Kult-Figur oder Old-School-Variante?

Von SPOX
Wer macht's in Köln? Lienen, Doll, Daum, Pacult (v.l.n.r) - oder ein ganz anderer?
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Nach dem Rauswurf von Zvonimir Soldo geistern jede Menge Trainernamen im Umfeld des 1. FC Köln herum. Zunächst bekommt das Duo Schaefer/Lottner eine Bewährungschance. Welche Trainer haben langfristig Aussichten auf den reizvollen Job beim FC? Eine illustre Kandidatenliste.

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Die heißen Kandidaten

Frank Schaefer und Dirk Lottner: Die beiden sind jetzt im Amt und haben demnach auch als einzige die greifbare Chance, die Bosse von sich zu überzeugen. Schaefer kennt als U-23-Trainer einen beträchtlichen Teil der Mannschaft, fast alle der jungen Spieler hatten früher schon Kontakt mit dem 47-Jährigen, der insgesamt bereits 22 Jahre im Verein ist. Lottner ist noch mehr als Schaefer eine Kultfigur und bringt den Faktor Leidenschaft und Identifikation mit. Das Duo wäre die billigste Lösung. Das Problem: Wie reagieren gestandene und nicht immer pflegeleichte Profis auf einen totalen Nobody wie Schaefer als Cheftrainer?

Christian Gross: Ähnlich wie Doll ist Gross erst seit ein paar Tagen wieder eine Option - sobald die Modalitäten mit dem VfB abgewickelt sind. Als harter Hund wäre Gross in der momentanen Kölner Situation ein geeigneter Trainer. Allerdings dürften ihn die Perspektiven und die mittelfristige Aussicht auf den Abstiegskampf eher abschrecken. Gross ist ein ambitionierter Trainer, der sich für den Keller der Bundesliga zu schade ist.

Thomas Doll: Zuletzt bei Genclerbirligi entlassen und seit ein paar Tagen auf dem Markt. Schon vor Soldos Demission geisterte sein Name durch die Medien. Doll gilt als kommunikativer Typ, der mit seiner kumpelhaften Art eine Mannschaft schnell erreichen kann und damit ein laut Vereinsführung zuletzt offenbar brach liegendes Feld wieder mit Leben füllen könnte. Allerdings hatten die Erfolge bei seinen bisherigen Stationen auch eine begrenzte Halbwertszeit.

Die Außenseiter

Klaus Toppmöller: "Sport1" und der "Express" aus Köln hatten am Dienstag gemeldet, dass der FC in intensiven Verhandlungen mit Toppmöller stehe. Der FC dementierte - auf Facebook: "Richtigstellung vom 1. FC Köln zur aktuellen Berichterstattung in den Medien: Klaus Toppmöller ist definitiv kein Thema beim FC." Abwarten. Nach seinem Job-Ende in Georgien war Toppmöller schon so ziemlich bei jedem afrikanischen Verband Topkandidat, aber weder in Nigeria oder Ghana noch in Kamerun fand Toppi Unterschlupf. Mit seiner leidenschaftlichen Art und der Motivationskunst würde er gut zur Mannschaft passen, als Kind der Bundesliga kennt sich Toppmöller im Geschäft bestens aus. Allerdings hat er seit seinem Rauswurf beim HSV vor über sechs Jahren in der Liga nicht mehr Fuß fassen können.

Bruno Labbadia: Seit April im Wartestand. Als ehemaliger FC-Kapitän sollte Labbadia eigentlich noch einen guten Ruf in Köln genießen. Allerdings hat er durch seine Tätigkeit beim Rivalen in Leverkusen einiges an Kredit bei den Fans verspielt. Seine beiden Rauswürfe in Leverkusen und Hamburg werfen zudem nicht das beste Licht auf Labbadia.

Lucien Favre: Fachlich ein außergewöhnlicher Trainer mit klarem Konzept und einer strengen Linie. Nur mischt sich unter die gesunde Strenge auch gerne eine wenig förderliche Sturheit, die Probleme schafft, wo eigentlich gar keine sind. Zudem ist Favre in Berlin nicht eben als redseliger Freund der Medien in Erinnerung geblieben, seine Aversion gegen den Boulevard ist in einer umtriebigen Stadt wie Köln nicht unbedingt die beste Startvoraussetzung.

Hans Meyer: Wie fast immer nach einer Trainerentlassung taucht Meyers Name auf, dessen Ruf als Retter ihm meilenweit vorauseilt und der einer disziplinlosen Mannschaft mit seiner natürlichen Autorität auch den Weg weisen könnte. Allerdings gilt Meyer wie Favre auch als bärbeißig im Umgang mit den Medien. Und: Wieso sollte sich ein bald 68-Jähriger, der schon fast alles erlebt und gesehen hat, das Abenteuer Köln noch antun?

