Das Mainzer Märchen geht auch nach dem 6. Spieltag weiter. Noch ein Sieg fehlt und der FSV hat den Bundesligarekord von sieben Erfolgen zum Bundesligastart eingestellt.
Einer der Garanten des Mainzer Aufschwungs ist Adam Szalai. Im SPOX-Interview erklärt der Ungar das neue, freche Mainz.
SPOX: Adam Szalai, Mainz ist mit sechs Siegen aus sechs Spielen gestartet. Wie geht das?
Adam Szalai: Was die Mannschaft in den ersten sechs Spielen geleistet hat, ist unglaublich. Wir arbeiten hart und sind vom Kopf her voll auf der Höhe. Nur so kann man alle sechs Spiele gewinnen.
SPOX: Sie und Ihr Sturmpartner Sami Allagui haben die Innenverteidiger der Bayern permanent attackiert. War das der Masterplan des Trainers?
Szalai: Ja. Unsere Aufgabe war es, Druck auszuüben und die Passwege ins Zentrum zu stören. Wir wollten, dass die Bayern gezwungen werden, über die Außenverteidigerpositionen zu spielen. Wenn der Ball dann bei Lahm oder Pranjic war, ist ein Sechser von uns rausgerückt. Dieses Verschieben hat gut geklappt. Wir haben Bayerns Spielaufbau gestört und kaum Chancen zugelassen.
SPOX: Eine sehr laufintensive Taktik.
Szalai: Absolut. Ich war mir nicht sicher, ob wir das 90 Minuten lang durchhalten können. Wir haben in Bremen und gegen Köln schon riesen Spiele gemacht und sehr viel Aufwand betrieben. Es war eine sehr harte Woche, aber eine sehr erfolgreiche.
SPOX: Funktioniert das laufintensive Spiel nur, indem man so ausgiebig rotiert? Gegen die Bayern kamen wieder fünf Neue in die Startelf.
Szalai: Wir können das nur leisten, wenn wir auch unsere Pausen bekommen. Prinzipiell wollen wir immer attackieren. Aber wir haben unterschiedliche Gegner mit unterschiedlichen Qualitäten und unterschiedlichen Spielweisen. Dementsprechend stellt unser Trainer auf. Gegen defensive Kölner haben wir Spieler mit mehr Qualität in der Offensive gebraucht. Gegen Bayern eher Spieler, die defensiv gut gegen den Ball arbeiten können.
SPOX: Richtet sich der Trainer also in erster Linie nach dem Gegner?
Szalai: Ja. Unsere Trainer beschäftigen sich intensiv mit dem Gegner. Wir haben unsere Spielphilosophie, richten uns aber immer auch nach dem Gegner.
SPOX: Wie sieht die Philosophie aus?
Szalai: Den Gegner attackieren und zu Fehlern zwingen. Wenn wir den Ball haben, können wir schnell und passsicher nach vorne spielen. Unsere Mannschaft hat riesen Potential.
SPOX: Birgt die Rotation kein Konfliktpotential?
Szalai: Egal, wer spielt und wer nicht spielt - jeder hat das zu akzeptieren und jeder akzeptiert das auch. Jeder Spieler ist wichtig, auch wenn er nur zehn, fünf oder eine Minute spielt.
SPOX: Können Sie Ihr Tor zum entscheidenden 2:1 gegen die Bayern schildern?
Szalai: Solche Tore kann man nur schießen, wenn man vom Kopf her voll da. Das Tor fiel in der 77. Minute. Ich muss zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel Luft hatte, aber ich war geistig noch voll da. Ich habe mich auf die Ballannahme konzentriert und dann voll draufgehalten. Das hat super funktioniert.
SPOX: Wenn man jedes Spiel gewinnt, ist die Gefahr groß, abzuheben.
Szalai: Es darf jetzt niemand an die Tabelle denken. Das funktioniert nicht. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir so weiterarbeiten und klar im Kopf bleiben. Wir leben von unserer Laufbereitschaft und da darf keiner nachlassen.
SPOX: Kann sich Mainz 05 derzeit nur selbst schlagen?
Szalai: Ich glaube schon, dass wir uns derzeit nur selbst schlagen können. Wenn wir so weitermachen, wird es jeder Gegner gegen uns schwer haben.
SPOX: Louis van Gaal hat gesagt, Mainz kann deutscher Meister werden...
Szalai: Wenn wir nach 30 Spieltagen Erster sind, dann kann man vielleicht daran denken. Im Moment aber absolut nicht.
SPOX: Der nächste Gegner heißt Hoffenheim. Ebenfalls eine Mannschaft, die von der Laufbereitschaft lebt. Wie sieht der neue Masterplan aus?
Szalai: Wir spielen zu Hause und müssen einfach gewinnen. Wir wollen wieder laufen ohne Ende. Nach vorne, nach hinten, alle Spieler. Wenn ich auf der Bank sitze und in der 80. Minute eingewechselt werde, laufe ich mich so intensiv warm, dass ich dann noch vier Kilometer laufen kann.
SPOX: Wenn Sie nur laufen, laufen, laufen, wie sieht dann die Regeneration aus?
Szalai: Die ist genauso intensiv wie unsere Laufbereitschaft. Drei Spiele in einer Woche sind hart und für uns ungewöhnlich. Unser Trainerstab wird das Training schon so dosieren, dass wir gegen Hoffenheim wieder fit sind.
SPOX: Hat sich die Zielsetzung von Mainz nach dem Saisonstart verändert?
Szalai: Es ist nicht mein Ding, die Ziele von Mainz zu definieren. Ich habe meine eigenen Ziele. Die Ziele des Vereins geben der Trainer und der Vorstand vor.
SPOX: Wie lauten Ihre persönlichen Ziele?
Szalai: Einen klaren Kopf zu behalten und meine Leistung zu bringen. Wenn das jeder Spieler macht, können wir in Mainz viel erreichen.
Adam Szalai im Steckbrief