In der Winterpause kehrte Marco Engelhardt vom 1. FC Nürnberg in seine alte Heimat Karlsruhe zurück. Zwischen 2001 und 2004 hatte der 28-Jährige bereits für den KSC gespielt.
Seine Rückkehr hatte bislang nicht den gewünschten Effekt bei den Badenern. In den acht Spielen der Rückrunde holte der KSC ganze vier Punkte und traf überhaupt nur in einer Partie ins gegnerische Tor - beim 3:2-Sieg über den Hamburger SV. Zuletzt gab's fünf Niederlagen in Folge, seit dem 23. Spieltag ist man Letzter.
Im Interview mit SPOX spricht Engelhardt über das "Endspiel" gegen Borussia Mönchengladbach, Karlsruhes sagenhafte Ladehemmung, seine Erfahrungen im Abstiegskampf und das Näschen von Hans Meyer.
SPOX: Herr Engelhardt, auf Ihrer Homepage steht, Sie sind ein sehr schlechter Verlierer. Wie haben Sie die letzten Wochen überstanden?
Engelhardt: Nur ganz schwer. Ich möchte nach Niederlagen am liebsten überhaupt keinen sehen. Meine Freundin kann damit schon relativ gut umgehen. Die weiß, wann sie mich in Ruhe lassen muss. Aber ich brauche schon ein, zwei Tage, bis alles wieder gut ist.
SPOX: Da wäre Ihrer Freundin ein Sieg gegen Gladbach zu wünschen.
Engelhardt: Nicht nur ihr, aber sie würde sich sicher freuen.
SPOX: Der KSC ist seit sechs Spielen ohne Tor. Wie soll es da mit einem Dreier gegen Gladbach klappen?
Engelhardt: Wir haben in der Rückrunde gezeigt, dass wir vor keinem Gegner Angst haben brauchen. Wir müssen nur unser gutes Spiel, das wir immer wieder gezeigt haben, in Tore ummünzen. Dass wir es können, haben wir schon oft bewiesen.
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SPOX: Woran hakt es?
Engelhardt: Das ist im Moment ein Kopfproblem. Vor dem Tor müssen wir das einfach mal ausblenden und kompromisslos den Erfolg suchen.
SPOX: Sie sind Letzter, Gladbach 16. Ist die Anspannung vor diesem Spiel größer als gewöhnlich?
Engelhardt: Der Druck ist aufgrund der Tabellensituation der letzten Wochen nichts Neues. Die Partie ist für uns allerdings eine Art Endspiel. Sollten wir verlieren, sind wir acht Punkte hinter Gladbach, sollten wir gewinnen, sind wir auf zwei Punkte dran. Von daher ist das Ziel klar.
SPOX: Spielerisch gehört der KSC zu den stärkeren Mannschaften des unteren Tabellendrittels. Muss man einfach mal ein Spiel schmutzig gewinnen?
Engelhardt: Richtig ist, was Erfolg bringt. Rennen und Kämpfen sind die Grundvoraussetzungen. Letztlich spielen wir einen ansehnlichen Ball und haben viel Ballbesitz. Das liegt uns auch mehr, als tief zu stehen und auf Konter zu lauern. Unsere spielerische Überlegenheit muss sich nur irgendwann in Toren niederschlagen.
SPOX: Das war aber in den letzten Wochen nicht der Fall.
Engelhardt: Trotzdem können wir uns nicht viel vorwerfen. Was fehlt, sind die Erfolgserlebnisse. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. Daran müssen wir arbeiten.
SPOX: Der Radiosender "Radio Regenbogen" sammelt Glückscent. Klammert man sich an so einen Strohhalm?
Engelhardt: Die Mannschaft nimmt die Signale, dass uns viele Menschen die Daumen drücken, sehr positiv auf. Am Sonntag wollen wir uns dafür mit einem Sieg bedanken.
SPOX: In München gab es nach dem Spiel von einem Teil der Fans "Absteiger, Absteiger"-Rufe. Werden die Anhänger am Wochenende hinter der Mannschaft stehen?
Engelhardt: Wir müssen von der ersten Sekunde an zeigen, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollen. Dann werden wir die Fans auch auf unsere Seite ziehen. Wenn wir das ein oder andere Tor mehr machen als in den letzten Wochen, werden die Leute auch wieder zufrieden nach Hause gehen.
SPOX: Sie nährten zusammen mit dem anderen Rückkehrer im Winter, Giovanni Federico, die Hoffnung auf die Wende. Warum hat das noch nicht geklappt?
Engelhardt: Der Erfolg ist bisher ausgeblieben, also kann man ganz nüchtern festhalten: Unsere Rückkehr hat noch nicht viel gebracht. Aber noch mal: Wir spielen als Team nicht schlecht, uns fehlen nur die Tore.
SPOX: Mit Kaiserslautern und Nürnberg sind Sie schon einmal abgestiegen. Kommt Ihnen diese Erfahrung irgendwie zugute?
Engelhardt: Ich habe hier beim KSC auch mehrfach erfolgreich die Klasse gehalten. Das vorneweg. Es hilft natürlich, wenn man die Situationen kennt. In Nürnberg sind wir mit der besten Mannschaft abgestiegen, die der Club wahrscheinlich jemals hatte. Das lässt sich mit unserer aktuellen Situation vergleichen. Wir haben gute Spiele gemacht, viele Chancen gehabt, aber nie die Siege eingefahren. Ich dachte eigentlich, dass dieser Verlauf einmalig war. Wenn man die letzten Wochen sieht, habe ich aber das Gefühl, dass das Pech jetzt noch mal eine Schippe draufgepackt hat.
SPOX: In Nürnberg hieß Ihr Trainer Hans Meyer. Der sitzt nun bei Gladbach auf der Bank. Wie erwarten Sie die Borussia?
Engelhardt: Die werden brennen, aber sicher nicht mit Hurra-Fußball hier antreten. Hans Meyer wird ihnen klare taktische Vorgaben mit auf den Weg geben und darauf müssen wir gefasst sein.
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SPOX: Was zeichnet ihn aus?
Engelhardt: Er ist ungemein ehrgeizig und hat seit vielen Jahren ein klares sportliches Konzept, mit dem er sehr erfolgreich ist. Er ist ein sehr, sehr schlauer Trainer, der das Geschäft bis ins kleinste Detail kennt und ein besonderes Gespür für den einzelnen Spieler hat. Und er hat ein besonderes Näschen dafür, wann er jemanden anfauchen und wann er jemanden streicheln muss. Das macht ihn schon außergewöhnlich.
SPOX: In welchen Bereichen hat er Sie besonders gefördert?
Engelhardt: Der Club hat mich damals trotz meines Kreuzbandrisses verpflichtet. Daran hatte Hans Meyer großen Anteil. Deshalb bin ich ihm auch zu großem Dank verpflichtet. Er hat mir die Möglichkeit gegeben, wieder Fuß zu fassen. Seine kommunikative Art kam mir sehr entgegen und wir hatten eine erfolgreiche Zeit zusammen.
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