Aber es ist eben nicht so. Vier Rennen haben die drei Top-Teams der vergangenen Jahre schon vergeudet. Ergebnis: 13 Punkte für Silber, vier Punkte für Weiß-Blau, drei Punkte für Rot. WM-Leader Brawn GP steht bei 50 Zählern in der Konstrukteurs-Wertung.
Kommt in Barcelona nicht die große Wende, ist der WM-Zug aller Voraussicht nach schon abgefahren. Aber wie groß muss der Leistungssprung sein und welches Team hat die meisten Pfeile im Köcher?
SPOX nimmt die Pläne von McLaren, BMW-Sauber und Ferrari unter die Lupe.
McLaren-Mercedes: "Das ist fast ein Neustart in die Saison", beschreibt Weltmeister Lewis Hamilton die Gemütslage bei den Silbernen vor dem Spanien-GP.
Das stimmt nach dem milden Urteil in der Lügen-Affäre umso mehr. Jetzt kann man sich in Woking und Stuttgart endlich wieder auf den Sport konzentrieren.
Ob das allerdings reicht, um zur Spitze aufzuschließen, ist sehr fraglich. Im Gegenteil. Hamilton erwartet nach seinem vierten Platz in Bahrain sogar einen Rückschritt: "Die gute Vorstellung in Bahrain darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Strecke in Barcelona unserem Auto nicht so gut liegt."
Daran können auch gewaltige technische Neuerungen nichts ändern, schließlich hat McLaren das Auto schon während der Überseerennen kontinuierlich verbessert. Folge: "Wir werden nicht so viel technische Neuerungen haben wie die anderen Teams", prognostizierte Hamilton.
Während die Silberpfeile Rennen für Rennen das eine oder andere neue Teil ans Auto schraubten, haben sich die Konkurrenten von BMW-Sauber und Ferrari alles für den großen Wurf in Barcelona aufgehoben.
BMW-Sauber: Die Fahrer Robert Kubica und Nick Heidfeld sind extrem ungeduldig. Vor allem der Pole, der eigentlich in diesem Jahr Weltmeister werden wollte, stattdessen aber mit null Punkten dasteht, forderte einen riesigen Entwicklungssprung von seinem Team.
Den soll er bekommen. BMW-Sauber wird mit einem aerodynamisch praktisch völlig neuen Auto in Barcelona antreten. "Völlig neu sind die Fahrzeugnase, die stärker eingezogenen Seitenkästen und der Heckflügel. Darüber hinaus wurden der Frontflügel, die Motorabdeckung sowie der Unterboden weiterentwickelt", erklärte Technikchef Willy Rampf im Vorfeld.
Die Weiterentwicklung am Unterboden wird mit ziemlicher Sicherheit auf einen Doppel-Diffusor hinauslaufen. Das Team hatte bereits nach dem Urteil in dieser Sache bekannt, schon an einem vergleichbaren Modell zu arbeiten.
Am KER-System, das gegenüber dem von Mercedes einen Gewichtsnachteil haben soll, wird zunächst offenbar nichts verändert, aber BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen kündigte an: "Für die laufende Saison sind weitere Schritte bereits in Arbeit."
Ferrari: Die Scuderia plant den vielleicht größten Schritt von allen Teams. Zu blamabel waren die ersten Rennen, die de facto den schlechtesten Saisonstart eines Ferrari-Formel-1-Teams aller Zeiten darstellten.
Die Gedanken bei den Roten waren zwischenzeitlich sogar so finster, dass Berater Michael Schumacher schon zur Diskussion stellte, die Saison 2009 frühzeitig abzuhaken. Dazu wird es vielleicht auch kommen, sollte der Sprung an die Spitze, der für Barcelona angedacht ist, zu klein ausfallen.
Um das zu vermeiden, baute Ferrari ein fast komplett neues Auto. Der neue F60 soll italienischen Medienberichten zufolge 15 Kilogramm leichter sein, ein großer Vorteil beim Einsatz von KERS. Dazu gibt es auch aus Maranello ein komplett neues Aerodynamik-Paket samt Doppel-Diffusor.
Kimi Räikkönen hofft, dass diese Änderungen im Vergleich zur ebenfalls weiterentwickelnden Konkurrenz zumindest "drei Zehntelsekunden" bringen.
Ferrari-Testfahrer Marc Gene geht sogar noch deutlich weiter. Der Spanier testete die B-Version des Autos bereits in Vairano auf gerader Strecke.
Seine Prognose für Barcelona: "Wir können den Rückstand auf Brawn wettmachen, vielleicht können wir sie sogar überholen", sagte er der spanischen Zeitung "AS". "Der F60B hat die größten aerodynamischen Fortschritte, die ich bei Ferrari jemals erlebt habe."
Ungewohnt euphorische Worte von einem erfahrenen Mann wie Gene. Gut möglich, dass bei Ferrari Pessimismus aus Gründen der Außendarstellung im Moment schlichtweg verboten ist.
Ebenso gut möglich aber auch, dass die Scuderia tatsächlich zum großen Sprung ansetzt. Dass sie dazu in der Lage ist, weiß ausgerechnet der Mann besonders gut, den sie im Moment jagt.
Ferraris ehemaliger Technikchef Ross Brawn.
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