SPOX: Herr Cha, zum Ende des Jahres hatten Sie die Haare etwas länger, nun ist wieder Glatze angesagt. Ist der Versuch mit den längeren Haaren damit als gescheitert zu betrachten?
Du-Ri Cha: (lacht) Naja, jetzt passt es wieder. Ich hatte vorher seit Jahren kurze Haare und wollte mal was anderes probieren.
SPOX: Das müsste der SC Freiburg auch mal bei Heimspielen. Auswärts holten sie in der Vorrunde 13 Punkte, daheim nur fünf. Warum ist das Team in dieser Saison so heimschwach?
Cha: Eigentlich war Freiburg immer für seine Heimstärke bekannt. Wenn man sich aber die Gegner anschaut, die wir in der Vorrunde hatten, dann kann man sich die magere Punktausbeute schon erklären. Leverkusen, Bayern, Hoffenheim und so weiter - das waren alles Mannschaften, die oben mitspielen und da haben wir uns schwer getan. Aber im Endeffekt ist es auch okay, wenn wir auswärts die Punkte holen.
SPOX: Vor allem in der Defensive ist der SC anfällig und hat schon 33 Gegentore kassiert. Wie kommt das?
Cha: Wir haben eine sehr offensive Spielweise für einen Aufsteiger. Wenn wir dann 1:0 oder 2:0 zurückliegen und immer weiter aufmachen, ist das gegen einen Gegner wie Bremen natürlich ganz gefährlich. Die Spieler haben einfach die Qualität, um Konter eiskalt auszunutzen und das hat man beim 0:6 gegen Werder gesehen. Daraus müssen wir lernen und disziplinierter spielen. Das ist uns in den letzten Spielen der Hinrunde auch ganz gut gelungen.
SPOX: Am 13. Spieltag lief der Offensivmann Cedric Makiadi an Ihrer Stelle als Rechtsverteidiger auf. Was war da los?
Cha: Meine Leistungen in den Wochen zuvor haben nicht gepasst und der Trainer wollte etwas Neues versuchen. Das muss man akzeptieren. Aber im nächsten Spiel war ich schon wieder dabei.
SPOX: Wie Makiadi haben auch Sie früher im Angriff gespielt. Wann hat sich herausgestellt, dass Sie als Verteidiger noch besser aufgehoben sind?
Cha: Friedhelm Funkel gingen in Frankfurt die Außenverteidiger aus. Da hat er mich gegen Dortmund zum ersten Mal rechts hinten spielen lassen.
SPOX: Wie schwer fiel Ihnen die Umstellung?
Cha: Der Trainer hat mich im Training zu sich geholt und gesagt, dass er es versuchen möchte und ich es im Trainingsspiel ausprobieren soll. Er hat mir das Stellungsspiel erklärt und am Wochenende kam ich zum Einsatz. Also alles halb so wild.
SPOX: Dafür sind Sie jetzt näher am eigenen Tor, was schon mal zu einem kuriosen Eigentor wie gegen die Bayern führt. Hannover schoss in Gladbach gleich drei - ein kleiner Trost für Sie, dass das jetzt in den ganzen Rückblicken lief?
Cha: Ach, Eigentore gibt's ziemlich oft. Das passiert jedem einmal. Wobei ich sagen muss, dass das eine Eigentor von Karim Haggui schöner war als meins. Dass es mir gerade gegen Bayern passiert ist, ist natürlich schlecht, weil dann die ganze Liga zuschaut.
SPOX: Sie standen aber schon immer etwas mehr im Rampenlicht, weil Sie der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Profis Bum-Kun Cha sind. War das eher Fluch oder Segen?
Cha: Es hat Vor- und Nachteile. Vor allem in Deutschland ist es schwer, weil mein Vater hier große Erfolge gefeiert hat. Ich bin aber mit dem zufrieden, was ich erreicht habe.
SPOX: Gibt Ihnen Ihr Vater ab und zu auch noch Tipps?
Cha: Ja klar. Er war kürzlich hier, weil er Urlaub hatte. Da wird dann nach dem Spiel erst einmal eine halbe Stunde analysiert (lacht). Das wird auch immer so bleiben. Er kennt mich am besten und seine Ratschläge nehme ich gerne an.
SPOX: Wenn Sie für die WM 2010 nominiert werden, hätten Sie zumindest mehr WM-Teilnahmen als er.
Cha: Ich war drei Jahre nicht bei der Nationalmannschaft, bin dann im Oktober wieder berufen worden und habe seitdem alle Spiele gemacht. Wichtig ist aber, dass man nicht nur an die Nationalmannschaft und die WM denkt, sondern dass man im Verein spielt. Wenn ich in der Rückrunde regelmäßig spiele und meine Leistung bringe, habe ich gute Chancen auf die WM-Teilnahme.
SPOX: Südkorea spielt in der Vorrunde gegen Argentinien, Nigeria und Griechenland. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Cha: Argentinien ist der Topfavorit. Die restlichen drei Mannschaften sind auf Augenhöhe und kämpfen um den zweiten Platz. Ich denke, das Schlüsselspiel wird das erste Match gegen Griechenland. Wenn wir das gewinnen, haben wir gute Chancen aufs Achtelfinale.
SPOX: Auch Nordkorea hat sich für Südafrika qualifiziert. Haben Sie sich darüber gefreut?
Cha: Für mich war erst einmal entscheidend, dass sich Südkorea qualifiziert. Aber ich freue mich für Nordkorea. Das ist mir lieber, als wenn sich der Iran oder Saudi-Arabien qualifizieren. Die Nordkoreaner verfügen zwar über wenig Erfahrung bei großen Turnieren, aber das wird für alle ein schönes Erlebnis werden. Vor allem, weil sie in einer tollen Gruppe auf starke Teams (Portugal, Brasilien, Elfenbeinküste; Anm. d. Red.) und Spieler treffen.
SPOX: Haben Sie die Hoffnung auf ein gesamtkoreanisches Team in Zukunft und eine Wiedervereinigung des geteilten Landes? Sie sind ja in Deutschland geboren und haben das schon mal erlebt.
Cha: Eine Wiedervereinigung wäre natürlich super. Aber wann oder wie, das kann ich nicht sagen.
SPOX: Wie kommen die Menschen in Korea mit der Teilung klar?
Cha: Die jungen Leute bekommen das alles nicht so mit. Aber die älteren, die Eltern oder Geschwister im Norden haben, für die ist es natürlich bitter. Diese Menschen denken jeden Tag darüber nach, ob sie ihre Verwandten noch einmal wiedersehen, bevor sie sterben.
SPOX: In der europäischen Öffentlichkeit wird Nordkorea als Bedrohung wahrgenommen. Wie sehen das die Menschen in Südkorea?
Cha: Die nehmen das mittlerweile locker. Sie wissen, dass es nicht so schlimm ist, wie es dargestellt wird.
Du-Ri Cha im Steckbrief