Die Ministerpräsidenten der Länder haben sich für eine kontrollierte Öffnung des Sportwettenmarktes ausgesprochen. Ein entsprechenden Entwurf soll am 6. April beschlossen werden.
Das Eis scheint gebrochen: Die Ministerpräsidenten der Länder haben sich für eine kontrollierte Öffnung des Sportwettenmarktes ausgesprochen. Das teilten der rheinland-pfälzische Landeschef Kurt Beck und sein Kollege Wolfgang Böhmer aus Sachsen-Anhalt am Donnerstag in Berlin mit.
Am 6. April wollen die Ministerpräsidenten in einer Sonderkonferenz in der Hauptstadt einen entsprechenden Entwurf zur Änderung des bestehenden Glücksspielstaatsvertrages abschließend beraten.
Monopol des Staates überholt
"Wir sind uns im Wesentlichen einig, es gibt nur noch Details beim Thema Sportwetten zu klären", sagte Böhmer. Dabei geht es um die Art und Weise der Liberalisierung. So könnten Lizenzen für private Wettanbieter regional oder bundesweit vergeben werden. Außerdem muss geklärt werden, wie Schutzmechanismen wie Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden können.
Zurzeit garantiert der Glücksspielstaatsvertrag das staatliche Monopol, das im Bereich der Lotterien auch erhalten bleiben soll. Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes vom 8. September 2010 sehen sich die privaten Sportwettanbieter bestätigt, dass die Einschränkungen auf dem deutschen Wettmarkt nicht mehr der aktuellen Rechtslage entsprechen und das Monopol des Staates überholt ist.
"Fünf Milliarden Euro plus X" entgehen dem Staat
Laut Beck werden derzeit rund 90 Prozent aller Sportwetten nach heutigem Recht "im illegalen Bereich" abgeschlossen. Dadurch würden dem Staat Einnahmen entgehen, die der SPD-Politiker auf "fünf Milliarden Euro plus X" bezifferte. Diese Gelder sollen bei einer Zulassung privater Anbieter dem Sport, der Kultur und ökologischen Projekten zugute kommen, erklärte Beck.
"Wir begrüßen die Grundsatzentscheidung der Ministerpräsidenten, den Sportwettenmarkt für ein Konzessionsmodell zu öffnen. Das ist die Richtung, die auch wir mit unserem dualen Modell vorgeschlagen haben. Damit besteht die Chance, sowohl das Lotteriemonopol zu sichern als auch den Sportwettenmarkt privaten Anbietern auf legale Weise zugänglich zu machen", kommentierte Generaldirektor Michael Vesper vom Deutschen Olympischen Sportbund.
Besteuerung von 20 Prozent
Anlässlich des Treffens der Länderchefs am Donnerstag hatte sich bwin-Vorstand Norbert Teufelberger für mehr Vielfalt im Sportwettenmarkt im Internet ausgesprochen. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Donnerstag-Ausgabe) rechnete Teufelberger vor, dass der Sport und die Länder von der Besteuerung von rund einer Milliarde Euro profitieren könnten. Voraussetzung ist, dass sich die Politik für die Zulassung von Online-Wetten, -Poker und -Casino entscheiden würde.
So hoch ist der geschätzte Ertrag, den Anbieter in Deutschland nach Ausschüttungen von Kundeneinsätzen derzeit in Deutschland erzielen. Teufelberger spricht sich für eine Besteuerung der Erträge aus den Glücksspielumsätzen mit rund 20 Prozent aus. Dieses Modell habe sich in Europa bewährt.
Experten sehen Milliarden-Potenzial
Der Sportwettenmarkt in Deutschland hat im Falle einer Öffnung für private Anbieter laut Expertenmeinung ein Milliarden-Potenzial. Klaus Goldhammer vom Beratungsunternehmen Goldmedia rechnet im Falle einer moderaten Marktöffnung mit der Zulassung privater Onlineanbieter mit einem jährlichen Wachstum der Bruttospielerträge im Online-Gamingmarkt um acht Prozent pro Jahr.
Damit würde innerhalb von fünf Jahren ein Bruttospielertrag von rund 1,5 Milliarden Euro in Deutschland erreicht. Dies hatte Goldhammer unlängst auf dem Sportbusiness-Kongress (SpoBiS) in Düsseldorf gesagt.
Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hatte vor kurzem Hoffnung auf eine kontrollierte Öffnung des Sportwettenmarktes gemacht. "Wir wollen keinen Wildwuchs. Wenn die Menschen spielen wollen, dann in geordneten Bahnen. Dies könnten wir mit einer kontrollierten Öffnung erreichen", sagte der CDU-Politiker.