1. Unverbindliche Einstiegsfrage: Was genau haben Sie, Joachim Löw, eigentlich am Samstag bei Stuttgart vs. Gladbach gewollt? Welchen Erkenntniswert hatten Sie sich da erhofft? Khedira verletzt, Cacau gesperrt, Neuville nicht mehr aktiv - vom kurzen Anfahrtsweg und den ausbleibenden Schmährufen des Publikum mal abgesehen: In wie weit hat Sie (und uns!) der Besuch dieses Spiels jetzt WM-technisch nach vorne gebracht? Oder wollen Sie uns im Sommer ernsthaft Hilbert, Gebhart, Träsch andrehen? Ach ja, und sagen Sie, haben Sie wenigstens den Patzer des Serdar Tasci gesehen? Dann brächte diese Reise ja vielleicht wenigstens die Herren Hummels oder Höwedes noch ein wenig voran.
2. MVP: Aber Schluss mit ätzender Kritik. Es lebe das Lob. Und das hat sich vor allem Hamit Altintop verdient. Weil er taktisch unfassbar ausgeschlafen ist. Weil er wusste: Schalke: Spiel nach vorn: Ha! Ha! Ha! Von der ersten Minute an bewarb sich Hamit Altintop also folgerichtig um die Rote Karte, auf dass seine dann unterzahligen Bayern die Schalker kommen ließen. Und als die feine Tätlichkeit gegen den Linienrichter überraschend nur Gelb einbrachte, legte Hamit Altintop eben mit einem nicht minder feinen Foul an der Mittellinie nach - und flog und ward so zum Spieler des Spiels. Ach, wenn Sie doch bloß für Deutschland spielen dürften, Hamit Altintop!
3. Minimax: Nicht vollends zufrieden zeigte sich hinterher allerdings Mark van Bommel: "Wir sind Erster, so wie es sich gehört. Es war Pflicht, hier zu gewinnen. Das war das Mindestziel." Womit sich die Frage aufdrängt: Was wäre denn das Maximalziel gewesen, Mark van Bommel? Was kann man auswärts denn mehr holen, als einen Dreier? Gut, nächste Woche in Manchester oder Leverkusen, da könnte man a) gewinnen und b) dem Gegner zusätzlich noch bisschen den Rasen zertreten. Aber auf Schalke...?
4. Quasi eigentlich: Komplett super drauf war Uli Hoeneß. Nach der Pleite gegen Stuttgart noch die Einsilbigkeit in Person ("Ich sag heut nix!"), zeigte Hoeneß nun gleich mal deutlich an: "Aufgepasst, heut sag ich was!" Und zwar: "Schalke hat hier heute quasi einsehen müssen, dass sie eigentlich nicht deutscher Meister werden dürfen (...) Und so leid es mir tut für alle Anderen: Bayern München ist die beste deutsche Mannschaft."
Wir allerdings finden: Uli Hoeneß sollte nur nach Niederlagen sprechen und nicht nach Siegen. Das wäre nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ ein Fortschritt. Bleibt halt fraglich, ob auch Uli Hoeneß quasi einsieht, dass das eigentlich so ist.
5. Franzinho: Ein Vorbild wäre zum Beispiel Maik Franz. Denn der ist neben all seiner Nickligkeit und Galligkeit und Fiesigkeit noch mit einer weiteren wunderbaren Eigenschaft ausgestattet: Selbstironie. Nach seinem Fallrückzieher (noch mal: seinem Fall!rück!zieh!er!) stellte er sich also lässig vor die Journalisten und sprach: "Ich weiß gar nicht, warum die Leute mich nicht so kennen, ich bin einer, der für solche Tore bekannt ist." Und das ist fast noch mehr zu preisen, als das Tor (ein Fallrückzieher!!) an sich. Uli Hoeneß hätte sich nach so einem Ding wahrscheinlich nur breitbeinig in der Mixed Zone aufgestellt und gesagt: "So leid es mir für die Anderen tut: Aber ich habe nicht nur den Längsten, sondern auch den Dicksten, und damit hab ich ihn heute reingepeitscht, aber das hat ja quasi eigentlich jeder gesehen." Unsympathisch!
6. Therapiestunde: Höchst anstrengend war Leverkusens Manuel Friedrich, der sich nach der endgültigen Leverkusener Niederkunft im harten Schoß der Rückrunde Schrägstrich Realität jeden bemitleidenswerten Fieldreporter schnappte, um ihn minutenminutenminutenlang mit seinem Befindlichkeitsblabla vollzuheulen. Und man wollte ihn anbrüllen, diesen Manuel Friedrich, dass das hier eigentlich nur ein nichtssagendes, launiges Fieldinterview werden sollte und keine öffentliche Therapiestunde, aber man kam ja nicht durch, Manuel Friedrich jammerte ja in einem fort vor sich hin. Unwürdig! Wie viel besser hätte das Maik Franz gelöst! Locker hingestellt hätte er sich und lapidar gesagt: "Ach wissen Sie, der Himmel ist blau, Wasser ist nass, Frauen haben Geheimnisse und Leverkusen stürzt in der Rückrunde ab. So läuft die Welt. Lachen Sie einfach drüber. Machen wir auch so."
