SPOX: Die Leverkusener Mannschaft in Bremen war im Schnitt noch nicht mal 23 Jahre alt. Damit ist sie mit dem BVB die jüngste der Bundesliga. Bist Du nicht auch ein wenig vom tollen Saisonverlauf überrascht?
Patrick Helmes: Ein bisschen schon. Wir sind eine sehr junge Mannschaft, aber wir haben auch super viel Potenzial in unseren Reihen. Das hat man vergangene Saison schon viele Male ansatzweise gesehen und jetzt haben wir mit Sami Hyypiä auch einen extrem wichtigen Spieler dazubekommen. Er verleiht unserer Abwehr mit seiner Erfahrung viel Stabilität. Deshalb glaube ich, dass diese Mannschaft auf Jahre hinaus noch viel Erfolg haben wird, da alle noch sehr jung sind und länger zusammenspielen werden. Da dürfte der Erfolg vorprogrammiert sein.
SPOX: Die Rückrunde in der letzten Saison war nicht so gut. Wieso funktioniert es jetzt auf einmal?
Helmes: Die Mannschaft ist einfach ein Jahr reifer. Mit Hyypiä haben wir einen Spieler dazubekommen, der eine gewisse Ruhe ins Spiel bringt. In der vergangenen Saison haben wir oft Hopp oder Top gespielt. Jetzt holen wir Rückstände auf und erkämpfen uns auch einmal ein Unentschieden. Letzte Saison war es meistens so, dass wir entweder 3:0 gewonnen oder verloren haben. Diese Einstellung haben wir abgelegt.
SPOX: Habt Ihr Euch diese Abgezocktheit beim neuen Trainer geholt?
Helmes: Natürlich kann man vom Trainer lernen. Wir haben mit Jupp Heynckes und Hyypiä zwei sehr erfahrene Leute, die einfach wissen, wie der Hase im Fußball läuft. Aus diesem Grund sind die beiden besonders für uns junge Spieler sehr wichtig. Vor dem Spiel machen wir uns keinen Kopf. Viele warten auf unseren Einbruch, doch wir zeigen von Woche zu Woche, dass es nicht der Fall sein wird.
SPOX: Deine Karriere ist Schritt für Schritt vorangegangen: Über Siegen in der Regionalliga nach Köln und jetzt Leverkusen. Was kommt als nächstes?
Helmes: Das weiß ich nicht. Jetzt ist erstmal wichtig, nach dem Kreuzbandriss Fuß zu fassen. Ich war schließlich ein halbes Jahr verletzt. Jetzt habe ich die körperliche Fitness wieder und wenn ich nach und nach die Spielpraxis sammle, werde ich wieder der Alte. Das ist das erste Ziel. Ich habe noch Vertrag bis 2013, alles andere wird sich dann zeigen.
SPOX: Du wohnst noch in Köln, die Verbindung zum FC ist also nie abgerissen. Jetzt hat Köln vor der Saison Lukas Podolski geholt und Wolfgang Overath durchklingen lassen, sich durchaus ein Sturmduo Podolski/Helmes vorstellen zu können. Wie nimmst Du das wahr? Ist das überhaupt ein Thema für Dich?
Helmes: Ja klar nimmt man die Sachen irgendwo wahr. Besonders wenn man Kölner ist, jahrelang für den Klub gespielt hat und hier lebt. Natürlich ist das für den Verein ein Thema. Ich empfinde es als eine gewisse Wertschätzung, über die ich mich freue, aber momentan auch nicht mehr.
SPOX: Kommen wir zur Nationalmannschaft: Anfang März ist das Spiel gegen Argentinien und dann folgt eine lange Pause bis Mitte Mai. Du kannst Dich also nur über die Bundesliga anbieten, spielst aber relativ selten. Machst Du Dir Sorgen um die WM-Teilnahme?
Helmes: Nein, das Programm ist nun mal so. Man muss sich sowieso über die Bundesliga für die Nationalmannschaft empfehlen. Außerdem kann noch so viel passieren. Klar spiele ich momentan nicht so viel, weil ich einfach lange verletzt war, aber die Zeiten werden wieder kommen, in denen ich spiele. Und wenn ich mich da gut präsentiere, werde ich vielleicht die Chance bekommen, mitzureisen. Ansonsten werde ich weiter arbeiten, um in zwei Jahren dabei zu sein. Die Verletzung kam sicher nicht in einem günstigen Moment, aber das gehört zum Fußball dazu. Ich habe es relativ schnell abgehakt und jetzt geht der Blick wieder nach vorne.
SPOX: Deutschland ist selbstredend einer der WM-Favoriten. Wen hast Du sonst noch auf der Rechnung?
Helmes: Es sind mehr oder weniger immer dieselben Namen: Brasilien, Argentinien, Weltmeister Italien. Die werden sicher alle ein Wörtchen im Titelkampf mitreden.
SPOX: Die zweite wichtige Frage: Wer wird deutscher Meister?
Helmes: Das werden wir Anfang Mai sehen.
SPOX: Leverkusen?
Helmes: Vielleicht.
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