Seit Monaten ist es ruhig geworden um Christian Lell. Gehörte der Rechtsverteidiger unter Jürgen Klinsmann noch zum erweiterten Stammpersonal, ist er diese Saison nur selten im Kader des FC Bayern. Das liegt nach Aussage des Reservisten auch an einem großen Missverständnis mit Louis van Gaal. Daher sei er in ein Motivationsloch gefallen, verrät Lell in einem Gespräch mit der "tz". Außerdem offenbart er seine Zukunftspläne.
Christian Lell hat es beim FC Bayern München noch nie leicht gehabt. Niederlagen und Gegentore wurden häufig am Münchener Eigengewächs festgemacht. Die Fans stöhnten bei jeder hinters Tor geschlagenen Flanke auf, schlugen bei jedem Stellungsfehler in der Defensive die Hände über dem Kopf zusammen.
Damit ist seit Sommer Schluss. Denn Lell, obwohl weiterhin im Aufgebot des Rekordmeisters, hat in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Champions League noch nicht einmal auf dem Feld gestanden. Der Grund: Louis van Gaal.
"Es war für den Trainer von Beginn an klar, dass ich keine Rolle spiele", beschwert sich Lell im Interview mit der "tz". Schlimmer noch: Der Niederländer schien sich vor der Spielzeit gar nicht mit dem 25-Jährigen beschäftigt zu haben.
Lell als Innenverteidiger?
"Van Gaal dachte, ich wäre gelernter Innenverteidiger. Er wusste nicht, dass ich rechts spiele", erklärt Lell das Missverständnis. Erst "nach zwei, drei Monaten" habe er den Trainer auf seine bevorzugte Position aufmerksam gemacht.
Zuvor war es zum Eklat gekommen. Bei einem Trainingsspiel gegen die Amateure - van Gaal weilte in seiner Heimat - wurde Lell wieder einmal in der Innenverteidigung eingesetzt. 70, 80 Minuten habe er sich die ungeliebte Aufgabe angetan.
Dann jedoch platzte Lell der Kragen - er verließ eigenmächtig das Feld. "Dann hatte ich keinen Bock mehr. Im Nachhinein ein Fehler", gibt er zu. In dieser Zeit hatte sich bei ihm eine ganze Menge Ärger aufgestaut - das Training war mehr Frust als Lust. Es fiel ihm immer wieder "schwer, sich zu motivieren".
"Scholl hat mich wachgerüttelt"
Mittlerweile hat er den Weg aus dem Tal gefunden. Dank Mehmet Scholl. Der Trainer der zweiten Mannschaft bat Lell zu einem ausführlichen Gespräch. "Er hat mich wachgerüttelt, mir meine Fehler aufgezeigt", sagt Lell.
Unter Scholl hatte Lell auch seinen einzigen Einsatz in dieser Saison. Im Drittliga-Spiel bei Carl Zeiss Jena stand er in der Startelf der Bayern-Reserve. Als er nach 38 Minuten wegen einer Roten Karte des Feldes verwiesen wurde, lag das Team schon 0:2 zurück. Letztlich gingen die Bayern II 0:6 unter.
Damals sagte Scholl, dass er solch lustlose Profi-Leihgaben nicht gebrauchen könne. Somit hatte Lell endgültig ausgespielt. Das weiß er auch selbst - die Wege werden sich wahrscheinlich im Winter trennen. Lell will das Gespräch mit Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Christian Nerlinger suchen.
"Das Ausland würde mich reizen", sagt Lell.