Der Karlsruher SC wirft das Handtuch. Nach einem ganz bitteren 0:1 (0:0) im Kellerduell gegen den bisherigen Lieblingsgegner Arminia Bielefeld hakte Edmund Becker das Kapitel Bundesliga schon zehn Spiele vor Saisonende praktisch ab.
Schlussendlich hat alles nichts geholfen: Unter der Woche zog der KSC jedes Register, das man im Bereich der Teambuildingmaßnahmen kennt: Ein gemeinschaftlicher Kinobesuch, ein Essen der Spieler mit dem Präsidium und auch ein Kurztrainingslager im pfälzischen Herxheim sollten helfen, die miese Saisonbilanz aufzuhübschen.
Zu guter Letzt durfte sich der verletzte Kapitän Maik Franz auch noch als Einpeitscher der Fans versuchen und brüllte lautstark die Mannschaftsaufstellung der Hausherren ins Mikrofon.
Doch nach der erneuten Pleite ohne eigenen Torerfolg scheinen dem KSC die Ideen auszugehen. Zumal auch der sonst kämpferische Ede Becker pure Resignation zu Protokoll gab: "Jetzt ist es nahezu unmöglich, in der Liga zu bleiben. Es sieht sehr düster aus", erklärte der völlig frustrierte KSC-Trainer.
Ein Fünkchen Zuversicht
Die erste Bundesliga-Heimpleite gegen die Ostwestfalen, das erneute Versagen seiner Stürmer - Becker war bedient. "Wir sind am Boden zerstört. Es ist wie eine Seuche."
Angesichts der vierten Niederlage in Folge, 450 Minuten ohne Tor und fünf Punkten Abstand zum rettenden Ufer macht sich Untergangsstimmung breit. Mehr als Durchhalteparolen blieben dem mit einer Jobgarantie ausgestatteten Coach nicht. Immerhin fand er schließlich doch noch einen Funken Zuversicht.
Becker schließt Rücktritt aus
"Der Glaube bleibt, dass sich noch etwas tut. Sonst könnten wir gleich den Laden dicht machen und abmelden", meinte Becker. Doch selbst bei den Fans ist der Frust mittlerweile der Resignation gewichen. Während die Anhänger zuletzt lautstark am Stadiontor protestiert hatten, versammelte sich nach der Partie lediglich noch eine Handvoll Fans, um den Profis die Leviten zu lesen.
Auch den Zuschauern ist offenbar klar, dass die Mannschaft zwar alles versucht, die Mittel des Teams im zweiten Jahr nach dem Aufstieg aber kaum für die Eliteklasse ausreichen.
"Wir betreiben einen hohen Aufwand, aber es fehlt die letzte Konsequenz", erklärte Becker, der einen Rücktritt ausschloss: "Man macht sich natürlich Gedanken. Aber Verzweiflung sieht anders aus. Wir haben unsere Arbeitsweise gegenüber dem letzten Jahr nicht geändert. Damals haben viele Dinge geklappt, jetzt geht alles in die Hose."
Niederlage trotz Überlegenheit
Trotz drückender Überlegenheit unterlagen die Badener gegen einen Gegner, der in der gesamten Partie lediglich zweimal gefährlich vor dem KSC-Tor auftauchte. Doch die Ostwestfalen haben die drei Punkte, so wie sich die gesamte direkte Konkurrenz des KSC im Aufwind befindet.
Dies bestätigt ein Blick auf die Rückrundentabelle: Mönchengladbach steht dort mit elf Punkten bereits auf Rang vier. Auch Bielefeld hat 2009 bereits zehn Punkte beisammen, Cottbus kann bei einem Sieg gegen den HSV auf die selbe Ausbeute kommen.
Auch sonstige Fakten sprechen Bände: Der KSC ist in der Rückserie mit vier Punkten das zweitschlechteste Team. Vier Punkte sammelte man auch auswärts - allerdings in der gesamten Saison. Angesichts von noch fünf Partien in fremden Stadien eine erschreckende Bilanz.
Dohmen: "Wir stecken richtig in der Scheiße"
Zumal die letzten Auswärtsgegner auch noch Bayern München, Schalke, Leverkusen, Dortmund und Bremen heißen. Düstere Aussichten, die die Karlsruher zu fast schon utopisch erscheinenden Prognosen verleiten.
"Wir haben 17 Punkte. Da weiß jeder, wie viele Punkte wir noch holen müssen. Warum also nicht am Samstag bei Bayern München mit dem nötigen Punktesammeln anfangen?", sagte Rolf Dohmen.
Doch der Manager hat - zum Glück - trotz dieser Aussage den Realitätssinn noch nicht verloren. "Wir stecken - auf gut Deutsch gesagt - richtig in der Scheiße."
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