Funkel im Fokus

Von Daniel Börlein
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© Getty

Könnte man sich auf die Meinung der Bevölkerung verlassen, dann dürfte sich Eintracht Frankfurt schon jetzt zurücklehnen.

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Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts "promit" nämlich ergab, dass die Hessen bei den Deutschen erst als Abstiegskandidat Nummer sechs gehandelt werden. Nur 12,4 Prozent der Befragten glauben, dass die Eintracht im nächsten Jahr in der zweiten Liga spielen wird.

Die Meinung ist die eine, die Realität allerdings eine andere Sache. Denn aktuell stehen die Frankfurter da wie ein Absteiger. Drei Punkte aus fünf Partien, dabei erst vier Treffer erzielt und als einziges Team der Liga noch ohne Sieg - zuletzt startete die Eintracht vor zehn Jahren so schlecht in eine Saison. Hinzu kommt das Pokal-Aus gegen Zweitligist Rostock.

"Wir spielen schlecht"

"Die Lage ist unbefriedigend. Wir hatten keinen guten Start", sagte Aufsichtsratschef Herbert Becker der "Frankfurter Neuen Presse". Auch Vorstandsboss Heribert Bruchhagen erklärt: "Wir spielen momentan schlecht."

Zumindest ein Teil der Fans hat den Schuldigen für die momentane Misere in Trainer Friedhelm Funkel ausgemacht. Immer wieder hallten beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld "Funkel-raus"-Rufe durch die Commerzbank-Arena.

Kapitän Ioannis Amanatidis hat dafür kein Verständnis. "Das ist leider normal im Fußball. Wenn es nicht läuft, schreit alles zuerst gegen den Trainer. Darauf gebe ich nichts. Das ist Quatsch und davon lassen wir uns auch nicht beirren", sagte der Grieche im Gespräch mit SPOX

Bruchhagen dagegen kann die Fans verstehen, einen Trainerwechsel schloss er allerdings kategorisch aus. 

"Man darf nicht vergessen, dass der Trainer hier in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet hat", so Bruchhagen. "Die Zeiten, in denen man bei der Eintracht 16 Trainer in zehn Jahren hatte, kommen wieder. Aber nicht, solange ich hier bin."

"Wir brauchen Erfolgserlebnisse"

Funkel sitzt also, zumindest bis zum Spiel gegen Hoffenheim am Samstag (ab 15.15 Uhr im SPOX-TICKER) , fest im Sattel. Allerdings werfen die Kritiker dem 54-Jährigen vor, sich nach über vier Jahren in Frankfurt abgenutzt zu haben und seine Spieler nicht mehr weiterbringen zu können.

Funkel selbst will davon nichts wissen. "Die Kritik belastet mich nicht. Ich spüre den Rückhalt. Wir arbeiten seit vier Jahren gut zusammen, das macht sich jetzt bezahlt", so der Eintracht-Coach, der jedoch auch um die Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts weiß: "Fakt ist: Wir brauchen schnell Erfolgserlebnisse."

Die nächsten Gegner heißen allerdings Hoffenheim und Leverkusen. Keine leichten Aufgaben, bedenkt man, dass sich die Eintracht zuletzt gegen vermeintlich ebenbürtige Gegner wie Bielefeld, Köln oder die Hertha doch äußerst schwer tat.

Amanatidis und Chris sind die Hoffnung

Doch Funkel glaubt zu wissen, wo er den Hebel ansetzen muss. "Du musst sprechen, sprechen und sprechen, um die Jungs wieder aufzurichten."

Vor allem aber setzt Frankfurts Coach auf die Rückkehr der Routiniers Amanatidis und Chris. Während Funkel auf den gesperrten Brasilianer noch zwei Spiele verzichten muss, soll der zuletzt verletzte Amanatidis bereits in Hoffenheim wieder eingreifen.

"Er hilft der Elf allein durch seine Präsenz", so Funkel, allerdings dürfe man von ihm "jetzt keine Wunderdinge erwarten".

Der Kopf ist das Problem

Amanatidis sieht sich indes nicht als Heilsbringer: "Ich will der Mannschaft natürlich helfen. Ich nehme als Kapitän der Mannschaft Anteil an der Unruhe, die momentan bei uns herrscht. Aber wir lassen uns nicht verrückt machen und arbeiten in Ruhe weiter."

Amanatidis hat ein Kopfproblem bei der Eintracht ausgemacht. "Das ist unser größtes Problem. Nach dem Aus im DFB-Pokal geraten wir gegen Bielefeld schnell in Rückstand. Da war es schwer, keinen vorübergehenden Schock zu bekommen. Die Angst davor, erneut zu versagen, lähmt dann die Beine. Die Fans werden ungeduldig und schon läuft gar nichts mehr."

Um aus dem Teufelskreis herauszukommen, müsse die Eintracht eben endlich mal ein Spiel gewinnen, so Amanatidis.

Schlechte Karten für Caio

Für einen Dreier in Hoffenheim benötigt Funkel Spieler, die sich sprichwörtlich den Hintern aufreißen. Neuzugang Caio gehört offenbar nicht dazu. Der Brasilianer hat derzeit schlechte Karten bei Funkel.

"In Hoffenheim brauche ich Spieler, die in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung hellwach sind", so der Coach.

Mittlerweile allerdings fordern nicht nur die Fans mehr Spielzeit für den Publikumsliebling. "Er ist zwar nicht so gut wie wir erwartet haben, aber ich sehe eine spielerische Verbesserung, wenn er auf dem Feld ist", so Aufsichtsratschef Becker. Leise Kritik am Trainer.

Frankfurt muss in Hoffenheim punkten, sonst dürfte die Kritik an Lautstärke zunehmen.