Holtby, Schürrle, Fuchs, Fathi: Die Liste der Abgänge beim 1. FSV Mainz 05 ist lang und prominent. Aber dem Klub ist vor der Zukunft nicht bange. Mit neuen Gesichtern und einer neuen Idee soll die Erfolgsgeschichte wiederholt werden. Es gibt aber noch Probleme.
Beim 1. FSV Mainz 05 wird Hervorragendes geleistet. Das ist keine neue Erkenntnis. Die Tabelle der abgelaufenen Bundesliga-Saison belegt die gute Arbeit des Klubs, der sich zum zweiten Mal in seiner Geschichte für den Europapokal qualifiziert hat.
Natürlich genügt das nicht, um dem Klub eine überzeugende Performance zu attestieren. Dass ein Andre Schürrle, groß geworden in den vorbildlichen Mainzer Jugendeinrichtungen, für einen zweistelligen Millionenbetrag zu Bayer Leverkusen wechselt, ist kein Zufall. Ebenso nicht, dass Stefan Bell von halb Europa gejagt wird.
Sogar Bayern greift zu
Sogar der Branchenprimus Bayern München hat sich jüngst in Mainz bedient und Toni Tapalovic, bisher nur vierter FSV-Torhüter, als Torwarttrainer für die neue Saison verpflichtet.
"Er hat mich informiert, dass er die Möglichkeit hat, bei Bayern zu arbeiten", sagt Manager Christian Heidel und erteilte dem Kroaten die Freigabe: "Wir freuen uns alle sehr für ihn."
Wahrscheinlich wird sich Mainz nach einem neuen Torhüter umsehen müssen, weil neben Tapalovic auch Martin Pieckenhagen (Karrrierende) nicht mehr dem Kader angehört. U-23-Torhüer Pierre Kleinheider, der als Backup fungieren sollte, wechselt zum FSV Frankfurt.
"Wir könnten morgen anfangen"
Doch von Abgängen hat man sich bei Mainz 05 bekanntlich noch nie beirren lassen.
Auch jetzt nicht, nachdem Stützen der vergangenen Erfolgssaison wie Schürrle, Lewis Holtby, Christian Fuchs oder Malik Fathi Mainz den Rücken gekehrt haben. "Wir könnten morgen anfangen, haben alle Positionen besetzt", gibt sich Heidel gelassen.
Mainz hat gut zwei Monate vor dem Saisonstart fast die gesamte Personalplanung schon abgeschlossen. Während ein Großteil der Konkurrenz noch am Gerüst für die neue Saison arbeitet, verpassen die 05er Verantwortlichen ihrem Kader schon den Feinschliff.
"Vielleicht eine andere Art"
Trainer Thomas Tuchel hat Erholung und Urlaub schon hinter sich und sitzt längst wieder in seinem Büro, um die neue Saison durchzuplanen. "Wir können nicht einfach die Pläne des Vorjahres aus dem Schrank holen", sagt Tuchel.
Der Mainzer Matchplan wird modifiziert, der Tuchel-Stil wird den Umständen entsprechend neu angepasst. "Vielleicht spielen wir demnächst eine andere Art Fußball", spekuliert Youngster Jan Kirchoff vorsichtig.
Präsident Harald Strutz glaubt aber nicht daran, dass der Mini-Umbruch im Kader die Mentalität gravierend verändern wird. "Wir werden zwar andere Namen haben, aber keine anderen Typen." Typen, die in Konzept passen und nach den Vorstellungen der Verantwortlichen geholt wurden.
Neue Angreifer für Tuchel
Da wäre Eric Maxim Choupo-Moting, der ablösefrei vom Hamburger SV kommt. "Um ihn hat Thomas gekämpft", verrät Manager Heidel. Tuchel lässt seiner Begeisterung freien Lauf: "Maxim vereint viele Eigenschaften, die einen sehr guten Offensivspieler auszeichnen. Er erhöht das Potenzial unseres Kaders deutlich."
