"Von Lahm gibts kein grottenschlechtes Spiel"

Von Interview: Benny Semmler
Bastian Oczikpa wechselte zu Beginn des Jahres von Rostock ans Millerntor
© Getty

61 Ballkontakte standen nach dem jüngsten Heimsieg gegen 1. FC Nürnberg auf dem Datenzettel. Überdurchschnittliche 87 Mal war Bastian Oczipka (21) in der Woche zuvor gegen Hannover 96 am Ball. St. Pauli siegte in der AWD-Arena mit 1:0 - dank eines eindrucksollen 70-Meterlaufs des Linksverteidigers mit anschließende Hereingabe auf den Kopf des Angreifers Marius Ebbers. Vor dem Spiel beim VfB Stuttgart (17.15 Uhr im LIVE-TICKER) sprach SPOX mit einem formstarken Bastian Oczipka.

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SPOX: Bastian Oczipka, Ihr Team hat 13 Punkte geholt und steht vor Bayern München. Was sagt das aus?

Bastian Oczipka: Dass es bislang überragend für uns läuft - wir aber auch schon Spiele verloren haben. Insofern, bei alle Freude über die Punkte, ärgen wir uns auch ein bisschen. Ein, zwei Zähler mehr auf dem Konto, und die Tabelle wäre noch ein Stück schöner.

SPOX: Nun reisen Sie zum VfB Stuttgart,  dem Tabellenletzten. Viele Fans gehen vom vierten Auswärtssieg aus.

Oczipka: Die Stuttgarter Mannschaft besteht größtenteils aus Nationalspielern. Nun ist noch ein neuer Trainer da. Jeder Spieler kann sich neu beim Trainer anbieten. Deswegen: Bei allen Vorzeichen - ich glaube nicht, dass wir als Favorit zum VfB reisen.

SPOX: Aber Sie haben immerhin schon drei Mal in der Fremde gewonnen...

Oczipka: Natürlich wollen wir in Stuttgart punkten. Es muss aber alles passen. Wir brauchen wieder einen überragenden Tag - nur dann haben wir eine Chance.

SPOX: Die bisherigen 13 Punkte sind auch ein Resultat starker Standards. Gegen Nürnberg trafen Sie zwei Mal nach einem Eckball.

Oczipka: Gerade gegen tiefstehende Gegner ist es schwierig, Chancen herauszuspielen. Die Nürnberger wollten ja gar nicht Fußballspielen, sondern nur mit sieben, acht Leuten verteidigen. Deshalb haben es gerade die großen Mannschaften so schwer, und die Kleineren stehen oben in der Tabelle. Und wenn es spielerisch nicht klappt, weil der Gegner eben mit Mann und Maus verteidigt, sind Freistöße und Ecken ein Weg.

SPOX: Diese Szene in Hannover, als Sie mit dem Ball in der eigenen Hälfte den Angriff einleiten und nach zwei Doppelpässen für Marius Ebbers auflegen - war das Ihre beste Szene in der Bundesliga?

Oczipka: Auf jeden Fall. Der Angriff war überragend! Mit dem Lauf, den Doppelpässen, der Flanke und Ebbes Kopfball. Für solche Szenen spielt man Fußball.

SPOX: Vom modernen Innenverteidiger werden mittlerweile Spielmacher-Qualitäten erwartet. Ihr Spiel ist ebenfalls geprägt von vielen Ballkontakten und Drang nach vorne. Was macht einen modernen Außenverteidiger aus?

Oczipka: Damit wir gar nicht erst gepresst werden können, halten wir uns meistens auf Höhe der Mittellinie auf. Wir stehen also sehr hoch. Im Spiel nach vorne agieren wir im Prinzip genauso wie ein Mittelfeldspieler. Flanken geben, Abschlüsse vorbereiten, selber abschließen, das Spiel mit aufbauen - diese Dinge werden mittlerweile erwartet. Das ist eine sehr komplexe Position.

SPOX: Wer ist der beste Außenverteidiger?

Oczipka: Philipp Lahm. Von ihm gibt es kein grottenschlechtes Spiel. Der spielt seit Jahren auf einem so hohen Niveau - das ist beeindruckend.

SPOX: Sie sind erst zu Beginn des Jahres von Hansa Rostock zum FC St. Pauli gewechselt. Inzwischen werden Sie von einigen Medien schon vor das Tor der Nationalmannschaft geschrieben.

Oczipka: Klar, für mich läuft es gerade richtig gut. Aber ich habe erst acht Bundesligaspiele gemacht. Deswegen sollte ich mich mit solchen Dingen besser nicht beschäftigen. Ich weiß zwar, dass es mehr gute Innen- als aus Außenverteidiger in Deutschland gibt - doch die Nationalmannschaft ist weit weg.

SPOX: St. Pauli gilt seit Jahren als der andere Verein. Wie schnell haben Sie sich im System "Stanislawski" zurecht gefunden?

Oczipka: Hier kommt jeder schnell zurecht. Und ich hatte es auch einfach. Du bekommst hier von Beginn an das Gefühl, dass du dazugehören musst. Wir gehen in der Mittagspause gemeinsam essen, Abends gehen wir mal was trinken. Ich wurde sehr schnell mitgenommen und in viele Sachen eingebunden. Das macht das Einleben einfach. Und für die Leistung auf dem Platz ist es auch besser, wenn man befreundet ist.

SPOX: Wundern sich einige Weggefährten über Ihre positiv Entwicklung? Sie waren ja nicht immer in einer derart guter Verfassung.

Oczipka: Wundern ist das falsche Wort. Aber natürlich melden sich viele Freunde und Kumpels aus der Heimat. Da merkt man dann, dass die genauso stolz sind, dass es jemand von uns in die Bundesliga geschafft hat und ordentlich mitspielen kann.

SPOX: Stimmt es, dass Sie eigentlich nur ungern Interviews geben.

Oczipka: Wenn es sein muss, sage ich mal was. Aber es stimmt, ich fühle mich in der leisen Rolle im Hintergrund eigentlich wohler.

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