Raymond Best führt einen schicken Titel im Namen, er ist Mannschaftsarzt beim VfB Stuttgart. Und als solcher erlebte er zuletzt eine sehr, sehr turbulente Saison.
Nach den Meisterweihen setzte beim VfB eine unheimliche Verletzungsserie ein, sie begann im Sommer mit Serdar Tascis Bänderverletzung im Lauftrainingslager in Donaueschingen und endete mit Ludovic Magnins Bänderverletzung beim Spiel in München, vier Spieltage vor Schluss.
Verlorenes Jahr für viele
Dazwischen lagen unzählige kleinere und größere Wehwehchen, mindestens zwei handfeste Krisen, zermürbende Auftritte in der Champions League und zum Abschluss der Sturz von ganz oben auf Rang sechs, UI-Cup gegen Ramenskoje, Russland.
Alles in allem ein verlorenes Jahr für den Verein und einige seiner Spieler. Emporkömmlinge wie Tasci oder Sami Khedira mussten erfahren, dass Bundesliga nicht immer nur gute Laune macht, die Mexikaner stagnierten in ihren Leistungen, Raphael Schäfer ging vom Pokalsieger zum Meister und ist jetzt wieder beim Club gelandet, einem taufrischen Zweitligisten.
"Alle sind fit"
Die Wurzel allen Übels lag - und darüber sind sich alle einig - in der durchwachsenen Vorbereitung mit den vielen angeschlagenen und verletzten Spielern. Insofern ist der VfB nach dem Lauftrainingslager in Donaueschingen schon über dem Soll.
"Ich bin mit der Woche hochzufrieden. Unsere medizinische Abteilung hatte kaum was zu tun", sagt Trainer Armin Veh.
"Alle sind fit", sagt Raymond Best und fügt fast schon etwas überschwänglich an: "Der erste Spieltag kann kommen." Aus medizinischer Sicht vielleicht. Ansonsten hat der VfB aber noch an einigen Baustellen zu werkeln.
Die kleinere Lösung
Nach dem feststehenden Weggang von Alexander Farnerud herrscht im Mittelfeld wieder Ausgeglichenheit. Zwei Zugängen stehen zwei Abgänge gegenüber.
Kommt der Deal mit Kevin-Prince Boateng, der sich laut der "Bild"-Zeitung in einer Berliner Diskothek erneut geprügelt haben soll, noch zustande, wäre Stuttgart in der Breite gut aufgestellt.
Aber ob das für höhere Ansprüche reicht? Martin Lanig ist talentiert, ohne Frage. Aber er kennt die Bundesliga nicht. Jan Simak schon, sein Werdegang ist hinlänglich bekannt. Unterm Strich stehen zwei Zugänge aus der Zweiten Liga.
Konkurrent Wolfsburg zum Beispiel ging da bisher weniger demütig zu Werke und verpflichtete in Cristian Zaccardo und Andrea Barzagli unter anderem mal eben zwei Weltmeister.
Schalke holte aus der Eredivisie mit Jefferson Farfan und Orlando Engelaar zwei Kracher. Stuttgart schwört bisher auf die kleine Lösung.
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Meira vor dem Absprung
1,3 Millionen hat der VfB erst ausgegeben. Nur die Bayern mit ihrem Luxuskader und Bayer Leverkusen waren bisher noch sparsamer. Dabei dürften sich die Einnahmen bisher auf rund sechs Millionen Euro belaufen - der mögliche Transfer von Fernando Meira noch nicht mit eingerechnet.
Der Portugiese wird am Freitag aus dem Urlaub zurück erwartet. "Dann werden wir uns darüber unterhalten, wie es weitergeht", sagt sein Berater Roger Wittmann.
"Die Tatsache, dass er zuletzt von Vereinen wie Turin und Liverpool umworben worden ist, sagt doch schon alles", so Wittmann. "Wenn Meira auf dem Markt ist, gibt es da eine Nachfrage. Dann geht alles ganz schnell."
Friedrich auf dem Zettel
Die Zeichen stehen auf Abschied. Im Umkehrschluss heißt das, dass zumindest noch ein Innenverteidiger kommen muss. Eher sogar zwei. Der Finne Ari Nyman vom FC Thun spielt derzeit vor, der Name Arne Friedrich geistert schon seit einigen Wochen durch Bad Cannstatt.
"Friedrich ist für jede Mannschaft ein interessanter Spieler", erklärt Horst Heldt vielsagend. Immerhin wäre der deutscher Nationalspieler damit neben Jens Lehmann der prominenteste Zugang in der Sommerpause.
Über allem steht aber immer noch Mario Gomez. Erst vor wenigen Tagen hatte Heldt abermals bekräftigt, dass das Thema schon längst keines mehr sei. Allerdings ist die Stille trügerisch, so ganz vom Tisch ist die Angelegenheit wohl erst mit Ende der Transferperiode am 31. August.
Bis dahin kann aber auch der VfB noch zuschlagen. Geld genug müsste vorhanden sein, selbst ohne Gomez-Millionen. Potenzielle Kandidaten dürfen sich freuen: Seit Kurzem haben die Schwaben mit Ralph Herkommer einen neuen Teammanager, eine Art Oliver Bierhoff.
Der ist unter anderem zuständig für Reiseplanungen und Logistik - und für die schnellere Integration neuer Spieler.