Castro: Ungewohnt überragend

Von SPOX
Gonzalo Castro überzeugt derzeit bei Bayer Leverkusen als Linksverteidiger
© Getty

Yildiray Bastürk hat in Stuttgart plötzlich wieder eine Chance. Bei Leverkusen gibt's einen Überflieger, den kaum einer wahrnimmt. Und ein Schalker sitzt in der Achterbahn. Das alles und mehr in Inside Bundesliga - für alle Fans und Manager-Spieler.

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Hamburger SV: Die Ausfälle von Paolo Guerrero und Mladen Petric hat man beim HSV mittlerweile weggesteckt, mit der Verletzung von Ze Roberto mussten die Norddeutschen allerdings einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der Brasilianer fehlt mindestens ein Spiel. Die Frage: Wer ersetzt den eigentlich Unersetzlichen? Option Nummer eins ist Robert Tesche. Der Neuzugang aus Bielefeld kam in der Liga bislang allerdings erst zu sechs Kurzeinsätzen. Auf gerade mal 20 Minuten bringt es Mickael Tavares, die zweite Option. Variante Nummer drei: Aogo wechselt von links hinten ins defensive Mittelfeld, dafür rückt Jansen in die Viererkette. Derzeit deutet vieles darauf hin. Zumindest Außenseiterchancen haben Tomas Rincon und Guy Demel.

Hertha BSC Berlin: Zehn Monate lang fehlte Fabian Lustenberger verletzungsbedingt. Gegen den VfL Wolfsburg gab der Schweizer am 10. Spieltag ein zehnminütiges Comeback. An den beiden letzten Spieltagen stand Lustenberger nun schon in der Startelf - und machte seine Sache durchaus ordentlich. Trotz der beiden Niederlagen beim BVB und gegen den 1. FC Köln scheint sich der 21-Jährige den Platz im defensiven Mittelfeld gesichert zu haben. Auch weil zwei Konkurrenten derzeit nicht glänzen. Der eine, Pal Dardai, weil er nach einer Sprunggelenks-Operation etwa vier Wochen aussetzen muss. Der andere, Cicero, weil er sich derzeit völlig außer Form präsentiert.

SC Freiburg: Robin Dutt ist ein Trainer, der gerne mal für Überraschungen sorgt. Während der Vorbereitung auf diese Saison gab der SC-Coach seinen Profis beispielweise eine komplette Woche trainingsfrei. Immer wieder überrascht Dutt auch gegen große Gegner mit einer extrem offensiven Spielweise. Am vergangenen Spieltag sorgte er nun gleich zweimal für Verwunderung. Zum einen kam der 21-jährige Daniel Caligiuri zu seinem Bundesliga-Debüt - und das gleich von Beginn an. Zum anderen fand sich Offensiv-Allrounder Cedrick Makiadi auf der Rechtsverteidiger-Position wieder. Da der Ex-Duisburger seine Sache fehlerfrei erledigte, hat der bislang gesetzte und konkurrenzlose Du-Ri Cha ganz plötzlich einen ernsthaften Mitstreiter um den Platz rechts hinten.

Bayer Leverkusen: Nur ein Sieg gelang dem Werksklub in den letzten drei Partien, und dennoch hat sich Bayer an der Tabellenspitze festgesetzt und mittlerweile bereits drei Zähler Vorsprung auf Platz zwei. Die vordergründigen Erklärungen: Hinten steht die beste Abwehr der Liga, mit einem starken Adler und einer sattelfesten Innenverteidigung mit Hyypiä und Friedrich. Vorne trifft Stefan Kießling und endlich auch Toni Kroos. Weitgehend unbemerkt blieb dadurch, dass Gonzalo Castro zuletzt überragende Leistungen am Fließband abliefert - und das auf der ungewohnten Position links in der Viererkette. Macht der 22-Jährige so weiter, ist er wohl auch für die Nationalelf eine ernsthafte Alternative zu Philipp Lahm und Marcel Schäfer.

VfB Stuttgart: Immerhin drei Pflichtspiele blieb der VfB zuletzt ohne Niederlage - allerdings eben auch dreimal ohne Sieg. Was positiv auffiel beim Remis-Dreierpack: Hinten scheinen sich die Schwaben gefangen zu haben, kassierte man doch nur einen Gegentreffer. Vorne hingegen klappt's überhaupt nicht. Was zum einen daran liegt, dass mit Cacau und Ciprian Marica zwei Stürmer verletzungsbedingt fehlen, zum anderen aber vielleicht auch daran, dass Markus Babbel zuletzt nur einen Stürmer aufbot und dahinter zwei offensive Mittelfeldspieler. Dies wiederum brachte Yildiray Bastürk eine neue Chance. Der Türke kam in Gladbach zu einem Kurzeinsatz und seinem ersten Pflichtspiel für den VfB seit über neun Monaten. Falls Babbel an der neuen Taktik festhält, erhöht sich Bastürks Chance auf weitere Einsätze - allerdings nur, wenn der VfB im neuen System auch endlich regelmäßig trifft.

