurde er mit Regenreifen auf die zu diesem Zeitpunkt trockene Piste zurückgeschickt. Aber der Monsun von Malaysia kam erst viel später, und deshalb funkte Räikkönen SOS: "Meine Reifen sind total kaputt."

Subtile Kritik von Domenicali an Schumacher

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali war fassungslos. Hatte Schumi diese Fehlentscheidung der Roten zu verantworten? "Das möchte ich nicht in der Öffentlichkeit diskutieren", sagte der Italiener nach dem Rennen.

Und was für eine Rolle spielte Schumacher generell bei den Fehlentscheidungen an diesem Wochenende? "Ich habe mit dieser Frage gerechnet, aber ich möchte sie nicht beantworten. Ich habe ja auch nicht auf die Frage geantwortet, wer entschieden hat, Kimi so früh auf Regenreifen rauszuschicken", sagte Domenicali und grinste dabei vielsagend.

Massa: "Wir sind doch nicht blöd!"

Offiziell meinte er lediglich: "Wir müssen uns aus dieser Situation herausarbeiten, ohne Panik. Es ist an der Zeit, dass jeder seine Verantwortung übernimmt. Ich übernehme meine, und so sollten es alle tun, die mit mir zusammenarbeiten."

Vize-Weltmeister Felipe Massa stieß nach seinem neunten Platz in das gleiche Horn: "Wir müssen wieder ganz von vorne anfangen. Alle müssen die Köpfe zusammenstecken und Punkt für Punkt verstehen, was hier falsch läuft. Wir sind doch nicht blöd!"

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Schumacher: "Es war ein Lotteriespiel"

Schumacher suchte nach Ausreden: "Es war ein Lotteriespiel, das wir leider nicht gewonnen haben", sagte der 40-Jährige. Italienische Journalisten fragen sich nun, wie Schumachers Aufgabenbereich genau definiert ist. Der reagierte darauf genervt: "Ich möchte das nicht beantworten. Eine interne Angelegenheit." Sogar Schumis Hausblatt legt plötzlich den Rückwärtsgang ein. "Vom Regen-König zum Regen-Depp?" titelte die "Bild"-Zeitung.

Räikkönen wurde als 14. gewertet, doch während seine Kollegen noch in den Autos saßen und vergeblich auf einen Neustart warteten, war der Finne längst verschwunden und umgezogen. Er lutschte in der Garage lieber ein Eis und grinste vor sich hin. Massa landete auf einem enttäuschenden neunten Rang. Der Brasilianer nahm Schumacher in Schutz. "Mit Michael hatte das nichts zu tun, das war eine Entscheidung des Teams", meinte er zum Qualifying-Debakel.

WM-Spitzenreiter Jenson Button konnte sich einen Seitenhieb auf Schumacher nicht verkneifen. "Wir brauchen bei uns keinen Berater wie Michael Schumacher, um schnell zu sein. Wir wissen selbst, wie wir Rennen und Titel gewinnen können. Nein, wir brauchen wirklich nicht noch einen Ex-Fahrer, der uns hilft", wird der Brite in der "Bild"-Zeitung zitiert.

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