Jürgen Röber: Seit über einem Jahr ist Röber ohne Anstellung, auch wenn sein Name bei so ziemlich jedem türkischen Erstligisten fällt, der einen neuen Trainer sucht. Röber genießt trotz seines zuletzt gescheiterten Engagements bei Borussia Dortmund immer noch einen guten Ruf in der Liga.

Falko Götz: Auch ein ehemaliger Kölner, quasi mit Stallgeruch. Allerdings seit seinem unschönen Abgang in Kiel arbeitslos und in der Liga nicht mit dem besten Ruf versehen. Kein echter Feuerwehrmann, auch kein Konzepttrainer.

Ewald Lienen: Ein exzellenter Fachmann und außerdem mit (erfolgreicher) Kölner Vergangenheit. Führte den FC einst aus der zweiten Liga zurück in die Beletage, musste später aber seinen Hut nehmen. Lienens akribischer Stil würde bei den Verantwortlichen gut ankommen, von seinem angeblich so schlechten Verhältnis zu den Medien war zuletzt in seiner Zeit bei den Löwen nichts zu spüren.

Lothar Matthäus: Der ewige Matthäus brachte sich zuletzt quasi selbst ins Gespräch, er beobachte die Lage in Köln sehr genau, der Verein sei interessant. Allerdings steht er sich damit - neben seinem kürzlich erst angetretenen Engagement als bulgarischer Nationalcoach - wohl eher wieder selbst im Weg. Matthäus mag ein fachlich fundiert arbeitender Trainer sein, im Umfeld und bei den Fans ist er aber nur sehr schwer zu vermitteln.

Christoph Daum: Eigentlich könnte man meinen, der Name Daum sei in Köln auf Lebenszeit verbrannt. Und trotzdem bleibt ein Hintertürchen. Die Fans sind zwar längst nicht mehr so euphorisch in Bezug auf den einstigen Messias, mit Overath schied Daum nicht unbedingt im Frieden. Und trotzdem ist Daum immer ein Thema. Das große Aber: Er will ab sofort nicht mehr nur Trainer sein, sondern bei seinem nächsten Verein die komplette Machtfülle a la Magath auf Schalke haben. Das hieße im Umkehrschluss, dass Manager Meier seinen Platz räumen oder in anderer Position ausfüllen müsste. Was wiederum einem kompletten strukturellen Umbruch mitten in der Saison gleich käme.

Die (Noch-)Gebundenen

Erik Gerets: Ist derzeit Nationaltrainer von Marokko und vom saudi-arabischen Klub Al Hilal Riad - dort läuft sein Vertrag allerdings in zwei Wochen aus. Gerets wäre eine gute Mischung aus hartem Hund und leidenschaftlichem Arbeiter, der die Spieler mit seinen Emotionen packen kann. Der Kontakt zur Bundesliga ist trotz seiner letzten Stationen in Frankreich und der Türkei nie abgerissen.

Huub Stevens: Derzeit bei Red Bull Salzburg unter Vertrag, dort aber nicht mehr so fest im Sattel. Stevens führte den FC einst wie Lienen aus der zweiten Liga zurück ins Oberhaus, gab aber aus privaten Gründen seinen Rücktritt bekannt. Der Prototyp des Disziplinfanatikers.

Peter Pacult: Der Österreicher hat sich bei Rapid Wien längst seine Sporen verdient, momentan lungern die Hütteldorfer aber abgeschlagen im unteren Mittelfeld der Tabelle und Pacults Stuhl wackelt.

Ciriaco Sforza: Ein klangvoller Name, der in der Schweiz derzeit auf der Kippe steht. Sforza ist mit den Grasshoppers Tabellenletzter, sein Rauswurf steht kurz bevor. Er kennt die Bundesliga, ist auf Grund seiner Vita bei vielen aber auch ein rotes Tuch.

Pele Wollitz: Er macht keinen Hehl daraus, so schnell wie möglich in die Bundesliga kommen zu wollen. Wollitz ist aggressiv, hat Biss und offenbar auch ein Konzept, wie seine Arbeit in Cottbus in dieser Saison zeigt. Da ist allerdings auch schon der Haken an der Sache: Energie ist viel zu erfolgreich, die Aussicht auf einen Aufstieg für Wollitz fast zu verlockend, als dass er in der Lausitz alles stehen und liegen lassen würde, um in Köln anzuheuern.

Michael Oenning: Derzeit Co-Trainer von Armin Veh in Hamburg. Als ehemaliger Cheftrainer muss es aber sein Antrieb sein, in diese Position auch wieder zu kommen. Zumal das Wirken mit Veh auch eher als Zweckehe zu verstehen ist. Dessen langjähriger Weggefährte ist Oenning jedenfalls nicht.