Erinnern wir uns knapp acht Jahre zurück: Am 19. Mai 2001 ereignete sich die schwärzeste Stunde der Schalker Vereinsgeschichte, vier Minuten war Schalke damals Meister.
Dann kam Patrik Andersson. 1:1 in Hamburg, in der 94. Minute. Die Schale war futsch, in letzter Sekunde entrissen. Der Meister der Herzen war wider Willen geboren und 70.000 im Gelsenkirchener Parkstadion weinten. Unter ihnen auch Manuel Neuer, damals 15 Jahre jung.
Tanz mit der Fahne
Heute ist Neuer nicht mehr der Fan in der Kurve, heute steht er selbst im Tor bei den Königsblauen. Und hatte am Samstag seinen großen Auftritt. In der Münchener Allianz Arena. Gegen die Bayern.
Nach dem Schlusspfiff eines hitzigen Spiels, Neuer hatte gerade die letzte Bayern-Chance durch Hamit Altintop zunichte gemacht, rannte er in Richtung Gästeblock, wo mehr als 8000 Schalker Fans gerade am ausrasten waren.
Und dann das: Wie einst Oliver Kahn nach Anderssons Glücksschuss in Hamburg riss Neuer die Eckfahne aus dem Boden, legte sich auf den Boden und schwenkte das Ding zum Triumph durch die Luft.
Nicht gegen Kahn und die Bayern gerichtet
Ein Witz? Ein Affront? Nichts davon. "Es war eine spontane Aktion. Ich habe den letzten Schuss gehalten und dann bin ich losgestürmt. Das war in keiner Weise gegen die Bayern oder Oliver Kahn gerichtet. Die Aktion galt ausschließlich den Schalke-Fans", erklärte Neuer nach dem Spiel im Gespräch mit SPOX.
"Ich war 2001 im Parkstadion dabei und musste mir aus Schalker Sicht schlimme Szenen anschauen. Das hat weh getan. Unsere Fans haben damals sehr gelitten. Ich wollte ihnen durch die Aktion etwas zurückgeben. Vielleicht auch ein wenig Genugtuung."
Eine späte Genugtuung und auch eine verhältnismäßig kleine. Manche Wunden heilen eben erst spät.