Sebastian Vettel hat den Europa-GP in Valencia souverän gewonnen und damit seine WM-Führung weiter ausgebaut. Fernando Alonso lieferte seinen spanischen Fans als Zweiter eine tolle Show. Michael Schumacher fiel nach einem Unfall weit zurück.
Hattrick für Sebastian Vettel in Valencia. Nach der Pole-Position sicherte er sich am Sonntag den Sieg im Rennen und die schnellste Rennrunde. Das passte zu seiner äußerst souveränen Vorstellung, die ihm in der Fahrer-WM einen noch größeren Vorsprung bescherte.
Mit 186 Punkten hat Vettel nun 77 Zähler Vorsprung auf die punktgleichen Jenson Button und Mark Webber. Das ist eine Welt. Er könnte nun dreimal ausfallen und würde trotzdem sicher seine Führung behalten.
Diebische Freude bei Vettel
"Das Rennen hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht", sagte Vettel. "Ich liebe es einfach, wenn man jede Runde gegen sich selbst fährt und das Maximum herausholt, um dem Druck der Gegner standzuhalten. Wenn es dann so aufgeht wie diesmal, ist die Zufriedenheit riesig."
Über seine haushohe WM-Führung sagte er: "Ich schaue mir den Punktestand in der WM nicht an. Die Saison ist dafür noch viel zu lang. Es kann auch die Zeit kommen, in der wir Probleme bekommen."
Alonso fängt Webber ab
Den meisten Druck auf Vettel machte in einem vergleichsweise geordnet abgelaufenen Rennen Fernando Alonso. Er kam an Mark Webber im zweiten Red Bull vorbei und wurde vor den heimischen Fans im Ferrari Zweiter.
"Ein zweiter Platz ist das Maximum, das wir zurzeit erreichen können. Zwischen beiden Red Bull zu sein, ist eine tolle Leistung des ganzen Teams", sagte Alonso. "Der Kampf gegen Webber über die gesamte Renndistanz war sicher für die Fans sehr interessant anzuschauen."
Großer Frust bei McLaren
McLaren hatte diesmal mit dem Kampf um den Sieg nichts zu tun. Lewis Hamilton kämpfte mit Reifenproblemen und wurde Vierter, Jenson Button kam nach einem Ausfall von KERS nicht über Rang sechs hinaus.
Der Frust bei beiden war groß. "Wir waren einfach nicht schnell genug und ich konnte meine Reifen nicht ausreichend schonen. Es war ein langweiliges Rennen. Wir waren wirklich langsam und ich hatte Glück, dass ich wenigstens noch vor Massa ins Ziel gekommen bin", sagte Hamilton.
Button ergänzte: "Wir hatten erwartet, stärker zu sein als Ferrari und näher an Red Bull dranbleiben zu können. Aber das genaue Gegenteil ist eingetreten."
Verkorkstes Rennen für Schumacher
Mit Nico Rosberg, Adrian Sutil und Nick Heidfeld holten drei weitere Deutsche WM-Punkte. Michael Schumacher fiel nach einem Unfall mit Witali Petrow und einem Wechsel des Frontflügels aussichtslos zurück und wurde nur 17., Timo Glock beendete das Rennen auf Platz 21.
"Das war meine Dummheit, ganz klar mein Fehler", sagte Schumacher. "Der hat das Rennen für mich gezeichnet. Danach konnte ich nur noch darauf schauen, das Auto ins Ziel zu bringen."
Ein Novum: Alle 24 gestarteten Autos kamen in Valencia trotz der großen Hitze ins Ziel - so viele Fahrzeuge sahen in der Formel-1-Geschichte noch nie die schwarzweiß karierte Flagge.
Schlüsselszenen des Rennens:
Start: Vettel kommt gut weg und behauptet seine Führung locker. Hamilton hat Probleme und muss beide Ferrari passieren lassen. Massa greift nach seinem Blitzstart sogar Webber innen an, muss aber zurückstecken. Dadurch kommt Alonso außen vorbei und ist Dritter hinter beiden Red Bull. Vettel kann sich direkt etwas absetzen. Im Mittelfeld kommt Rosberg gut weg und überholt Button.
Runde 6: Nach rundenlangem Duell greift Button Rosberg an und geht mit einem energischen Manöver am Deutschen vorbei. Interessanter Weise überholt er nicht nach einer der beiden DRS-Zonen, sondern ganz aus eigener Kraft.
