Der 44-Jährige, derzeit Assistent von Predrag "Preki" Radosavljevic bei Chivas USA, gilt in den Vereinigten Staaten als arrivierter Coach mit ausgewiesenem Sachverstand, dessen Lebenslauf als Trainer jedoch den einen Makel trägt: Vasquez stand immer im zweiten Glied.
Er war Co-Trainer bei Cal Poly Ponoma, einer College-Mannschaft aus Kalifornien (1999-2000), weitere zwei Jahre bei San Diego Spirit in der inzwischen aufgelösten Profi-Liga der Frauen. Nach einem Jahr als Assistenz-Coach bei den Los Angeles Galaxy wechselte er 2005 schließlich zum MLS-Neuling Chivas, wo er zusammen mit Preki schnell ein erfolgreiches Team aufbaute.
Doch Vasquez hielt sich immer im Hintergrund. Eine fast scheue Zurückhaltung, die ihn schon als Spieler auszeichnete. Seine erfolgreichsten Jahre als Aktiver hatte der defensive Mittelfeldspieler 1996/97 bei Tampa Bay Mutiny. Seine Aufgabe war es damals, dem schillernden Star des Teams, dem Kolumbianer Carlos Valderrama, den Rücken frei zu halten.
Akribisch, ohne Allüren
Diesen Job freilich erledigte er so zuverlässig, dass ihn Steve Sampson in dieser Zeit insgesamt sieben Mal in die Nationalmannschaft der USA berief. Ins Rampenlicht aber drängte es Vasquez auch damals nicht.
Für die ganz große Bühne fehlt es dem soliden und akribischen Arbeiter zwar nicht an Ehrgeiz, sondern eher an der nötigen Portion Selbstsucht und Narzissmus. Vasquez ist ein Teamplayer, der gerne hinter den Kulissen seinen Job verrichtet.
In den USA kann das vielleicht als Schwäche gelten. Für Klinsmann passt dieser Charakterzug dagegen voll ins Anforderungsprofil. Der kommende Bayern-Trainer sucht keinen charismatischen PR-Mann, sondern einen Fachmann im Hintergrund - einen zweiten Jogi Löw.
Herzog: "Das wird klappen"
"Klinsmann hat sich sicher den für ihn optimalen Co-Trainer gesucht", glaubt auch Andreas Herzog. Der ehemalige Bayern-Spieler kennt Klinsmann, er kennt München - und er kennt Vasquez. Unter ihm als Co-Trainer spielte Herzog 2004 bei den L.A. Galaxy.
"Ich habe Martin Vasquez in meinem Jahr in Los Angeles als absoluten Fachmann kennengelernt. Er hat dort einen exzellenten Job gemacht, und ich bin sicher, das wird auch in München gut klappen", so Herzog im Gespräch mit SPOX.com.
Auch der 39-Jährige beschreibt Vasquez als "sehr, sehr ruhigen Typen", der aber dank seiner Fußballkompetenz und "seiner sehr sympathischen Art in München gut zurecht kommen wird."
Routiniert und respektvoll
Auch im Umgang mit dem Medien macht sich Herzog keine Sorgen um seinen ehemaligen Coach: "Im Gegensatz zu München ist das Medienaufkommen in Amerika natürlich minimal. Da wird Vasquez sich umstellen müssen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit seinem Charakter da irgendwelche Probleme bekommen wird."
Einen kleinen Vorgeschmack auf den ebenso routinierten wie respektvollen Umgang mit der Öffentlichkeit geben schon die ersten Sätze, mit denen Vasquez seinen Wechsel zum FC Bayern in den USA kommentierte.
Einer kurzen aber aufrichtigen Danksagung an seinen bisherigen Verein Chivas folgte sein knappes Statement: "Natürlich freue ich mich sehr auf die Arbeit mit Jürgen Klinsmann - zumal bei einem derart großen Verein wie Bayern München. Aber aus Respekt vor dem jetzigen Trainer Ottmar Hitzfeld ist es angebracht, mich bis zum meinem offiziellen Amtsantritt im Juli nicht weiter zu diesem Thema zu äußern."
Bayerische Cleverness
In München wird man solche Aussagen gerne hören. Immerhin ziehen die Verantwortlichen dort derzeit alle Register, um Hitzfeld in der Rückrunde in Ruhe arbeiten zu lassen.Wie schon die Präsentation von Klinsmann als Cheftrainer wirkte auch die Vorstellung von Vasquez clever eingefädelt und professionell geplant.
Die Nachricht kam überraschend, sie kam zu einer Zeit, als der DFB-Pokal die Szenerie beherrschte, sie kam abends kurz vor Redaktionsschluss, sodass die meisten Zeitungen nur die schlichte Pressemitteilung vermelden konnten. Und vor allem: Sie kam noch rechtzeitig vor dem Start der Rückrunde.
Damit sind die wichtigsten Personalfragen an der Säbener Straße geklärt. Nun liegt es - neben der Mannschaft - an Ottmar Hitzfeld selbst, wie sich seine Abschiedstour vom Klubfußball atmosphärisch gestalten wird.