München - Martin Fenin (im Bild rechts) erlebte einen unfassbaren, unvergesslichen ersten Bundesliga-Nachmittag. Beim 3:0-Sieg von Eintracht Frankfurt bei Hertha BSC erzielte der 20-jährige Tscheche sämtliche Tore, jedes einzelne extrem abgezockt.
Fenins Einstand ist umso bemerkenswerter, denn er fühlt sich in Frankfurt überhaupt nicht wohl. "Ich habe ein großes Problem: meine Wohnung", sagte Fenin über sein Leben in der Banken-Metropole.
"Sie ist absolut leer. Ich habe mir fünf Wohnungen angeschaut und wollte eine mit kompletter Ausstattung. Aber die haben mir alle nicht gefallen und es war etwas kaputt", klagt Fenin.
Der inakzeptable Zustand soll sich aber bald ändern. "Am Sonntag trainieren wir wieder und am Montag muss ich ganz schnell einkaufen, damit ich endlich etwas in der Wohnung habe", so Fenin.
Funkel jubelt, Fenin bremst
Nach seinem sensationellen Debüt im Eintracht-Trikot dürfte der tschechische Nationalspieler aber kaum ungestört bleiben beim Möbelkauf. Die Eintracht-Fans liegen ihm schon nach 90 Minuten zu Füßen. Auch Trainer Friedhelm Funkel wurde ungewohnt euphorisch.
"Das ist ein Junge, an dem wir noch viel Spaß haben werden - nicht nur, weil er drei Tore geschossen hat. Er hat auch viel Defensivarbeit geleistet. Fenin passt charakterlich perfekt in die Mannschaft, ist sehr hilfsbereit und auch im Training immer vorne dabei."
Fenin selbst blieb erfreulich bescheiden: "Natürlich war das ein Super-Start. Es war mein erster Hattrick der Karriere. Aber es war das erste Spiel und nächste Woche muss ich wieder Leistung bringen."
Fenin war zweifelsohne der überragende Neuling am 18. Spieltag. Doch wie erging es den anderen Debütanten und Rückkehrern? SPOX.com hat die Neuen beobachtet.
Das ging gründlich in die Hose:
Was Fenin für Frankfurt ist, sollte eigentlich auch Raffael für Hertha sein. Ein Wunschtransfer für den Sturm, der die Liga kräftig aufmischt. Doch der 4,8-Millionen-Euro Einkauf aus Brasilien fiel lediglich durch seine orangefarbenen Schuhe auf.
Raffael fand überhaupt keine Bindung zu seinen Mitspielern und hatte die wenigstens Ballkontakte aller Feldspieler.
Raffaels Klubkollege Gojko Kacar, der für 3 Millionen Euro von FK Novi Sad in die Hauptstadt kam, enttäuschte im defensiven Mittelfeld. Der Serbe verlor viele Zweikämpfe und kam mit dem Tempo in der Bundesliga noch nicht zurecht.
Schwaches Debüt von Rukavina
Der dritte im Berliner Bunde, Pascal Bieler, konnte den verletzten Kapitän Arne Friedrich auf der rechten Verteidigerposition nicht adäquat ersetzen.
Ordentlich daneben verlief auch das Debüt von Mimoun Azaouagh im Bochum-Trikot. Die Standards des Ex-Schalkers waren vogelwild, eine Ecke landete weit hinterm Tor. Azaouagh konnte kaum für Entlastung sorgen, hatte wenig Ballkontakte und kam sich ein bisschen verloren vor im Mittelfeld.
Ebenso wenig überzeugen konnte Antonio Rukavina auf der rechten Abwehrseite bei Borussia Dortmund. Der 24-jährige Neuzugang von Partizan Belgrad verhalf der wackligen BVB-Abwehr zu keinerlei Stabilität und hatte besonders in der ersten Halbzeit große Probleme.
Nicht Fisch, nicht Fleisch:
Nürnberg setzte große Hoffnungen in Bundesliga-Rückkehrer Jan Koller. Der 2,02-Meter-Riese gab beim 0:2 in Karlsruhe ein durchwachsenes Debüt für den Club.
Sein Durchsetzungsvermögen im Zweikampf ist auch im Alter von 34 Jahren noch bemerkenswert. Die Mitspieler suchten Koller immer wieder mit hohen Bällen, eine echte Torchance konnte sich der Tscheche aber nicht erarbeiten. "Das war kein gutes Spiel von uns und deshalb ein beschissener Tag", sagte Koller.
Kollers Vorgänger Joshua Kennedy erzielte ausgerechnet gegen den Club sein zweites Saisontor. Zuvor hatte der Australier allerdings zwei Großchancen kläglich vergeben. Kennedy war trotzdem glücklich: "Ich habe getroffen und deswegen war es ein schöner Tag."
VfB-Trainer Armin Veh brachte auf Schalke auf der linken Abwehrseite überraschend Christian Träsch. Den 20-Jährigen traf keine Schuld am 1:4 der Stuttgarter. Träsch hatte Rafinha gut im Griff und schaltete sich ab und zu vielversprechend in die Offensive ein. Insgesamt ein ordentliches Debüt.
Papadopulos trifft gegen Ex-Verein
Michal Papadopulos spielte zwei Jahre für Bayer Leverkusen, glücklich wurde der tschechische Stürmer unterm Bayer-Kreuz nie. Dennoch verweigerte der Neu-Cottbuser nach seinem Kopfballtor gegen die Skibbe-Elf einen ausgelassenen Torjubel.
Papadopulos überzeugte vor allem kämpferisch, konnte sich aber gegen die Leverkusener Verteidiger selten durchsetzen.
Auch der MSV Duisburg bot einen neuen Angreifer von Beginn an auf. Claudiu Niculescu erzielte zwar kein Tor, die Dortmunder Defensive bekam den Rumänen aber nie wirklich in den Griff. "Er hat noch nicht alles gezeigt. Aber ich bin mit seiner Leistung zufrieden", sagte MSV-Coach Rudi Bommer.
Absolute Verstärkung:
Neben Martin Fenin feierte Shinji Ono ein glänzendes Debüt. Bochums neuer Japaner wurde für in der 68. Minute für den schwachen Azaouagh eingewechselt, bereitete mit seinem ersten Ballkontakt Bochums Ausgleich in Bremen vor und schlug die Ecke vor Yahias Siegtreffer.
Auch Wolfsburgs neuer Torhüter Diego Benaglio hatte einen beachtlich guten Einstand. Der Elfmeter-Held aus dem Pokalspiel gegen Schalke 04 strahlte beim 1:0-Sieg in Bielefeld sehr viel Ruhe aus, spielte fehlerfrei und entschärfte kurz vor Schluss einen fiesen Aufsetzer von Bielefelds Jonas Kamper.
Benaglios großer Traum ist die Teilnahme an der EM mit Co-Gastgeber Schweiz - und zwar als Nummer eins. Die Entscheidung fällt bereits am kommenden Mittwoch, wenn die Eidgenossen auf England treffen. Der Schweizer Nationaltrainer Köbi Kuhn kündigte an, seine endgültige Nummer eins spielen zu lassen.
Benaglios größter Konkurrent ist Pascal Zuberbühler. Die Fans haben sich bereits entschieden: Benaglio soll bei der EM im Tor stehen. Durch seine Leistungen gegen Schalke und Bielefeld ist der 24-Jährige seinem Traum ein Stück nähergekommen.