SPOX: Daniel van Buyten, Sie waren in Ihrer ersten Saison in München 2006/07 zweikampfstärkster Spieler des FC Bayern. Haben Sie das gewusst?
Daniel van Buyten: Ja und das zeigt mir, dass ich gut genug war, um beim FC Bayern zu spielen. Von Anfang an.
SPOX: Aber so richtig durchgestartet sind Sie erst jetzt. Woran liegt das?
Van Buyten: Ich zeige meine beste Leistung, weil der Trainer mir das Vertrauen gibt. Was ich jetzt leiste, hätte ich auch schon früher leisten können. Aber in der letzten Saison hatte ich kaum die Chance, mich zu beweisen.
SPOX: Weil das Vertrauen des Trainers nicht da war.
Van Buyten: Richtig. Letzte Saison wurde viel geredet, viel erzählt, aber nichts ist passiert.
SPOX: Inwiefern?
Van Buyten: Man ist mit mir nicht ehrlich umgegangen. Wenn der Trainer dir immer wieder sagt: 'Nächste Woche spielst du' und am Tag vor dem Spiel sagt: 'Du spielst nicht', kann das einen Spieler kaputt machen. Mich hat es nicht kaputt gemacht, weil ich mich nicht so leicht unterkriegen lasse. Das lässt mein Charakter nicht zu.
SPOX: Sind Sie menschlich enttäuscht von Jürgen Klinsmann?
Van Buyten: Ja. Wenn mich jemand nicht mag oder ein Problem mit mir hat, soll er es mir ins Gesicht sagen. Mein Freund Franck Ribery hat mich dafür bewundert, dass ich ruhig geblieben bin. Er hat gesagt: 'Daniel, wie hältst du das bloß aus? Du bist sehr, sehr gut und spielst nie. Ich wäre schon längst explodiert.'
SPOX: Sind Sie aber nicht.
Van Buyten: Es geht immer um das Wohl des Vereins. Man darf sein Ego nicht über den Verein stellen. Dass ich jetzt spiele, zeigt mit, dass ich den richtigen Weg gewählt habe. Irgendwann wird man eben für seine Geduld belohnt.
SPOX: Haben Sie Ende letzter Saison überlegt, den Verein zu verlassen?
Van Buyten: Nein, das wäre der einfache Weg gewesen. Ein Spieler, der nicht spielt, sagt: 'Gut, dann spiele ich halt woanders.' Aber ich habe nie Stress gemacht, sondern mich immer professionell verhalten.
SPOX: Wenn man mit Spielern des FC Bayern über Louis van Gaal spricht, fällt auf, dass viele seine Ehrlichkeit betonen. Gibt es zu wenig Ehrlichkeit im Fußball?
Van Buyten: Das weiß ich nicht. Aber ohne Ehrlichkeit geht es nicht. Louis van Gaal ist gerade aus. Er verfolgt seine Philosophie gnadenlos. Entweder du sitzt mit im Boot, oder eben nicht. Ihm ist es auch egal, ob der Spieler Franck Ribery, Luca Toni oder wie auch immer heißt.
SPOX: Ottmar Hitzfeld hatte bei den Spielern ein ähnlich hohes Ansehen. Kann man van Gaal und Hitzfeld vergleichen?
Van Buyten: In gewisser Weise schon. Beide Trainer haben sehr viel Erfahrung. Sie wissen, wovon sie sprechen. Hitzfeld hat sehr gut zum FC Bayern gepasst und van Gaal tut das auch. Van Gaal kann bei Bayern so erfolgreich werden wie Hitzfeld und vielleicht noch mehr.
SPOX: Sind Sie unter van Gaal zum Führungsspieler gereift?
Van Buyten: Ich versuche zumindest mehr Einfluss auf die Mannschaft zu nehmen. Ich gehe anders auf meine Mitspieler zu und bin offener geworden.
SPOX: Sind Sie der Chef in der Abwehr?
