Kämpfertypen gesucht!

Von Daniel Börlein
Nürnberg, FCN
© Getty

München - Der 1. FC Nürnberg hatte die besten Spieler aller Klubs im Tabellenkeller, darin waren sich Fans wie Experten einig. Abgestiegen sind die Franken trotzdem.

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Und wer mit höherer Qualität absteigt, muss einfach mehr falsch gemacht haben als der Rest. Hat der Club auch. Ein kurzer Auszug: Keinen Innenverteidiger im Sommer verpflichtet. Die Abstiegsgefahr beharrlich ignoriert. Den Trainer zum falschen Zeitpunkt gewechselt. Keine Stammelf gefunden. Zu selten gekämpft. Die direkten Abstiegsduelle vergeigt. Das Tor nicht getroffen.

Da sich daran nun aber ohnehin nichts mehr ändern lässt, blickt man in Nürnberg bereits in die Zukunft, und die heißt beim Club 2. Liga. "Wir müssen es so machen wie Mönchengladbach. Wir wollen ein Team, das die klare Perspektive des sofortigen Wiederaufstiegs hat", sagt Manager Martin Bader.

Mit von Heesen und Bader

Coachen soll diese Mannschaft auch in der kommenden Saison Thomas von Heesen. "Wir sind sicher, mit Bader und von Heesen ein Team zusammenzustellen, das in die Bundesliga zurückkehren wird", sagte Präsident Michael A. Roth.

Die Zusammenstellung des Kaders dürfte allerdings eine Mammutaufgabe werden. Zwar besitzen mit Ausnahme von Kapitän Tomas Galasek alle Profis einen Vertrag für die 2. Liga, halten kann oder will der Club jedoch nicht jeden davon.

"Jetzt geht es darum zu erkunden, wer die Qualität und das Herz hat, um uns in der 2. Liga zu helfen", erklärt Bader. "Ein Umbruch wird allerdings stattfinden. Dabei werde man auf "Kämpfertypen, die die Ärmel hochkrempeln" (Roth) und "lautstarke Leader" (von Heesen) setzen.

Stellt sich allerdings die Frage, wer vom aktuellen Kader diesem Anforderungsprofil entspricht und wer davon auch tatsächlich den Gang in die Zweitklassigkeit mit antreten will. Ein Überblick:

Wer bleibt? Bader hat derzeit "zehn bis zwölf Spieler" im Kopf, die "das Korsett der Mannschaft" bilden sollen, allen voran die Publikumslieblinge Andreas Wolf, Javier Pinola und Marek Mintal. Für alle drei gibt es allerdings Interessenten. Wolf wird mit Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht, Pinola unter anderem mit Schalke und dem FC Liverpool und Mintal soll ein Angebot von Red Bull Salzburg vorliegen.

Im Fall von Wolf sagte dessen Berater Wolfgang Vöge im Gespräch mit SPOX: "Er muss sich überlegen, ob er nicht besser weiter in der ersten Liga spielen will. Normalerweise ist die 2. Liga nicht vorstellbar, mit Ausnahme von einem Klub und das ist der Club. Er muss sich jetzt zwischen Karriereplanung und dem Club entscheiden.

Galasek überlegt

Neben diesem Trio sind die Franken bemüht, auch die Stammkräfte Jan Koller, Marco Engelhardt, Jacques Abardonado, Dominik Reinhardt und Robert Vittek, der einen zuletzt gehandelten Wechsel nach Hoffenheim wohl nicht allzu aufgeschlossen gegenüber steht, zum Bleiben zu bewegen.

Auch Kapitän Galasek erwägt, einen neuen Vertrag in Nürnberg zu unterschreiben. "Es ist möglich. Es hängt allerdings von einigen Faktoren ab: Wer bleibt, wer geht, wer kommt, was sind die Ziele des Vereins", sagte Galaseks-Berater Arnold Oosterver zu SPOX.

Fazit: Beim Großteil scheint ein Verbleib durchaus realistisch. Bei Pinola, Wolf und Vittek wird der Club aber wohl den Kürzeren ziehen, sollte Bader das Trio nicht davon überzeugen können, "dass sie nicht nur ihren Verstand, sondern auch ihr Herz sprechen lassen".

Wer geht? Der Wechsel von Zvjezdan Misimovic zum VfL Wolfsburg ist fix. "Ich bin mit Wolfsburg einig. Den Rest müssen jetzt die Vereine klären", so der Bosnier. "Wenn die Ablöse stimmt lassen wir ihn ziehen", sagt Bader.

Gehen soll auch Stürmer Angelos Charisteas, an dem Frankfurt Interesse bekundet hat. Anfragen aus In- und Auslang gibt es auch an Ivan Saenko. Peer Kluge kokettiert mit einer Rückkehr nach Gladbach.

Rechtsverteidiger Lars Jacobsen und Keeper Jaromir Blazek, die in ihrer ersten Saison beide enttäuschten, würde der Club bei entsprechender Ablöse gerne abgeben. Bei Jan Kristiansen hängt eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages wohl davon ab, wer kommt und, wer den Verein verlässt.

Was ändert sich? Der Etat wird von 45 Millionen auf 23 Millionen Euro reduziert. Finanziell stehen die Franken allerdings gut da und schließen das Geschäftsjahr mit einem Plus und ohne Bankschulden oder Verbindlichkeiten ab. "Im ersten Jahr werden wir keine Sorgen bekommen, es ist sehr gut gewirtschaftet worden", so Roth.

Allerdings muss der Verein auch deutliche Einbußen hinnehmen. Der beste Zuschauerschnitt der Vereinsgeschichte (43.566) in dieser Saison, wird im kommenden Jahr nicht annähernd erreicht werden. Hinzu kommen weniger Fernsehgelder und die Tatsache, dass noch kein Trikotsponsor für die nächste Spielzeit gefunden wurde.

Als Neuzugang wurde bislang lediglich Juri Judt von der SpVgg Greuther Fürth verpflichtet. Zudem wird wohl Chhunly Pagenburg vom TSV 1860 München zurückkehren.

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