VfL Bochum: Er war einer der Lichtblicke bei der unglücklichen Niederlage gegen Freiburg: Dennis Grote. Obwohl der 23-Jährige kein ausgebildeter Defensivspieler ist, machte er seine Sache links hinten sehr gut - einmal klärte er sogar auf der Linie. Die aus purer Not entstandene Idee (Fuchs krank, Bönig verletzt), Grote als Außenverteidiger zu bringen, könnte also wiederholt werden. Zumal der Linksfuß auch nach vorne  - vor allem im Zusammenspiel mit Zlatko Dedic - gute Szenen hatte. VfL-Coach Heiko Herrlich, der auf spielstarke Typen steht, dürfte das gefallen haben. Ein Plus für Grote.

FC Bayern München: Auf sieben, acht Positionen müsste eine Mannschaft erstklassig besetzt sein, um mit den Großen in Europa mitzuhalten, hatte Philipp Lahm gesagt. Auf der Position des Linksverteidigers sind es die Münchner definitiv nicht. Edson Braafheid und Danijel Pranjic fielen beide durch. Gegen Schalke rückte Holger Badstuber vom Zentrum nach außen und macht seine Sache mehr als gut. Ein kluger Schachzug. Zumal Louis van Gaal so zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Erstens hat er einen stabilen Mann auf links und zweitens muss er keinen seiner drei Innenverteidiger (van Buyten, Badstuber, Demichelis) auf die Bank setzen. Ein weiteres Plus von Badstuber: seine gefährlichen Standards. Gegen Schalke führte eine Freistoßflanke zum 1:0.

Eintracht Frankfurt: Bei der Eintracht ist nach der Kritik von Trainer Michael Skibbe ordentlich Dampf in der Hütte. Der Coach hatte Verstärkungen gefordert und wird sich wohl im Winter nach einem neuen Stürmer umsehen. Ioannis Amanatidis musste erneut am rechten Knie operiert werden und fällt für den Rest der Saison aus. Eigentlich die Chance für Martin Fenin. Aber der Tscheche kommt unter Skibbe nicht wirklich zum Zug und plagt sich jetzt auch wieder mit Schmerzen an der operierten Leiste herum. Als Amanatidis-Ersatz ist dessen Landsmann Theofanis Gekas im Gespräch. Klarheit herrscht dagegen im Tor. Ralf Fährmann hatte zwar beim 0:4 in Leverkusen keine Schuld, muss seinen Platz aber wieder an den zuletzt verletzten Oka Nikolov abgeben.

Borussia Dortmund: Es gibt ein paar zentrale Führungsfiguren beim BVB. Roman Weidenfeller ist eine davon. Ohne Zweifel auch Sebastian Kehl, und Dede gehört sicherlich ebenfalls zu diesem Kreis. Dumm nur, dass zwei dieser drei Spieler derzeit nicht an Bord sind. Kehl fehlt seit Monaten und bangt darum, überhaupt wieder irgendwann zurückzukehren. Für Dede ist nach einem Innenbandriss zumindest die Vorrunde gelaufen. Der Ersatz für den Brasilianer steht mit Marcel Schmelzer allerdings schon parat. Das Problem mit dem 21-Jährigen: Schmelzer agierte in dieser Saison bei seinen Einsätzen zwar stets solide - mehr aber eben auch nicht.

FC Schalke 04: Mineiro ist auf Schalke so etwas wie der Achterbahnfahrer der Saison. Erst verpflichtete Magath den Brasilianer quasi aus dem Nichts. Prompt schaffte Mineiro den Sprung in die Stammelf.Nach überzeugenden Auftritten verletzte er sich dann allerdings am Meniskus - und war für vier Wochen weg vom Fenster. Kaum richtig fit, stand Mineiro am 10. Spieltag wieder in der Startelf und flog nur eine Woche später aus Leistungsgründen erneut aus dem Kader. Beim FC Bayern durfte der 34-Jährige nun immerhin 20 Minuten ran. Mittlerweile hat sich mit Joel Matip allerdings ein weiterer ernsthafter Kandidat fürs defensive Mittelfeld hervorgetan. Mineiros Achterbahnfahrt hat also noch längst kein Ende.

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