"Wir können Meister werden"

Von Interview: Florian Bogner
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© Getty

Portugals Nationalspieler Petit war vor der Bundesliga-Saison der größte Coup von Christoph Daum und dem 1. FC Köln. Vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund spricht er bei SPOX über Titel, Fans und Karneval.

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Armando Goncalves Teixeira Petit ist nicht nur wegen seines Namens neben Trainer Christoph Daum die schillernste Figur beim 1. FC Köln. Als der portugiesische Internationale im Sommer völlig überraschend zum Aufsteiger wechselte, staunte die Fachwelt nicht schlecht.

Nicht wenige fragten sich, warum der 32-Jährige bei seiner ersten Profi-Station außerhalb seiner Heimat ausgerechnet einen deutschen Aufsteiger gewählt hatte.

Im Interview mit SPOX gewährt Petit vor dem Spiel gegen Dortmund (19.45 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere) Einsicht in seine Entscheidungsfindung, spricht über seine "Nähe zu den Fans" und wagt einen abenteuerlichen Meistertipp.

SPOX: Köln wurde zu Beginn der Saison für seine einfältige Spielweise - immer hoch und weit auf Milivoje Novakovic - mächtig kritisiert. Aber seit dem Schalke-Spiel läuft es irgendwie.

Petit: Zu Beginn einer Saison hat man doch immer ein paar Anpassungsschwierigkeiten. Wir mussten uns erst finden: Ich zum Beispiel musste ein neues Team, ein neues Land, ein neues System, ja beinahe alles neu kennenlernen. So ging es den anderen Neuzugängen auch. Jetzt funktioniert alles immer besser. Die Mannschaft spielt gut, und wenn sie das weiter tut, kriegen wir auch die Ergebnisse, die wir haben wollen.

SPOX: Als Ihr Wechsel zum 1. FC Köln bekannt wurde, waren viele irritiert: Warum wechselt ein international so erfahrener Spieler wie Sie zu einem Aufsteiger in die Bundesliga?

Petit: Köln ist ein deutscher Traditionsverein. Mir war klar, dass man mit der Rückkehr in die Bundesliga ein schlagkräftiges Team haben wird. Die Bundesliga ist sehr ausgeglichen, es gibt keine klaren Abstiegskandidaten.

SPOX: Wie gefällt es Ihnen in Köln?

Petit: Köln ist eine sehr schöne Stadt und ich habe bisher viel Spaß. Meine Teamkollegen haben mich gut aufgenommen, auch wenn ich noch ein bisschen brauche, die Sprache zu lernen. Ich wohne in der Nähe des Stadions und manchmal laufe ich zu Fuß zu Heimspielen, mitten unter den Fans.

SPOX: Mit 31 Jahren haben Sie doch noch den Schritt ins Ausland gewagt. Machen Sie sich jetzt Vorwürfe, dass Sie es nicht schon früher probiert haben?

Petit: Es ist niemals zu spät. Ich habe mein ganzes Leben in Portugal gespielt und war jetzt bereit dazu, was Neues auszuprobieren. Ich war sechs Jahre bei Benfica, es wurde Zeit. Mein Traum war es schon immer, mal woanders zu spielen.

SPOX: Was unterscheidet den Fußball in Portugal von dem in Deutschland?

Petit: Hier dreht sich alles um den Fußball an sich, um das Spiel als solches. Der Ball und die Spieler stehen im Mittelpunkt, nicht so sehr die Schiedsrichter, Trainer oder Präsidenten. Witzigerweise habe ich hier den Präsidenten (Wolfgang Overath, Anm. d. Red.) erst einmal im Fernsehen gesehen. Es wird einfach nicht so viel Aufhebens um das Drumherum gemacht.

SPOX: Das müssen Sie genauer erklären.

Petit: Es ist eine Frage von Fairplay. Nehmen wir zum Beispiel die Leute im Stadion: Es geht zwar um Sieg oder Niederlage, aber wenn die Fans bei uns in Köln sehen, dass jeder Spieler alles gibt, dann stehen sie auf und applaudieren, egal wie es steht. Das ganze Umfeld ist fantastisch, und als Spieler fühlt man sich hier gut aufgehoben.

SPOX: Köln hat eine richtige Multi-Kulti-Truppe. Wie verständigen Sie sich untereinander?

Petit: Erstmal auf Englisch oder mit einem Übersetzer. Auf Deutsch kann ich bisher nur: Guten Morgen, danke...

SPOX: Was kann der FC in dieser Saison Ihrer Meinung nach erreichen?

Petit: Wir haben ein gutes Team, die Liga ist sehr ausgeglichen. Ich denke, dass viele Mannschaften die Chance haben, Meister zu werden, und für mich gehört Köln auch dazu.

SPOX: Aus der Nationalelf sind Sie zurückgetreten. Portugal hat nun den Auftakt der WM-Qualifikation verschlafen. Wie beurteilen Sie das von außen: Liegt es an der Trainerumstellung?

Petit: Luiz Felipe Scolari ist wirklich ein großartiger Trainer, aber glauben Sie mir, Carlos Queiroz hat auch seine Qualitäten. Die Niederlage gegen Dänemark in letzter Minute war unglücklich. Gegen Albanien wollte dann der Ball einfach nicht über die Linie. Sie wissen schon, es war einer dieser Tage... Ich denke trotzdem, dass das Team sich in den nächsten Spielen verbessern und letztlich zur WM fahren wird. Wir haben auf jeden Fall die Qualität und die Spieler dazu.

SPOX: Wissen Sie, was in Köln am 11. November um 11.11 Uhr abgeht?

Petit: Ich habe davon gehört, aber so richtig vorstellen kann ich's mir noch nicht. Mal sehen, ob ich was davon mitbekommen werde...

SPOX: Was wäre Ihre Verkleidung?

Petit: Ich weiß nicht, ob es dazu kommen wird, aber vermutlich würde ich als Pirat gehen.

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