Borussia Dortmund hat seine Vormachtstellung in der Bundesliga mit einem grandiosen 3:1-Sieg bei Titelverteidiger Bayern München untermauert. Mittelfeldabräumer Sven Bender sprach nach der Partie über Dortmunds Erfolgsrezept gegen Robben und Ribery, Liga-Neuling Mitch Langerak und die Saisonziele des BVB.
Frage: Herr Bender, Dortmund hat viele Spiele in dieser Saison gewonnen, aber der Jubel nach dem Sieg in München war extremer. Das ähnelte schon einer Meisterfeier...
Sven Bender: Wir sind noch lange nicht deutscher Meister, es gibt noch viele Punkte zu vergeben. An den Titel haben wir nach dem Spiel keine Sekunde gedacht. Aber es kommt ja nicht oft vor, dass man in einer Saison zwei Mal gegen Bayern gewinnt und das auch noch zwei Mal recht souverän. Außerdem habe ich für 1860 gespielt, das macht es für mich noch ein wenig schöner.
Frage: Die Bayern-Bosse haben das Spiel verbal angeheizt. Kam das dem BVB gelegen?
Bender: Das hat uns auf jeden Fall noch mehr gepusht. Spiele werden immer auf dem Platz entschieden und ich denke wir haben die richtige Antwort gegeben.
Frage: Hat Bayern den BVB nach dem Sieg in Mailand unterschätzt?
Bender: Nein, die Bayern haben sicher einige Spiele von uns zuvor gesehen. Wir spielen ja keine so schlechte Saison. Und unser Auftritt in München war schon beeindruckend.
Frage: Und vor allem mutig.
Bender: Das ist unser Spiel. Wir sind sehr zielstrebig und waren davon überzeugt, dass wir auch bei den Bayern unsere Torchancen bekommen werden. Und anders als in ein paar Spielen in der Rückrunde haben wir die diesmal auch gnadenlos genutzt.
Frage: Obwohl die Bayern sehr hohe Ballbesitzzeiten hatten, gab es in der zweiten Halbzeit kaum noch Chancen. Erklären Sie bitte das Dortmunder Defensivgeheimnis!
Bender: Unser Plan war, Ribery und Robben ständig zu doppeln. Das erfordert hohe Konzentration und hohe Laufbereitschaft. Normalerweise ist es unmöglich, beide über 90 Minuten aus dem Spiel zu nehmen, aber es ist uns gelungen.
Frage: Oft kamen Sie Schmelzer und Großkreutz zu Hilfe, um Robben sogar zu dritt zu attackieren. Gehörte das auch zum Plan?
Bender: Je nach Spielsituation ja. Robben ist im Eins-gegen-eins kaum zu verteidigen, wenn ihm aber bis zu drei Spieler auf den Füßen stehen und im der Raum genommen wird, kann auch ein Spieler seiner Kategorie nicht mehr viel ausrichten.
Frage: Mit welchen Worten hat Jürgen Klopp die Mannschaft auf den Platz geschickt?
Bender: Ich weiß es nicht mehr so genau, aber es war sinngemäß etwas wie ‚geht's raus und spielt's Fußball.'
Frage: Was sagen Sie zur Leistung von Mitch Langerak?
Bender: Er hat einen richtig guten Job gemacht. Es ist nicht einfach, sein erstes Bundesligaspiel gleich beim FC Bayern zu machen. Er ist sehr ruhig geblieben. Wir haben ihm voll vertraut.
Frage: Sind Sie überrascht, mit welcher Dominanz der BVB durch die Saison marschiert?
Bender: Das konnte man natürlich nicht vorhersagen. Wir mussten uns erst finden. Wir spielen guten Fußball, aber dafür muss man Voraussetzungen schaffen.
Frage: Die da wären?
Bender: In dieser Mannschaft zerreißt sich jeder für Borussia Dortmund. Hier gibt jeder alles, für sich selbst, aber vor allem für den Nebenmann. Jeder Spieler kämpft und läuft für den anderen, als wäre es sein eigener Bruder. Bei uns passt die Mischung.
Frage: Aber die Mannschaft ist noch extrem jung. Hilft das vielleicht sogar, weil man unbekümmerter ist?
Bender: Fest steht, dass wir gezeigt haben, dass wir als junge Mannschaft in der Bundesliga bestehen können. Wir sind jung, aber reif genug, in der Bundesliga oben mitzuspielen. Wir werden voraussichtlich in der nächsten Saison Champions League spielen. Dann werden wir sehen, ob wir auch international mithalten können.
Sven Bender im Steckbrief