Weg vom Understatement

Thomas Ziemann
15. Dezember 200813:12
SPOXGetty
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Wenige Tage vor dem Start der Bundesliga stellt SPOX alle 18 Klubs in der großen Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Eintracht Frankfurt.

München - Die Mainmetropole und das liebe Geld. Das gehört zusammen wie Ernie und Bert, Kaffee und Kippe oder Netzer und Delling. In der hessischen Großstadt wird geklotzt, nicht gekleckert. Wolkenkratzer und Banken, wo das Auge hinschaut. Das Geld ist allgegenwärtig.

Nicht so beim ortsansässigen Bundesligaklub. Bei der Eintracht aus Frankfurt war man in der Vergangenheit eher vorsichtig, was große Investitionen auf dem Transfermarkt anging. "Wir gehen eben keine finanziellen Risiken ein", sagt Trainer Friedhelm Funkel gegenüber SPOX.

Mit meist ablösefreien Spielern gelang es der Eintracht, sich im Oberhaus zu etablieren. Nach zwei Spielzeiten, in denen man knapp dem Abstieg entging, erreichten die Hessen in der vergangenen Saison gar den neunten Tabellenplatz. Was nicht weniger bedeutete als die beste Platzierung seit 13 Jahren.

Seit Heribert Bruchhagen und Friedhelm Funkel am Main das Sagen haben, geht es bei der Eintracht stetig bergauf. Mit Ruhe und Akribie führten sie den Traditionsklub aus den Niederungen der Liga in Reichweite der internationalen Plätze. Ganz ohne die großen Investitionen (Alle Testspiele und News im im Überblick!).

Das ist neu

Im Winter fand bei der sonst so vorsichtigen Eintracht ein Umdenken statt. Vorstandsboss Bruchhagen öffnete den Geldbeutel. Für 7,6 Millionen Euro verpflichteten die Hessen den Brasilianer Caio sowie Martin Fenin.

Vor dieser Runde wurde mit rund 6,5 Millionen Euro sogar noch mal ordentlich nachgebessert (Hier geht's zum Kader!). Als Ersatz für den abgewanderten Kyrgiakos holte Frankfurt den französischen U-21-Nationalspieler Habib Bellaid.

Mit Markus Steinhöfer und Ümit Korkmaz, beide wie Bellaid 22 Jahre jung, kamen weitere Perspektivspieler, die zur Entwicklung beitragen sollen. Letzterer fällt auf Grund eines Ermüdungsbruches im Fuß jedoch monatelang aus.

Sogar der Wunsch nach einem torgefährlichen Mittelfeldspieler wurde dem Coach erfüllt. Der ehemalige Schalker Zlatan Bajramovic bringt die Erfahrung aus 128 Bundesligaspielen mit. Ebenso erfahren wie torgefährlich ist Nikos Liberopoulos von AEK Athen.

Neu waren auch sechs Kilo Übergewicht auf den Hüften des Brasilianers Caio - mit 3,8 Millionen Euro immerhin teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte. Eine Vorliebe für Tankstellen-Essen gepaart mit der nötigen Faulheit gelten als Grund für den miserablen Fitnesszustand des Brasilianers nach dem Urlaub.

Für Funkel aber kein Grund zur Sorge: "Wir werden hart mit ihm arbeiten und hoffen, dass unsere Arbeit Früchte trägt."

Die Taktik

Funkels System ist das 4-1-4-1. Je nach Gegner greift der Coach auch auf die Raute oder eine Doppel-Sechs zurück. Dank seines breiten und ausgeglichenen Kaders ist er in der Systemfrage flexibel.

Das Hauptaugenmerk liegt auf einer kompakten Defensive: "Wenn man in der Bundesliga Hurrafußball spielen lässt, wird man ausgekontert", weiß Funkel um die Tücken der Schönspielerei.

Der Spieler im Fokus

Habib Bellaid. Der Innenverteidiger gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente der Grande Nation. Reichlich Erfahrung hat Bellaid trotz seiner erst 22 Lenzen auch schon vorzuweisen. 46 Erstliga- und fünf UEFA-Cup-Einsätze für Racing Straßburg stehen in seiner Vita. Verständlich, dass die Eintracht ihn direkt für vier Jahre an den Verein gebunden hat.

Bellaid soll in Frankfurt den Griechen Sotirios Kyrgiakos ersetzen. Dass der Junge am Druck scheitern könnte, glaubt Funkel ohnehin nicht: "Wir hätten ihn nicht nach Frankfurt geholt, wenn wir nicht von ihm überzeugt wären. Habib hat sich sehr gut in die Mannschaft integriert", erklärt der Coach gegenüber SPOX.

Und eines unterscheidet Bellaid schon jetzt von seinem eigenwilligen Vorgänger: "Ich will so schnell wie möglich Deutsch lernen", kündigte er an. Beim 1:1 im Testspiel gegen Real Madrid war der 22-Jährige Torschütze.

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Prognose

SPOXHochgesteckte Saisonziele, das passt nicht zu Friedhelm Funkel. Vielmehr denkt der Coach an die langfristige Entwicklung des Vereins: "Wir möchten Eintracht Frankfurt Schritt für Schritt in der Bundesliga etablieren. Seit ich hier in Frankfurt bin, ist uns dies auch gelungen. Nun gilt es für uns, den Mittelfeldplatz zu bestätigen."

Mit sinnvollen Neuverpflichtungen wurde der Kader in der Breite verstärkt. Für den ganz großen Wurf, das internationale Geschäft, reicht es freilich noch nicht. Die direkte Konkurrenz um den BVB oder Hannover 96 hat ebenfalls gut aufgerüstet.

Insgesamt ist die Liga in der oberen Hälfte enger zusammen gerückt. Ein einstelliger Tabellenplatz ist für Frankfurt aber auch in der kommenden Spielzeit wieder drin.