Van Buyten: Von meiner Position aus kann ich viele Kommandos geben. Der Trainer verlangt von mir, dass ich diese Rolle einnehme. Er will, dass ich Verantwortung übernehme. Ich fühle mich wohl in dieser Rolle, ja.
SPOX: Mit Breno fehlt dem FC Bayern in der Rückrunde ein Innenverteidiger. Ist die Abwehr jetzt nicht zu dünn besetzt?
Van Buyten: Nein. Wenn man vier Innenverteidiger hat, sitzt meistens einer auf der Tribüne. Zu viele Spieler können auch Unruhe bedeuten. Es war für Breno eine gute Entscheidung, dass er jetzt erstmal in Nürnberg spielt.
SPOX: Kann er sich in der Bundesliga durchsetzen?
Van Buyten: Er hätte sich vielleicht schon früher ausleihen lassen sollen. Er muss spielen und zeigen, dass er in der Bundesliga zurecht kommt. Er ist noch jung und kann noch viel lernen.
SPOX: Sie haben die Freundschaft zu Franck Ribery angesprochen. Wie ist diese Freundschaft entstanden?
Van Buyten: Hauptsächlich durch die Sprache. Als Franck nach München kam, brauchte er Tipps. Er ist etwas introvertiert. Ich habe ihm geholfen, sich zu öffnen. Franck ist über die Jahre ein echter Freund geworden.
SPOX: Sprechen Sie mit ihm auch über seine Zukunft? Holt er sich Ihren Rat?
Van Buyten: Ja, wir sprechen oft darüber. Über seine Zukunft und über meine Zukunft. Wir beraten uns gegenseitig, was die beste Lösung ist. Freunde sind da, um zu helfen. Und das machen wir.
SPOX: Was ist die beste Lösung für Ribery?
Van Buyten: Das muss er selbst entscheiden. Er weiß, was er am FC Bayern hat.
SPOX: Und für Sie?
Van Buyten: Der FC Bayern ist mein Traumverein, seit ich Kind bin. Der Verein weiß, dass ich gerne bleiben möchte.
SPOX: Sie haben ein sehr enges Verhältnis zu Ihrem Vater. Hat sich Ihre Einstellung zum Fußball seit der Krankheit Ihres Vaters verändert?
Van Buyten: Nein, was Fußball angeht, hat sich nichts verändert. Ich will Titel gewinnen. Ich liebe meinen Beruf, Fußball ist auch mein Hobby.
SPOX: Hat sich Ihr Leben verändert?
Van Buyten: Ja, es gibt Dinge, die absolut unwichtig werden, wenn ein geliebter Mensch krank ist.
SPOX: Woher kommt diese enge Verbindung zu Ihrem Vater?
Van Buyten: Ich bin ein Familienmensch, ich habe mit 19 noch zuhause gewohnt. Als ich nach Marseille ging, hatte ich anfangs Heimweh. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Mein Vater hat gesagt: 'Junge, du musst da durch, auch wenn dein Herz brennt.'
SPOX: Möchten Sie irgendwann zurück nach Belgien?
Van Buyten: Ja, ich habe Heimweh. Ich möchte wieder zurück zu meiner Familie und meinen Freunden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, in Belgien zu leben und mir ein Haus in Südfrankreich zu kaufen, als Urlaubsdomizil.
SPOX: Ihr Vater war erfolgreicher Catcher, auch Sie wollten früher Catcher werden. Verfolgen Sie die Szene noch?
Van Buyten: Nicht regelmäßig. Aber Catchen ist sehr populär in Belgien. Es gibt dort Sammelalben, eine Art Panini mit den bekannten Wrestlern. Ich habe meinen Kindern ein paar zu Weihnachten geschenkt. Die waren total verrückt nach den Dingern, die anderen Geschenke waren gar nicht interessant. (lacht)
SPOX: Wer ist Ihr Lieblings-Catcher?
Van Buyten: Mein Vater natürlich. Aber mir gefallen auch Hulk Hogan und der Undertaker.
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