Christian Gentner: Glücklos - aber alternativlos

Von SPOX
Christian Gentner (l.) wusste zuletzt beim VfB Stuttgart selten zu überzeugen
© Getty

Christian Gentner kann beim VfB Stuttgart nicht überzeugen, doch nach passendem Ersatz sucht Trainer Bruno Labbadia vergeblich. Rodolfo Cardoso macht's besser - zum Leidwesen von Marcell Jansen. In München geht das Stimmungshoch an Arjen Robben vorbei und bei Werder gibt plötzlich das Stadion Anlass zur Sorge.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

VfB Stuttgart: Sieben Mal stand Christian Gentner in der laufenden Saison auf dem Platz - doch lediglich einmal über 90 Minuten. Die jüngsten Leistungen: enttäuschend. Zuletzt wurde er zweimal hintereinander von SPOX (gegen den HSV und in Freiburg) zum "Flop des Spiels" gekürt. Bleibt die Frage, wie lange Trainer Bruno Labbadia noch tatenlos zusieht. Allerdings erklärte er unlängst, dass sich aus der zweiten Reihe niemand aufdränge: "Keiner ist stärker", Zitat Ende. Labbiadias Dilemma: Ersatzmann Nummer eins Tamas Hajnal wusste bislang kaum zu überzeugen, Timo Gebhart und Ibrahima Traore kommen genauso wenig über den Status eines Reservisten hinaus. Druck von der Ersatzbank sieht anders aus.

FSV Mainz 05: Nur ein einziges Team kassierte in der vergangenen Saison weniger Gegentore als die Truppe von Thomas Tuchel: Meister Borussia Dortmund. Im Kasten der 05er klingelte es lediglich 39 Mal, zum großen Teil ein Verdienst der zuverlässigen Viererkette. In der laufenden Spielzeit ist vom einstigen Bollwerk wenig übrig: Nur die Freiburger Schießbude (22) und die Abwehr des HSV (18) haben mehr Gegentore auf dem Konto als die Mainzer (15). Vor allem, weil die Innenverteidigung bedenklich wackelt. Nicolce Noveski und Bo Svensson hinken den Leistungen aus der Vorsaison weit hinterher, auch Niko Bungert lässt zahlreiche Wünsche offen. Ein Fall für Rotationsliebhaber Tuchel. Möglicher Profiteur: Jan Kirchhoff. Der 20-Jährige wurde bislang ausschließlich eingewechselt, lief zumeist als Sechser auf. Nun winkt möglicherweise ein Startelf-Einsatz auf der Lieblingsposition.

Borussia Mönchengladbach: 16 Punke hat Gladbach schon gesammelt: Genauso viele wie am 22. Spieltag der vergangenen Saison. Dabei lässt Trainer Lucien Favre fast die gleiche Elf ran, die in der vergangenen Spielzeit lange Letzter war und sich nur über Umwege retten konnte. Die Neuen, die den Konkurrenzkampf steigern bzw. den Kader verstärken sollten, spielen bisher nur eine Nebenrolle: Da ist Oscar Wendt, der aus Kopenhagen kam und endlich die Probleme auf den Außenpositionen lösen sollte. Doch der Däne hat noch nicht eine Minute gespielt. Genauso wie Matthias Zimmermann oder Yuki Otsu, für die Favre bisher keine Verwendung hatte. Auch bei den Übrigen sieht es nicht viel besser aus: Lukas Rupp und Matthew Leckie verbuchten zwar je drei Nominierungen, aber die Einsatzminuten liegen bei 29 (Rupp) und 39 (Leckie). Spricht nicht gerade für eine gelungene Einkaufspolitik, aber in Gladbach sieht man eher das Positive. Präsident Rolf Königs: "Wir setzen auf Kontinuität, die zur Stabilität und letztendlich zum Erfolg führt."

Hamburger SV: Beim Saisonauftakt in Dortmund erhielt Eljero Elia den Vorzug vor Marcell Jansen. Doch schon zur Pause wurde der überforderte Niederländer ausgewechselt, Jansen brachte neuen Wind ins Spiel und bereitete den Ehrentreffer der Gäste vor. Wenige Wochen später war der Abschied Elias zu Juventus Turin perfekt - und die linke Außenbahn schien endgültig für Jansen frei zu sein. Das Resultat: Vier mangelhafte Auftritte von Beginn an und die Verbannung zurück auf die Ersatzbank. Interimscoach Rodolfo Cardoso setzte in Stuttgart stattdessen auf Youngster Zhi-Gin Lam, Gökhan Töre rückte nach links. Siehe da: Die Umstellung erwies sich als richtig, Lam überzeugte als Wirbelwind am rechten Flügel, war zusammen mit Töre bester Hamburger. Und Jansen? Jansen muss sich wohl auch am Sonntag gegen Schalke 04 hinten anstellen...

