Verliebt in Bochum

Von Interview: Daniel Börlein
Sestak, Stanislav
© Imago

München - Er war eine der großen Entdeckungen der vergangenen Bundesliga-Saison.

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Für gerade mal 750.000 Euro war Stanislav Sestak vom MSK Zilina zum VfL Bochum gewechselt - und überzeugte von Beginn an. Auf 33 Einsätze kam der 25-jährige Slowake in seiner ersten Spielzeit im Ausland. Dabei erzielte er 13 Treffer und bereitete zudem neun Tore vor. Damit war er nach Luca Toni, Diego und Markus Rosenberg bester Scorer der Liga.

Im Interview mit SPOX.com spricht Sestak über sein Standing beim VfL, erklärt, was Trainer Marcel Koller gar nicht mag und sagt, warum er trotz interessanter Angebote beim VfL bleibt.

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SPOX: Herr Sestak, sind Sie eigentlich in Bochum verliebt?

Stanislav Sestak: Verliebt?

SPOX: Nunja, Sie haben mal gesagt: "Wir fühlen uns pudelwohl, haben ein sehr schönes Haus in Bochum und die besten Nachbarn der Welt. Es fehlt uns an nichts." Hört sich ja schon irgendwie nach Liebeserklärung an.

Sestak: Das stimmt ja auch, und unsere Nachbarn sind einfach super. Man kann in Bochum sehr, sehr gut leben.

SPOX: Bochum ist auch besser als Madrid? Oder wie ist Ihre Aussage, dass Sie Bochum Real Madrid vorziehen würden, zu verstehen?

Sestak: Ich habe damals gesagt, dass ich niemals einen Traumverein gehabt habe, auch nicht Real Madrid. Ich bin aus der Slowakei nach Bochum gekommen, und die erste Saison war oft wie ein Traum. Aber Real Madrid mit dem VfL zu vergleichen, wäre unsinnig.

SPOX: Thomas Christiansen, Vahid Hashemian, Theofanis Gekas, nun Stanislav Stestak. Der VfL Bochum hat regelmäßig erfolgreiche Stürmer in seinen Reihen. Aus eigener Erfahrung: Woran liegt das?

Sestak: Der VfL ist ein Verein, bei dem man sich richtig wohlfühlen kann und der sich viel Mühe gibt, bei der Integration zu helfen. Vielleicht liegt es daran. Mit Sicherheit liegt es aber daran, dass sehr intensiv gesucht wird. Oder es ist Zufall. Ehrlich gesagt habe ich keine Idee...

SPOX: Ihre Vorgänger verließen Bochum jeweils nach einer starken Saison. Warum bleiben Sie dem VfL weiter treu?

Sestak: Bei jedem waren es andere Gründe. Ich habe einen Vertrag unterschrieben, und wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, erfülle ich den auch. Ich fühle mich wohl und bin noch jung.

SPOX: Gab es keine verlockenden Angebote von anderen Klubs?

Sestak: Es gab Anfragen und auch durchaus interessante, aber ich bin erst ein Jahr hier und meine Familie und ich fühlen uns wohl. Außerdem hat auch der VfL gesagt, dass sie mich nicht abgeben wollen.

SPOX: In der letzten Saison haben Sie 13 Treffer erzielt, zehn davon zu Hause. Gibt's eine plausible Erklärung, warum es vor eigenem Publikum offenbar besser klappt als in der Fremde?

Sestak: Der Unterschied zwischen Heim- und Auswärts-Spielen liegt nicht nur bei mir, sondern im anderen Auftreten der ganzen Mannschaft. Das ärgert uns alle.

SPOX: Also klappt es in der kommenden Saison auch auswärts besser?

Sestak: Ob es diese Saison anders wird, weiß ich nicht. Wir arbeiten daran, aber erst einmal muss auch ich mit der neuen Konkurrenz zurechtkommen, von der ich glaube, dass sie uns als Team hilft, noch mehr Druck im Training zu haben.

SPOX: Demnach steht der VfL mit dem aktuellen Kader gut da?

Sestak: Ich finde, wir haben uns sehr gut verstärkt. Der VfL hat sich genau dort, wo es nötig war, mit neuen und guten Spielern versorgt.

SPOX: Zu Ihren 13 Treffern steuerten Sie auch eine ganze Reihe Vorlagen bei. Wird's in dieser Saison schwerer, weil die Gegner Sie mittlerweile besser kennen?

Sestak: Ich spiele schon immer so und habe mich zudem taktisch weiter entwickelt. Deshalb hoffe ich, dass es auch in dieser Saison mit den Toren und den Vorlagen klappt.

SPOX: Vorlagen und Tore steigern für gewöhnlich auch das Standing innerhalb einer Mannschaft. Wie ist das bei Ihnen, sind Sie einer der Wortführer beim VfL?

Sestak: Ich bin grundsätzlich eher ein ruhiger Typ. Meine Kollegen wissen, was sie an mir haben und umgekehrt. Ein Typ für Ansprachen war ich noch nie, aber ich fühle mich respektiert und komme mit allen gut klar. Natürlich fehlen mir mit Pavel Drsek und Jan Lastuvka nun zwei, mit denen ich in meiner Heimatsprache reden kann, aber wir sind ein gutes Team, in dem man wirklich mit jedem zurecht kommen kann.

SPOX: Der VfL befand sich in der vergangenen Saison nie akut in Abstiegsgefahr. Wie sieht's in dieser Saison aus, wo landet der VfL, was sind die Ziele?

Sestak: Wir wollen erst einmal wieder die 45 Punkte erreichen. Alles andere wird man dann sehen. Wir sind gut damit gefahren, immer nur an den nächsten Gegner zu denken und so machen wir besser auch weiter. Außerdem hört es der Trainer nicht gerne, wenn man Luftschlösser baut...

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