Titan aus dem Rennen?

Von Benny Semmler
Oliver Kahn war bei dem Informationsgespräch mit Schalke gut vorbereitet
© Getty

Die Gespräche zwischen dem FC Schalke 04 und Oliver Kahn sorgten am Donnerstag für Aufruhr. Eine Entscheidung fiel aber nicht. Und obwohl sich Clemens Tönnies optimistisch äußerte, bleiben Zweifel im Verein. Deswegen wird es weitere Gespräche mit anderen Kandidaten geben.

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Der FC Schalke 04 und Oliver Kahn haben sich ausgetauscht. Über drei Stunden tagten die beiden Parteien in Rheda-Wiedenbrück. Ob Oliver Kahn wirklich Nachfolger vom beurlaubten Andreas Müller wird, ist jedoch weiterhin fraglich.

Über Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart. Allerdings kam Kahn gut vorbereitet zu dem Treffen. Wie die "Bild" erfuhr, präsentierte der 39-Jährige ein 30-Seiten-Konzept.

Tönnies euphorisch, Kahn zurückhaltend

Das scheint Clemens Tönnies, Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender, beeindruckt zu haben. "Ich war überrascht, wie klar er seine Vorstellungen auf den Punkt gebracht hat."

Schließlich meinte der 52-Jährige: "Die Wahrscheinlichkeit, dass Oliver Kahn neuer Manager bei Schalke wird, ist sehr hoch." Normalerweise muss man bei derartigen Äußerungen von Vollzug ausgehen. Doch dem ist nicht so.

Denn Kahn gibt sich deutlich zurückhaltender und erwidert die Liebesbekundungen nur mäßig. Erst in drei Wochen wolle man erneut Kontakt aufnehmen. Vorher wird Kahn seine Fernsehjobs in China erledigen.

Fernziel Bayern?

Nun stellt sich die Frage: Wollte sich Kahn tatsächlich bei Schalke vorstellen? Plant er seine Zukunft wirklich bei S04? Oder galt der pompöse Auftritt einer anderen Liebe? Der Seitensprung nach Schalke - er riecht nach PR in eigener Sache. Denn Kahns Fernziel ist das Hoeneß-Erbe.

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Doch in München spekulierten sie bisher über Oliver Bierhoff, Paul Breitner, Christian Nerlinger oder Mehmet Scholl. Nicht über Kahn. Hat man ihn in München vergessen?

"Es läuft auf eine andere Lösung hinaus"

Nun der Auftritt bei den Königsblauen, den auch Schalkes Ex-Manager Rudi Assauer beobachtet hat. Zum Tönnies-Kahn-Flirt sagt er in der "tz". "Kahn war ein Weltklassetorwart, aber noch nie Manager. Da muss man sehen, ob das gut geht - auch in Bezug auf Fans und Umfeld."

Die Zweifel in Gelsenkirchen sind groß. Und es gibt noch mehr Zweifler. So informierte ein Tönnies-Kollege in anonymer Mission die "Neue Ruhr Zeitung" mit den eigentlichen Eindrücken aus den guten Verhandlungsgesprächen.

"Ich glaube nicht, dass er unser Mann wird", sagte das Aufsichtsratsmitglied. Und weiter: "Kahn ist sicher eine starke Persönlichkeit und würde gewisse Voraussetzungen mitbringen, aber es wäre eben der erste Job für ihn. Wenn er - wie ein Stefan Kuntz zum Beispiel - schon irgendeinen Nachweis erbracht hätte, dass er für diese Arbeit geeignet ist - okay. Aber so dürfte es auf eine andere Lösung hinauslaufen."

Sammer, Stevens und Bruchhagen auf der Liste

Heißt: Die Einschätzung, dass Einigkeit zwischen den ungleichen Parteien herrscht, hat Tönnies exklusiv. Denn: Kahn fehlt das Wichtigste: die Erfahrung. Ergo kann er keiner für den heißen Stuhl auf Schalke sein.

Dennoch passte es dem Schalke-Chef offenbar ganz gut, dass sich eine Persönlichkeit wie Kahn mit einer Beschäftigung in Gelsenkirchen arrangieren würde. Nun kann Tönnies weiter den Markt der Führungskräfte sondieren - und andere namhafte Kandidaten nach Rheda-Wiedenbrück einladen.

Ex-Schalke-Trainer Huub Stevens, DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und Frankfurts Vorstands-Chef Heribert Bruchhagen sollen laut "Bild"-Zeitung auch noch auf der Liste stehen.

Reaktionen auf den Schalke-Kahn-Flirt