Die nicht eingeweihten Teammitglieder sind geschockt - bis Fenin aufsteht, lacht und seinen Kunstblutbeutel vorzeigt. Fenin, der Schelm. Fenin, die neue Attraktion der Bundesliga.
Im Winter investierte Eintracht Frankfurt Aufsehen erregende 3,5 Millionen Euro, um den 20-Jährigen aus Teplice loszueisen. Die Bilanz seit dem Rückrundenstart: Frankfurt - zwei Siege, Platz sieben. Fenin - 180 Minuten, vier Tore.
Im SPOX.com-Interview spricht der tschechische Nationalspieler über IKEA, Pavel Nedved und seine Drohung an Trainer Friedhelm Funkel.
SPOX: Die "Bravo" schreibt über Sie: "Fenin hat das Zeug, endlich Glamour in die solide, aber etwas langweilige Welt von Heribert Bruchhagen zu bringen." Wie glamourös sind Sie?
Martin Fenin: Ich bin ein ganz normaler Junge, der Spaß am Fußball hat. Ich halte absolut nichts von Starkult und fühle mich sicher nicht in irgendeiner Art glamourös.
SPOX: Es stimmt demnach, wenn Ihr Berater Miroslav Kadlec sie mit den Worten "sehr erfolgsorientiert, der aber nie abhebt" beschreibt?
Fenin: Warum soll ich abheben? Die drei Tore in Berlin hätte ich ohne Ioannis Amanatidis, der sie mir wirklich super aufgelegt hat, nie erzielt. Und wenn Markus Weissenberger am Freitag gegen Bielefeld nicht solch eine hervorragende Vorarbeit geleistet hätte, wäre mein Tor auch nicht gefallen.
SPOX: Nur außerhalb des Platzes scheinen Sie sich in Frankfurt nicht wohlzufühlen. Wie oft waren Sie die letzten Tage bei IKEA, um Ihr komplett leeres Apartment wohnlicher zu machen?
Fenin: Die Sache mit der leeren Wohnung wurde übertrieben, ich fühle mich auch unabhängig vom Fußball sehr wohl in Frankfurt. Bei IKEA war ich ein paar Mal, weil es ja eine komplette Wohnung einzurichten gilt und man immer was vergisst beim ersten Einkauf.
SPOX: Wie lange stellen Sie sich überhaupt darauf ein, in Frankfurt zu bleiben? Ihr Vertrag läuft bis 2012, aber es gibt ja das eine oder andere Spitzenteam...
Fenin: Ich habe hier für viereinhalb Jahre unterschrieben und möchte der Eintracht dabei helfen, selbst eine Topmannschaft zu werden.
SPOX: Wann ist die Eintracht in der Lage, die Top-5-Teams der Liga anzugreifen?
Fenin: Frankfurt ist auf dem Weg, wieder eine sehr gute Adresse in der Bundesliga zu werden. Die Eintracht hat mit die meisten Zuschauer, hat ein professionelles Management, einen guten Trainer, tolle Fans und ein super Stadion. Was bitte hätte gegen den Wechsel sprechen sollen?
SPOX: Weil der Rückstand zu Leverkusen oder Hamburg noch groß ist?
Fenin: Selbstverständlich wird der Schritt nach oben sehr schwer. Soweit wie die Mannschaften vor uns sind wir eben nicht, daher kann man auch nicht voraussagen, wann wir es unter die Top-5-Teams schaffen. Das ist alles aber nicht schlimm, denn ich finde die Politik in Frankfurt sehr gut. Immer ein Schritt nach dem anderen, das entspricht meinem Naturell und meinem Charakter.
SPOX: Nach Turin wollten Sie nicht, weil Juve Sie erstmal verleihen wollte. Hat es nicht gereicht, dass Pavel Nedved angerufen hat?
Fenin: Ich möchte regelmäßig spielen und wissen, wo ich hingehöre. In Deutschland habe ich alles, wovon ich geträumt habe. Hier gibt es tolle Stadien, hier gibt es die meisten Zuschauer in ganz Europa. Und was am wichtigsten ist: Hier kann ich mich entwickeln. Viele Talente gehen sehr früh nach Spanien oder England. Aber wie viele Talente schaffen auch den Sprung nach ganz oben?
SPOX: Wie konkret war das Interesse von Bremen, Arsenal und Liverpool?
Fenin: Es gab wohl Anfragen, mehr aber auch nicht. Ich selbst kümmere mich in erster Linie darum, gut Fußball zu spielen. Für all das außen herum habe ich meinen Berater. Ihm vertraue ich.
SPOX: Ihr Entdecker Frantisek Straka sagt über Sie: "Er ist kein Hallodri. Kein Simak, kein Stajner." Der Frankfurter Boulevard wird demnach vergeblich auf Skandale warten?
Fenin: Warum möchtet ihr Journalisten immer Skandale? Ich bin ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Schwächen. Ich bin normal - das ist alles.
SPOX: Sie sind mit Ihren 20 Jahren ohne die Eltern nach Frankfurt gezogen, um sich alleine durchzuschlagen. Gar keine Angst vor der Fremde und der Einsamkeit?
Fenin: Nein, überhaupt nicht. Ich bin ja kein Kind mehr und finde mich hier sehr gut zurecht. Natürlich freue ich mich, wenn meine Eltern zu Besuch kommen. In Berlin und gegen Bielefeld waren sie im Stadion. Das tut natürlich gut.
SPOX: Einerseits gelten Sie als reif, Teamkollegen bezeichnen Sie aber auch als Spaßvogel. Wer ist der richtige Martin Fenin?
Fenin: Ich mache gerne Späße, so wie meine Mannschaftskollegen auch. Wir arbeiten hart im Training und da finde ich es gut, wenn man auch mal einen Joke reißt. Es ist nun mal so, dass ich mit 20 noch nicht so reif sein kann wie ein Spieler mit 30.
SPOX: Mit ihrem Kunstblutbeutel-Streich wollten Sie Ihren U-20-Trainer veräppeln. Auf welchen Schabernack muss sich Friedhelm Funkel einstellen?
Fenin: Mal sehen. Jetzt zählt erst mal die Bundesliga und das wir so viele Punkte holen, wie es nur geht. Wir spielen hier ja nicht nur zum Spaß. Wir wollen unseren Fans eine starke Saison bieten. Wenn die Saison zu Ende geht und wir unsere Ziele erreicht haben, denke ich mir vielleicht noch einen Saisonabschluss-Gag aus.