Auch Zoltan Stieber (Alemannia Aachen), Nicolai Müller (Greuther Fürth) oder Deniz Yilmaz (Bayern II) passen perfekt in die Tuchel'sche Idee: Spieler, die nicht nur eine Position bzw. eine Aufgabe gut beherrschen, sondern vielseitig einsetzbar sind und damit in der Spieler- und Taktikrotation des experimentierfreudigen Trainers extrem wertvoll sind.
Pospech ist wichtig
Kein Mann für die Offensive, aber mindestens genauso wichtig ist der Transfer von Zdenek Pospech, der aus Kopenhagen verpflichtet wurde. Mit dem Routinier, der schon Champions-League-Erfahrung hat, hat Tuchel auf der Rechtsverteidigerposition noch mehr Qualität dazu gewonnen.
Pospech und Co. sorgen dafür, dass den Mainzer trotz der Abgänge nicht bange vor der Zukunft wird. "Es kann aus etwas Gutem ja nicht plötzlich etwas Schlechtes werden", sagt Thomas Tuchel. "Wir haben in der Vergangenheit schon gezeigt, dass wir wichtige Leute ersetzen können, einen Aristide Bance und einen Tim Hoogland", so Bo Svensson.
Fuchs Weggang wiegt schwer
Christian Heidel reibt sich vorfreudig die Hände: "Ich freue mich jetzt schon wieder auf die ganzen Experten, die uns nach diesen Abgängen zum Absteiger Nummer eins stempeln." Ganz frei von Sorgen ist Mainz aber dennoch nicht. Mainz ist in der Planung weit, aber noch lange nicht fertig.
Besonders auf der linken Abwehrseite ist Bedarf, nachdem Christian Fuchs - nicht ohne Nebengeräusche - bei Schalke 04 gelandet ist.
Fuchs forcierte via eigene PR-Agentur seinen Wechsel und heimste Kritik bei Fans und sogar bei Kollegen ein. "Ich hätte mir etwas mehr Respekt gewünscht in Bezug auf den Trainer, das Team und den Verein", so Svensson.
Dede im Gespräch
"Mir wurde keine Sicherheit für die Zukunft gegeben", lässt Fuchs via Facebook ausrichten und verteidigt seinen Transfer-Wirrwarr. "Ich musste im Prinzip alles offen halten, da ich zur Zeit der meisten Interviews offiziell noch Spieler des VfL Bochum war und daher wenig zu meiner Zukunft sagen konnte. Was wäre passiert, wenn ich mich in den letzten Spielen ernsthaft verletzt hätte?"
Manager Heidel rät Fuchs dennoch zu einem Wechsel der PR-Agentur: "Das wäre für ihn sicher ein größerer Vorteil." Mit dem Wechsel habe er an sich kein Problem. Ersetzt muss der österreichische Nationalspieler dennoch, zumal auch Backup Fathi nicht in Mainz bleiben wollte, nun aber in Moskau festsitzt, weil auch der geplante Wechsel zu Hertha BSC an den Finanzen zu Scheitern droht.
Im Gespräch ist Dede von Borussia Dortmund, den Ex-Mainzer-Trainer Jürgen Klopp empfohlen hat. Auch der Name Giorgios Tzavellas (Eintracht Frankfurt) kursiert immer wieder in der Gerüchteküche.
Ein Stürmer kommt noch
Sicher verpflichtet wurde Fabian Schönheim von Wehen Wiesbaden, der mit Kaiserslautern schon Bundesliga-Luft schnupperte und die Position problemlos begleiten könnte. Eine 1a-Lösung ist Schönheim aber nicht, sondern ist eher als Backup-Lösung zu sehen.
Bleibt noch die Suche nach einem Stoßstürmer, der im präferierten 4-2-3-1-System die Tore machen soll. "Den holen wir bestimmt noch. Aber das kann noch dauern", sagt Heidel und verweist auf Andras Ivanschitz und Sami Allagui: "Sie alle kamen später. Das ist völlig unproblematisch. Wir werden nicht mehr bezahlen, nur damit ein Wechsel schneller geht."
Kein Thema ist übrigens Aristide Bance, dem der Wunsch nachgesagt wird, wieder in der Bundsliga zu spielen. Heidel: "Der wird es nicht..."
Der Kader des 1. FSV Mainz 05