Da ist sie wieder, die Parallele zu Oliver Kahn. Dabei will Michael Rensing mit seinem Vorgänger im Bayern-Tor überhaupt nicht verglichen werden.
Er sei keine Kahn-Kopie, betont der 24-Jährige seit Saisonbeginn immer und immer wieder, er habe auch seine Vorzüge, und: Man solle die Ära Kahn nun endlich abhaken, die Zeit danach habe längst begonnen.
Ins zweite Glied versetzt
Nun allerdings drängt sich ein Quervergleich mit Kahn geradezu auf. Denn Rensing erlebt gerade, was dem Ex-Bayern-Keeper vor rund drei Jahren widerfahren ist: Rensing wurde von Jürgen Klinsmann degradiert und ins zweite Glied versetzt.
Während Kahns Zurückstufung kurz vor der WM 2006 allerdings eine große Nationalmannschaftkarriere beendete und dementsprechend hohe Wellen schlug, versucht Klinsmann die Sache bei Rensing klein zu halten und betont, dass es sich dabei nur um einmalige Entscheidung gehandelt habe. Noch dazu um eine "aus dem Bauch heraus".
Rensing wieder nur auf der Bank
"In Barcelona sind besonders Erfahrung und Ausstrahlung gefragt. Das spricht für Butt", erklärte der Bayern-Coach seine Maßnahme, Rensing im Champions-League-Spiel im Camp Nou auf die Bank zu setzen.
Was Klinsmann wichtig war: "Das ist in keinster Weise eine Demontage von Michael Rensing." Der war von der Entscheidung seines Trainers "schockiert", geht allerdings davon aus, gegen Eintracht Frankfurt wieder zwischen den Pfosten zu stehen, weil es "laut Trainer eine einmalige Angelegenheit war".
Klassischer Fall von denkste: Kurz vor dem Frankfurt-Spiel wurde bekanntgegeben, dass erneut Butt und nicht Rensing den Vorzug erhält.
Keine Zukunft unter Klinsmann
Doch auch unabhängig von dieser Entscheidung scheint klar, dass Rensing unter Klinsmann keine Zukunft beim FCB mehr hat. "Ich mache mir gar keine Sorgen", sagte der 24-Jährige zwar, die Zweifel allerdings bleiben.
Schießt sich Bayern aus der Krise? Trainiere Du jetzt die Bayern!
Im bedeutendsten Spiel des Jahres verzichtete Klinsmann auf Rensing. Gegen Barcelona. Nicht gegen Bielefeld. Mangelnde Erfahrung habe den Ausschlag gegeben, so Klinsmann. Doch die Frage bleibt: Wie will man langfristig einen Torhüter aufbauen, den man seinen Erfahrungsrückstand nicht aufholen lässt und im entscheidenden Moment das Vertrauen entzieht?
Kaum Spielpraxis für Butt
Klinsmanns Argument, Butt habe bereits in einem Champions-League-Finale gestanden, scheint da nur im ersten Moment einleuchtend. Denn dieses Endspiel liegt bereits sieben Jahre zurück. Zuletzt saß Butt regelmäßig nur auf der Bank. Erst in Leverkusen, später bei Benfica Lissabon, in den vergangenen Monaten beim FC Bayern. Insgesamt also die letzten zwei Jahre.
Die gerade für einen Keeper so wichtige Spielpraxis sammelte Butt lediglich beim bedeutungslosen 7:1 gegen Sporting Lissabon und in vier Partien bei Bayerns zweiter Mannschaft. Um Rensing zu verdrängen reichte es dennoch.
Lehmann schon im Sommer?
Der Grund: Klinsmann und Rensing, das passt nicht, wie schon Klinsmann und Kahn nicht passte. Bereits vor Saisonbeginn gab es Gerüchte, wonach der ehemalige Bundestrainer Jens Lehmann zum FC Bayern lotsen wollte.
Im Herbst zitierte unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" gut informierte Kreise, die berichteten, dass Klinsmann Rensing durch den 20-jährigen Nachwuchskeeper Thomas Kraft ersetzen wollte.
Diese Gerüchte erscheinen nun, da Rensing erstmals auf der Bank Platz nehmen musste, nicht mehr fernab jeglicher Realität. Und neuen Spekulationen wurde damit wieder neue Nahrung geliefert.
Frey und Buffon als Kandidaten
Robert Enke sei für die kommende Saison beim FC Bayern nun ebenso ein Thema wie Nationalmannschafts-Konkurrent Rene Adler, heißt es. Die "Bild" will zudem erfahren haben, dass Bayern Wolfsburgs Diego Benaglio bereits im Sommer ein Angebot unterbreitet hatte.
Und auch im Ausland wird schon fleißig darüber spekuliert, wer in München auf Rensing folgen könnte. Neben Sebastian Frey vom AC Florenz und Carlos Kameni (Espanyol Barcelona), die schon seit Monaten ein Thema sind, wirft die "Tuttosport" auch den Namen Gianluigi Buffon in den Ring. Juventus Turin ließe bei einem entsprechendem Angebot wohl mit sich reden, schreibt die italienische Sport-Tageszeitung.
Fans stehen hinter Rensing
Wie heiß diese Namen letztlich auch beim FC Bayern diskutiert werden, liegt an Rensing. Der ist allerdings von Klinsmann abhängig und der Bayern-Coach wiederum vom Erfolg, vom kurzfristigen noch dazu.
Ein Sieg gegen Frankfurt ist angeblich Pflicht, um auch in der kommenden Woche noch Bayern-Trainer zu sein.
Und selbst dann wird es Klinsmann nicht leicht haben, denn mit der Degradierung Rensings hat der 44-Jährige eine alte Baustelle wieder aufgemacht.
Bei den treuesten Fans in der Südkurve ist Rensing seit seiner Zeit als Keeper der zweiten Mannschaft Publikumsliebling und wird selbst nach Patzern mit "Michael-Rensing"-Sprechchören gefeiert. Gut möglich, dass diesen Rufen in Zukunft ein unüberhörbares "Klinsmann raus" folgt.
Der 27. Spieltag im Überblick