Lehmann patzt und will zur WM

SID
Stuttgarts Jens Lehmann muss den Ball von Epalle passieren lassen
© Getty

Jens Lehmann patzt, Torjäger Mario Gomez lahmt - aber der VfB Stuttgart marschiert: Trotz eines kapitalen Bocks von Keeper Lehmann und der nun auch auf Punktspiele übergreifenden Seuche von Torjäger Gomez gewannen die Schwaben 2:1 (0:0) beim VfL Bochum und kletterten erstmals in der laufenden Saison auf einen UEFA-Cup-Platz in der Bundesliga.

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Der 39 Jahre alte Vizeeuropameister segelte nach einer scharfen Flanke von Joel Epalle mit dem Ball in den Händen hinter die Torlinie, verschuldete damit das 0:1 (48.) - und bewarb sich groteskerweise nach Schlusspfiff für eine Rückkehr in die Nationalmannschaft.

"Wenn Bedarf besteht und ich gut genug bin, wäre das ein Anreiz für mich", sagte Lehmann mit Blick auf die WM im kommenden Jahr in Südafrika. Lehmann ist gut genug, wenn man mal von dem kuriosen Auftritt kurz nach der Pause absieht.

Der eigenwillige Profi verhinderte mit guten Paraden ein halbes Dutzend Bochumer Chancen und hatte damit auch maßgeblich Anteil am späten Sieg durch den Ausgleich von Cacau (58.) und das Last-Minute-Tor von Nationalspieler Serdar Tasci (89.).

"Nun ist es eine andere Situation"

"Ich habe nach der EM gesagt, dass mit mir nicht zu planen ist, weil ich nur noch ein Jahr spielen werde. Nun ist es eine andere Situation", erklärte Lehmann einen Tag nach seiner Vertragsverlängerung bis 2010.

Eine lupenreine Bewerbung an Bundestrainer Joachim Löw, dessen junge Leute Rene Adler (Bayer Leverkusen) und Manuel Neuer (Schalke 04) zuletzt unbeständig waren.

Und Robert Enke (Hannover 96) fehlt die internationale Erfahrung aus dem Europapokal. Den strebt der VfB, hinter Wolfsburg die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde, mit Macht an.

Heldt lobt den "cleveren Hund"

Lehmanns Fauxpas war bei den Verantwortlichen deshalb auch mehr Anlass zu Frotzeleien. "Er wollte uns wachrütteln, er ist ein cleverer Hund", sagte VfB-Manager Horst Heldt.

Ein wesentlich ernsteres Thema war Gomez. Der Goalgetter, seit 733 Minuten in der Nationalmannschaft ohne Tor, hat nun auch in der Liga zweimal in Folge nicht getroffen und wurde acht Minuten vor Ende ausgewechselt.

"Ich fange keine Diskussionen über ihn an. Er ist immer noch ein Weltklassespieler. Und in Deutschland hat man nichts Besseres zu tun, als ihn schlechtzumachen. Er ist ein 23-jähriger, charakterlich einwandfreier Junge, und man sollte ihn in Ruhe lassen", sagte Horst Heldt zum 13-maligen Saisontorschützen.

AC Mailand beobachtet Tasci

Der Erfolglose selbst gab sich entspannt. "Inzwischen belastet mich das nicht mehr. Die Situation in Leipzig war nicht schön", sagte er zu den Pfiffen der eigenen Fans beim 4:0 Deutschlands gegen Liechtenstein: "Aber ich glaube, mittlerweile sehen die Leute, dass ich mein Bestes gebe und momentan einfach nur ein bisschen Pech habe."

Angesichts des fünften Platzes, nur sechs Punkten Rückstand auf die Spitze und bevorstehenden Spielen gegen die Konkurrenten Hamburger SV, Spitzenreiter Wolfsburg (jeweils zuhause) und Bayern München (auswärts) konnte nichts die Stimmung in Stuttgart verhageln.

"Wir spielen noch gegen drei Konkurrenten und haben noch alles in den eigenen Händen", sagte der überragende Torschütze Tasci. Der wird übrigens laut Manager Heldt schon länger vom AC Mailand beobachtet.

Boulahrouz stinksauer

Ob Khalid Boulahrouz zukünftig noch mitzieht, ist fraglich. Der niederländische EM-Teilnehmer, einst für 13 Millionen Euro plus X vom HSV zum FC Chelsea gewechselt, beklagte sich bitter über seine Reservistenrolle.

"Ich habe das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Ich bin stinksauer und erwarte eine Erklärung. Ich bin gespannt, was er mir zu sagen hat", meinte der Verteidiger in Richtung Teamchef Markus Babbel.

Der VfL auf der anderen Seite muss zunächst den Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt verdauen. Für Kapitän Marcel Maltritz allerdings kein Problem: "Die Niederlage wird uns nicht umwerfen. Wir haben noch genug Spiele, um die Punkte für den Klassenerhalt zu holen."

Daten & Fakten: Bochum - Stuttgart