1. FC Köln: Köln ist im Aufschwung! Zwei Spiele haben die Rheinländer in Folge gewonnen: Dem fulminanten 4:1 bei Bayer Leverkusen folgte das 2:0 gegen Hoffenheim: Und plötzlich ist die große Feierlaune ausgebrochen. Doch es gibt nicht nur Gewinner: Da ist Martin Lanig, der in allen fünf Spielen zum Saisonauftakt durchspielen durfte und als unumstößlich im Zentrum galt - bis ihn Stale Solbakken vor dem Leverkusen-Spiel herausnahm und Mato Jajalo neben Sascha Riether auf der Doppelsechs brachte: Der Kroate ist eigentlich für die Außenposition vorgesehen, macht seine Sache in der Mitte aber bemerkenswert gut und erzielte sogar je einen Treffer. Solbakken scheint die richtige Mischung gefunden zu haben, zumal Köln das Tempo gut variieren kann. Lanig dagegen guckt in die Röhre und musste zwei Mal mit der Jokerrolle vorlieb nehmen. Argumente, bald wieder in die Stammelf zu rutschen, sammelt er derzeit nicht.

Bayern München: Schlusspfiff in der Allianz Arena. Die Bayern hatten gerade Manchester City geschlagen. Festtagsstimmung zur Wiesn-Zeit! Nur Arjen Robben war nicht zum Feiern zu Mute: Der Niederländer duschte in Rekordgeschwindigkeit, würdigte die wartenden Journalisten in der Mixed Zone keines Blickes und verließ sichtlich enttäuscht die Arena. Dass er erst in der 90. Minute eingewechselt wurde, schlug offensichtlich aufs Gemüt des stolzen Niederländers. Robben, aber vor allem Trainer Jupp Heynckes haben ein Problem: Robben ist nach Verletzung wieder fit, aber einen Platz in der Startelf kann ihm Heynckes aktuell nicht geben, weil Franck Ribery, Toni Kroos und Thomas Müller ihre Sache gut machen. Insbesondere Kroos, der früher noch ohne große Umwege seinen Bankplatz inne hatte, genießt unter Heynckes Vertrauen und zahlt es mit Leistung zurück. Da auch Ribery in dieser Form unantastbar ist, könnte Müller ein möglicher Wackelkandidat sein. Beim 2:0 gegen Zürich in der Champions-League-Qualifikation erwischte es den Youngster schon einmal.

Werder Bremen: Sportlich läuft bei Werder alles bestens, das "neue" Stadion ist mittlerweile wieder zur Bremer Festung geworden: Alle vier Spiele seit der kompletten Fertigstellung wurden im Weserstadion bisher gewonnen. Und trotzdem macht das Stadion weiterhin ein wenig Sorgen. Neben den explodierten Kosten von ca. 76 Mio. Euro wurden jetzt die Ergebnisse der Notfallübung vom Juni bekannt, als rund 1000 Helfer von Polizei, Feuerwehr, Sanitäter, Ärzten die "große Schadenslage" am Weserstadion übten. Hauptkritikpunkte: Es fehlen ausreichend ausgebaute Anfahrtswege und die Trennung rivalisierenden Fangruppen vor allem auf der Westseite des Stadions sei nur unzureichend möglich. Angeblich stünde sogar im Raum, die Treppe vom Osterdeich runter zum Stadion in einen Anfahrtsweg für Feuerwehr und Einsatzkräfte umzubauen, auch der direkt neben dem Stadion beheimatete Tennisclub Rot-Gelb Bremen könnte betroffen sein - nimmt die Anlage direkt neben dem Aufgang zu den Gästeblöcken doch enorm viel Platz weg. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer jedenfalls lässt auch noch weitere Möglichkeiten prüfen: "Allein mit der Beseitigung der Tennisplätze von Rot-Gelb ist das nicht getan."

Der 8. Spieltag der Bundesliga im Überblick