Runde 15: Crash zwischen Schumacher und Petrow. Schumacher kommt aus der Box raus und Petrow kommt außen daneben. Schumacher gibt aber zu spät nach. Als er merkt, dass der Russe nach innen in die erste Kurve zieht, blockiert er die Reifen und fährt sich am Lotus-Renault den Frontflügel ab. Die Folge ist ein zweiter Stopp, der ihn weit zurückwirft. In der gleichen Runde macht Hamilton an der Box einen Platz gegen Massa gut.
Runde 21: Alonso nutzt den verstellbaren Heckflügel und geht an Webber vorbei. Damit ist er nun erster Verfolger von Vettel. Beide fahren fast identische Rundenzeiten.
Runde 30: Alonso kommt eine Runde nach Webber zum zweiten Stopp. Die eine Runde hat Webber gereicht, um sich wieder vor den Ferrari auf Position zwei zu schieben. Vettel bleibt nach seinem Stopp rund drei Sekunden vorne.
Runde 32: Probleme bei Massa und Button. Bei Massas zweitem Stopp klemmt eine Radmutter und er verliert rund fünf Sekunden. Button klagt derweil über Funk, dass sein KERS nicht funktioniert.
Runde 46: Ferrari revanchiert sich bei Red Bull und dreht beim dritten Boxenstopp den Spieß um. Alonso geht an Webber vorbei, weil er später zum Reifenwechsel kommt und der Australier gleichzeitig im Verkehr feststeckt.
Ziel: Vettel gewinnt vergleichsweise entspannt in Valencia! Dahinter behauptet Alonso klar Rang zwei, weil Webber wegen Getriebeproblemen langsam machen muss.
Mann des Rennens: Fernando Alonso. Ganz starkes Rennen des Lokalhelden. Er war der Einzige, der den Speed beider Red Bull mitgehen konnte. Seinem Ferrari-Kollegen Massa hat er rund 40 Sekunden abgenommen. Dazu sein sehenswertes Überholmanöver gegen Webber - fahrerisch hat sich Alonso überhaupt nichts vorzuwerfen.
Flop des Rennens: McLaren. Sonst fast immer im Rennen neben Red Bull das stärkste Team, hatte McLaren diesmal große Probleme. Hamilton wirkte am Start und in den ersten Runden etwas gehemmt und hatte danach große Probleme mit den Reifen. Er nahm sie ständig zu hart ran und verlor dadurch am Ende seiner Stints immer viel Zeit. Button kämpfte nach einem Ausfall seines KERS mit stumpfen Waffen. McLaren kann mit den Punkten für die Plätze vier und sechs noch ganz gut leben, aber in Sachen Speed war gegen Red Bull und Ferrari diesmal kein Kraut gewachsen.
Manöver des Rennens: Schumacher überholt Sutil. Schumachers Rennen war ja nun wirklich verkorkst. Aber ein Manöver sorgte trotzdem für gute Laune. Direkt nach seinem Crash mit Petrow schleppte er sich nicht einfach nur mit kaputtem Frontflügel zurück an die Box, er besaß trotz fehlenden Abtriebs sogar die Frechheit, Sutil zu überholen. Wozu braucht man schon Frontflügel...?
Analyse: Das war mal wieder ein Rennen, bei dem es geordnet zuging und in dem der Sieger nicht bis zur Ziellinie kämpfen musste. Allzu turbulent und actionreich war es nicht, auch wenn dank des verstellbaren Heckflügels und unterschiedlicher Strategien zumindest einige schöne Überholmanöver zu sehen waren. Für Valencia-Verhältnisse im Vergleich zu den Vorjahren schon ein Erfolg.
Red Bull sah in der spanischen Hitze im Rennen souveräner aus als zuletzt, was daran liegen kann, dass der Bulle mit den Reifen sorgsamer umgeht als die Konkurrenz. Vettel agierte fehlerlos und hatte vom Speed her seinen Teamkollegen jederzeit im Griff.
Vor allem McLaren hatte mehr Probleme als gewohnt und kam vom Speed her nicht mit der Spitze mit. Das schaffte nur Alonso, der wie Vettel ein herausragendes Rennen fuhr.
Mercedes fuhr wie erwartet im Niemandsland zwischen den drei Top-Teams und dem Rest. Platz sieben für Rosberg war die logische Konsequenz. Schumachers Rennen war nach der tollen Vorstellung von Montreal diesmal verkorkst.