Rund zehn Minuten hatte Felix Magath während der Pressekonferenz am Mittwochmittag geredet. Ohne Pausen, ohne Zwischenfragen. Über seinen Weggang von Wolfsburg, sein Verhältnis zu VW-Boss Martin Winterkorn und die Mechanismen des Fußball-Geschäfts (Die Pressekonferenz im Ticker).
Nur: Der Begriff "Schalke" fiel während des Monologs nur ein einziges Mal. "Ich bedaure, dass der Wechsel zu Schalke, wo ich beim Aufsichtsratvorsitzenden Clemens Tönnies im Wort stehe, so früh publik geworden ist." Das war's.
Dabei plant Magath im Hintergrund bereits mit Hochdruck an der Zukunft seines zukünftigen Klubs. Der 55-Jährige erhält auf Schalke einen Vier-Jahres-Vertrag und ist als Trainer und Manager in Personalunion - ähnlich wie in Wolfsburg - verantwortlich für die Kaderzusammenstellung sowie die Suche nach Zugängen.
Im Fußball-Fieber? Jetzt in Empire of Sports kostenlos um tolle Preise kicken!
Wird der Etat angehoben?
Und eines scheint sicher: Anders als noch vor wenigen Wochen angekündigt, wird Schalke den Personaletat nicht senken, sondern eher anheben und kräftig in neue Spieler investieren.
Einer der Gründe für Magaths Weggang von Wolfsburg soll die fehlende Zusicherung für Großeinkäufe im Sommer gewesen sein. Warum sollte er dann zu Schalke wechseln, wenn ihm dort ebenfalls die Hände gebunden wären?
Mischung aus Talenten und Stars
"Magath will intensiv die Jugendarbeit voranbringen und die Mannschaft mit erfahrenen Spielern ergänzen", erklärte S04-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Demnach wird Schalkes Transferpolitik, ähnlich wie es Magath in Wolfsburg vorexerziert hat, wahrscheinlich auf eine Mischung aus Toptalenten und Hochkarätern hinauslaufen.
Doch wie könnte die Mannschaft für die Saison 2009/2010 aussehen? Die Vision "Schalke 2010":
Der Sturm: Hier besteht der größte Bedarf, immerhin stellt Schalke mit 44 erzielten Toren (zusammen mit Berlin) den schwächsten Angriff unter den zehn besten Bundesliga-Klubs.
Farfan ist nicht die erhoffte Verstärkung, Sanchez spielt zu umständlich, Asamoah mangelt es mittlerweile an Klasse und Altintop fühlt sich - sollte Schalke weiter im 4-3-3 agieren - im Mittelfeld wohler. Bleibt der technisch limitierte Kuranyi, mit 13 Toren noch der gefährlichste Angreifer.
Nach Informationen der "Ruhr Nachrichten" soll Magath interveniert haben, als Kuranyi mit einer Rückkehr zurück nach Stuttgart kokettiert hat. Ob er aber dennoch die erste Wahl unter Magath sein wird, scheint angesichts seiner fußballerischen Mängel fraglich, zumal Schalke seit längerem nach einem zweiten Mittelstürmer Ausschau hält.
Denkbare Variante: Magath bringt aus Wolfsburg Grafite oder Edin Dzeko mit. Vor allem bei Dzeko scheint es nicht ausgeschlossen, da der Bosnier eine besondere Beziehung zu Magath pflegt.
Dzeko war Magaths erster Transfer in Wolfsburg und gilt seitdem als dessen Ziehsohn. "Für mich ist Felix Magath der perfekte Trainer", sagt er.
Wesentlich konkreter ist ein Wechsel von Lewis Holtby. Schalke handelte sich vom 18-jährigen Flügelstürmer aus Aachen zwar schon eine Absage ein, doch durch die Aussicht, mit Magath zu arbeiten, scheint sich der U-19-Nationalspieler umentschieden zu haben. Angeblich hakt es nur noch an Aachens Ablöseforderung.
In Südamerika wiederum wird von einem Schalker Interesse an Lucas Barrios (Colo-Colo) berichtet. Der argentinische Welttorjäger wurde zuvor unter anderem auch mit Magath und Wolfsburg in Verbindung gebracht.
Außerdem denkt Schalke laut "Sport-Bild" über U-21-Nationalspieler Änis Ben-Hatira (von Hamburg nach Duisburg ausgeliehen) nach.
Das Mittelfeld: Klingt kurios, aber angeblich ist der Ex-Schalker Lincoln wieder ein Thema. Magath soll nach einem echten Spielmacher fahnden, da er im Mittelfeld ein System mit einem Zehner bevorzugt, so wie in Wolfsburg mit Misimovic. Der Georgier Kenia ist für diese Aufgabe noch zu jung, der kroatische Nationalspieler Rakitic zu unbeständig.
Was gegen Lincoln spricht: Er spielt für Galatasaray längst nicht mehr auf dem Niveau vergangener Tage und ist bereits 30 Jahre alt.
Zudem sucht Schalke nach einer Verstärkung im defensiven Mittelfeld. Engelaar hat seinen Kredit verspielt, Kobiaschwili ist schlicht zu langsam für die Position. Umso sinnvoller wäre eine Verpflichtung von Sascha Riether, an dem Schalke seit Monaten interessiert sein soll. Riether reifte unter einem gewissen Felix Magath in Wolfsburg zu einem Nationalmannschaftskandidaten heran.
Die Abwehr: Der Kontrast zum Sturm: Mit 29 Gegentreffern verfügt Schalke über die beste Abwehr der Liga, vor allem die tief besetzte Innenverteidigung mit Westermann, Höwedes, Krstajic, Bordon und Zambrano ist beeindruckend.
Nichtsdestotrotz wägt Schalke laut "Bild" einen Transfer von Robert Huth (Middlesbrough) ab - was insofern Sinn machen würde, dass Magath den kantigen Abwehrspieler bereits nach Wolfsburg lotsen wollte.
Nachholbedarf herrscht hingegen auf den Außenverteidiger-Positionen. Einen Rafinha-Weggang könnte man womöglich noch mit Riether auffangen, zu Linksverteidiger Pander fehlt aber eine hochklassige Alternative.
Wie wäre es demnach mit Hrvoje Cale? Der Kroate von Trabzonspor spielt in der Türkei eine überragende Runde und wurde mit zwei Bundesligisten in Verbindung gebracht. Mit Hoffenheim - und Wolfsburg...
Der FC Schalke im Steckbrief