SPOX zeigt fünf Talente, die in dieser Saison erstmals Bundesliga-Luft schnuppern könnten und die man langfristig auf der Rechnung haben sollte.
Burak Kaplan (Bayer Leverkusen): Der 19-Jährige wurde direkt aus der A-Jugend in Bayers Bundesliga-Kader hochgezogen und erhielt gleich einen Profi-Vertrag. Nicht ohne Grund. Jupp Heynckes schwärmt vom türkischen U-19-Nationalspieler: "Ein intelligenter Junge. Er macht mir Spaß. Mit ihm lohnt es sich zu arbeiten."
Und die Arbeit trägt bereits Früchte. In der Vorbereitung überzeugte der Mittelfeldspieler mal auf dem linken, mal auf dem rechten Flügel, mal als Torschütze. Deshalb kündigt Heynckes schon an: "Burak bleibt in meinem Kader. Vielleicht spielt er bald auch in der Bundesliga."
Kaplans Stärken: Er ist beidfüßig, hat ein gutes Auge für den Mitspieler und ist noch dazu torgefährlich. In Bayers U 19 erzielte Kaplan in der vergangenen Saison 20 Treffer. 1997 kam er vom Kölner Klub Vingst 05. Heute sagt er: "Meinem Vater habe ich alles zu verdanken, er hat mich immer nach Leverkusen zum Training gefahren. Ohne den Fußball hätte ich in Köln-Vingst vielleicht sonst viel Krach auf der Straße gehabt."
Güngör Kaya (1. FC Nürnberg): Sein Vorbild sei Ruud van Nistelrooy, sagt der 19-Jährige, vor allem wegen seines Torriechers beeindrucke ihn der Niederländer. In Sachen Killerinstinkt musste sich Kaya bislang allerdings auch nicht verstecken. Zuletzt traf er in der U-19-Bundesliga in 40 Partien 37 Mal. Nicht für den Club allerdings, sondern für Bochum.
Beim VfL brach man im Frühjahr dennoch die Vertragsgespräche mit dem Deutsch-Türken ab, "weil die emotionale Bindung zum Verein bei ihm scheinbar nicht da ist", erklärte Manager Thomas Ernst. Die Chance für FCN-Coach Michael Oenning, der Kaya noch aus seiner Zeit als Bochumer Jugendtrainer kennt. "Ich habe mir schon etwas dabei gedacht, als ich ihn geholt habe", sagt Oenning deshalb.
In der Vorbereitung rechtfertigt Kaya bislang Oennings Vertrauen und erzielte beim Test gegen Rot-Weiß Erfurt (5:1) sogar schon einen Doppelpack. "Güngör ist ein schlitzohriger Spieler, der flink ist und auch noch viele Tore macht", sagt Oenning, aber: "Er ist ein Leichtgewicht."
Fanol Perdedaj (Hertha BSC Berlin): In dieser Woche wird Fanol Perdedaj gerade mal 18 Jahre alt. Und obwohl der Kosovo-Albaner noch für Herthas U 19 spielen dürfte, hat ihn Chefcoach Lucien Favre schon in die erste Mannschaft der Berliner hochgezogen.
In der Hauptstadt hält man viel vom defensiven Mittelfeldspieler. "Er ist ein echter Beißer. In den Nachwuchsteams wurde er immer mit Gennaro Gattuso verglichen. Seine Spielweise lässt diesen Vergleich durchaus zu", sagt Herthas Nachwuchs-Chef Frank Vogel.
Wie Vorbild Gattuso musste Perdedaj allerdings im vergangenen Jahr eine schwere Verletzung verkraften. Ein Kreuzband- und Meniskuseinriss hatte zwei Knieoperationen zur Folge, von denen er sich nun aber längst erholt hat. "Jetzt bin ich wieder da. Das Knie hält", sagt Perdedaj, der als eines von sieben Geschwistern im Kosovo geboren wurde, allerdings bereits mit einem Jahr nach Berlin kam.
Marco Reus (Borussia Mönchengladbach): Der Mittelfeldspieler kam aus Ahlen zur Borussia - und wurde von der "Bild" sogleich zum neuen Marin ernannt. In der Tat sieht Reus seinem Vorgänger im Trikot mit der Nummer elf rein optisch durchaus ähnlich. Und auch von der Spielweise sind beide vergleichbar, ist Reus doch - wie Marin - beidfüßig und ein guter Dribbler. Lediglich in Sachen Körpergröße ist der 20-Jährige Marin deutlich voraus. 1,80 Meter misst der Eine-Million-Euro-Einkauf, der für Ahlen im vergangenen Jahr in Liga zwei viermal traf.
Bei den Testspielen überzeugte Reus bislang, glänzte als Torschütze und Vorbereiter. "Marco spielt sehr aktiv, sehr frisch. So kann er weitermachen", sagt Fohlen-Coach Michael Frontzeck.
Ansprüche stellen will Reus allerdings trotz des Trainerlobes nicht. "Ich freue mich einfach über jede Minute, die ich hier kicken kann. Das ist doch der geilste Job der Welt", so Reus, der einst in der B-Jugend des BVB ausgemustert wurde, "weil man meinte, ich sei zu klein und schmächtig". Nun will er bei der anderen Borussia ein Großer werden.
Andre Schürrle (Mainz 05): Nachdem sich die U 19 der Mainzer fürs Finale um die deutsche Meisterschaft qualifiziert hatte, war Manager Christian Heidel außer sich: "Das ist unfassbar, von der Wertigkeit fast wie ein Bundesligaaufstieg." Hauptverantwortlich für Heidels Einschätzung war Andre Schürrle, der den FSV mit einem Doppelpack gegen Werder Bremen ins Endspiel geschossen hatte.
Beim 2:1-Erfolg im Finale gegen den BVB traf der 18-Jährige zwar nicht, dafür aber in zuvor 19 Liga-Spielen 14 Mal, wodurch sich Schürrle ins Blickfeld von Cheftrainer Jörn Andersen spielte. In der Vorbereitung auf die neue Saison trainiert der deutsche U-19-Nationalspieler nun bei den Profis mit und Manager Heidel glaubt: "Er hat das Zeug, ganz oben anzuklopfen."
Wie er das schaffen will? "Andre ist eigentlich zu leicht. Doch das ist auch sein Vorteil. Er läuft ohne Ende, ist schnell, beidfüßig und hat eine wahnsinnig gute Schusstechnik", sagt sein ehemaliger U-19-Coach Thomas Tuchel.