7. Was Persönliches: Aber wenn wir schon dabei sind: Das persönliche Leid in die Welt hinaus klagen - können wir auch. Der Autor dieser AL zum Beispiel: Vor der Saison hat der Andreas Ivanschitz gekauft. Für teures Geld. Bei comunio. Und sich in der Winterpause stolz in der Redaktion aufgebaut und allen kurz mal erklärt, wer denn hier nun den Längsten hat. 59 Punkte, Wert verfünffacht, bester Einkauf der Hinrunde. Und dann so eine Rückrunde! Minus 16 Punkte, schnellste Rote Karte der Bundesligageschichte, Marktwert auf die Hälfte des Kaufpreises abgestürzt. Das ist also alles absolut zum Brechen. Aber stellt sich der Autor da jetzt deshalb hin und heult öffentlich rum? Eben!
8. The Number Of The Beast: By the way: Wussten Sie, werte Leser, eigentlich, warum der HSV gegen Hannover nicht gewonnen hat? Also den wahren, echten, wahrhaftigen Grund? Nun, es wäre der 666. Sieg seiner Bundesligageschichte gewesen. Und so was kann man an Ostern echt nicht bringen. Analysen, wie Sie sie nur bei SPOX finden - wir hoffen, Sie wissen das zu schätzen!
9. The Cucumber Of The Game: Mal ein kurzer Einblick in die Redaktion. Wir hatten das ja schon mal erklärt: Während der Konferenz sitzen die Redakteure entspannt vor der Kiste, ziehen sich paar Bier rein, erzählen dreckige Witze und verhöhnen die Praktikanten, die sich einen abschuften. Hinterher kloppen wir die Agenturtexte auf die Seite und dann geht's ab ins Münchner Nachtleben. Mit den Agenturtexten ist das aber manchmal so eine Sache. Der SID zum Beispiel: Für den SID war Philipp Heerwagen neben Christoph Dabrowski nämlich ohne Witz der beste Bochumer. Seine Bilanz: Unter der Ecke durchgesegelt, Tor verschuldet, am Ball vorbei geboxt, Tor fast verschuldet, und dann, kurz vor Schluss, eine flache Hereingabe durchrutschen lassen, mit der Heiko Butscher allerdings nichts anzufangen wusste. In der SPOX-Analyse wäre Heerwagen damit locker die Gurke des Spiels geworden. Aber wie gesagt: Wir haben lieber Party gemacht und einfach den Text von der Agentur draufgekloppt. Unser Credo also: Heerwagen for Südafrika!
10. Druck!Druck!Druck!: Mal wieder über sein Lieblingsthema Druck!Druck!Druck! hat Oliver Kahn am Wochenende in der SZ referiert. Über Druck!Druck!Druck! und über Tiger Woods. Und da sprach Kahn also, er wäre neulich bei den US Open gewesen, um sein Idol aus nächster Nähe beim Umgang mit diesem Druck!Druck!Druck! zu studieren, und da hätte Tiger Woods also den Schläger geschmissen, mitten ins Publikum hinein, beim Golf!, und da hätte er, Oliver Kahn, natürlich gleich gemerkt, dass da was nicht stimme bei Tiger Woods, dass da irgendwas im Argen läge, und, nun ja, so war's ja dann auch, und am Ende kam's raus, und Oliver Kahn hatte es schon lange geahnt, das konnte ihn gar nicht so recht überraschen, weil das eben nicht weiter überraschend wäre, weil jemand, der unter solch einem Druck!Druck!Druck! stehe, nun mal zu Kompensierungshandlungen (oder so ähnlich) neige usw. usf., und wir haben dann einfach mittendrin aufgehört mit dem Weiterlesen.
11. Super Überleitung: Was bei Paolo Guerrero im Argen liegt, dass er derart zur Flasche greift, wissen wir indes nicht, wohl aber, dass wir das Statement des Frank Rost dazu sehr überragend finden: "Klar hat Paolo da jetzt vielleicht einen Fehler gemacht. Aber unter dem Strich war das ja nicht grundlos. Da muss sich auch der Fan hinterfragen. Da hat er Pech gehabt, da hat er gut getroffen. Die New York Yankees würden ihn jetzt gern verpflichten." Und wir, die wir Poster von Vinnie Jones und Eric Cantona auf dem Redaktions-Klo hängen haben, finden dieses Statement ja fast noch überragender als die Aktion selbst. Und wer uns jetzt unten in den Kommentaren mit Moral- und Befindlichkeitsblabla langweilt, der bekommt rigoros den Account gesperrt. Nichtsdestotrotz: Viel Spaß beim Kommentieren!
Der 29. Spieltag im Überblick