Werder Bremen: Sebastian Prödl hat sich in der letzten Woche einen Stern im Bremer Klassenheft verdient. Der Grund: Prödl muckte nicht auf, als er gegen Borussia Dortmund seinen Platz für Naldo räumen musste. Nein, der Österreicher zeigte sogar Verständnis für die Entscheidung von Thomas Schaaf. "Das beweist, dass er die Dinge richtig annimmt", bewertete Werders Coach das Verhalten seines Innenverteidigers positiv. Die Tür zur Stammelf ist also keineswegs geschlossen. Stellt sich nur die Frage: Wen aus dem Trio Naldo, Prödl und Andreas Wolf setzt Schaaf in Augsburg auf die Bank? Es deutet vieles darauf hin, dass der Brasilianer gesetzt ist. Immerhin habe sich Schaaf laut eigener Aussage gegen den BVB "für Naldo" und nicht "gegen Prödl" entschieden. Bedeutet also: Prödl vs. Wolf. "Sie haben es in den ersten Spielen insgesamt gut gemacht. Aber es war nicht so, dass sie als Innenverteidiger-Paar geglänzt haben", so Schaaf über das Duell. Und wer weiß: Vielleicht mischt Sokratis ja auch noch mit und ist am Ende der lachende Dritte.
Hannover 96: Dreimal Bundesliga. Zweimal Europa League. Einmal DFB-Pokal. Spätestens nach den sechs Partien in den nächsten zweieinhalb Wochen werden die Niedersachsen wissen, was englische Wochen wirklich ausmachen. Und ob Hannover bzw. sein Kader für diese Härtetests wirklich bereit ist. Insbesondere für die Bankspieler bieten diese Partien allerdings auch die Möglichkeit zu zeigen, was in ihnen steckt.Denn Mirko Slomka wird kaum um eine gesunde Rotation herumkommen. Zwei Namen, die einem da vor allem in den Kopf kommen, sind die beiden Neuzugänge Henning Hauger und Artur Sobiech. Während Mittelfeldspieler Hauger immer wieder mit Adduktorenproblemen zu kämpfen hatte, drängt Goalgetter Sobiech nach dem Ablauf seiner Rot-Sperre wieder in die Mannschaft. So richtig angekommen sind aber beide Spieler in Hannover noch nicht. Spätestens nach den englischen Wochen sollte sich das geändert haben.
SC Freiburg: Dass die Breisgauer in der bisherigen Spielzeit ein Abwehrproblem haben, ist unschwer zu erkennen. 24 Gegentore in zehn Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Was aber in den letzten Spielen noch erschwerend dazu kommt, ist eine ungekannte Abschlussschwäche. In der Wirtschaft würde man sagen: Aufwand und Ertrag passen einfach nicht zusammen. Höhepunkt der vergebenen Chancen zuletzt war der verschossene Elfmeter von Papiss Demba Cisse gegen den HSV. Dass man bislang trotzdem 14 Treffer erzielte, spricht für die Freiburger Offensive. Doch es naht Hoffnung. Ihr Name: Jan Rosenthal. Der Mittelfeldspieler, der in der letzten Saison fünfmal knipste, hat kürzlich bei der Reservemannschaft zum ersten Mal seit seiner Knieverletzung durchgespielt. "Ich bin positiv gestimmt", so der 25-Jährige, der schon bald sein Comeback geben könnte - und damit den Teamkollegen mit seiner Torgefährlichkeit einen enormen Push.
1. FC Kaiserslautern: Trotz des Sieges auf Schalke ist in Kaiserslautern noch lange nicht alles wunderbar. Die Tabellensituation ist weiter nicht optimal, und nach wie vor fehlt die spielerische Leichtigkeit.Gerade im Sturm drückt der Schuh: Itay Shechter hat Klasse, ruft die aber noch nicht konstant ab, Dorge Kouemaha kommt immerhin langsam in die Gänge. Aber Alternativen gibt es nicht. Beziehungsweise: Es gab sie nicht. Denn mit Adam Nemec drängt ein alter Bekannter zurück in den Kader. Der langzeitverletzte Slowake stand nach seinem schon berüchtigten Sturz vom Kirschbaum in der Vorbereitung noch keine Minute für den Bundesligisten auf dem Platz, ist nun aber endlich fit. Nemec lief in drei der letzten vier Spiele der Zweitvertretung auf (am vorgezogenen 19. Spieltag fehlte er wegen einer Sperre) und traf in der Regionalliga West zuletzt sowohl gegen Rot-Weiß Essen (3:2) als auch gegen VfL Bochum II (3:0). Wer weiß, wie sehr Trainer Marco Kurz Nemec' Qualitäten als Anspielstation und Spielgestalter in vorderster Front schätzt, der kann sich durchaus vorstellen, dass der 26-Jährige am kommenden Wochenende gegen den SC Freiburg schon wieder zum Profi-Team des FCK gehört.
Borussia Mönchengladbach: Die Borussia setzt ihren Jugendtrend fort. So statteten die Fohlen unter der Woche den 20-jährigen Torhüter Janis Blaswich mit einem Profivertrag bis 2014 aus. Und auch am Wochenende kann sich jede Menge "junges Gemüse" gute Chancen auf einen Einsatz in der Bundesliga ausrechnen. Vor allem in der Offensive. Da mit Igor de Camargo (Innenbandanriss) und Raul Bobadilla (Muskelfaserriss) zwei etatmäßige Angreifer verletzt ausfallen, werden wohl Joshua King (19) und Yuki Otsu (21) in Hoffenheim auf der Bank Platz nehmen und erste Option sein, wenn Trainer Lucien Favre im Spiel neue offensive Akzente setzen will. Sollte der in den Testspielen zuletzt treffsichere Otsu seine Bundesliga-Premiere feiern, wäre er der erste Japaner, der in der Beletage die Stiefel für Gladbach schnürt.
Hamburger SV: Thorsten Fink ist da - und Thorsten Fink will keine Zeit verlieren. "Ich möchte so schnell wie möglich, dass meine Handschrift sichtbar wird", sagte der neue HSV-Coach nach seiner ersten Einheit am Montag. Anders als Vorgänger Michael Oenning will der 43-Jährige sich weniger nach dem Gegner richten, sondern stattdessen konsequent seine eigene Linie durchziehen. Wie seine Handschrift aussehen soll, wurde auf dem Trainingsplatz schnell deutlich. Auf zwei Dinge legte Fink besonders Wert: Kommunikation und schnelles Passspiel. Offensiv und dominant soll der HSV künftig auftreten. Dafür wurde vor allem der schnelle Aufbau über die Flügel einstudiert: Pässe aus der Abwehr auf die Außen, direktes Spiel in die Spitze, Abschluss nach maximal drei bis vier Stationen.
1899 Hoffenheim: Als wäre die Derby-Pleite beim VfB Stuttgart nicht schlimm genug gewesen, hat in den letzten Tagen auch noch der verweigerte Handschlag von Chinedu Obasi für Holger Stanislawski hohe Wellen geschlagen. Dietmar-Hopp-Kritik inklusive: "Er muss wissen, von wem er sein Geld bekommt und für wen er arbeitet.Da kann er noch so gefrustet sein. Es gibt Regeln, an die er sich halten muss, auch wenn er sich als Star fühlt." Auch Stanislawski zeigte sich nicht gerade angetan, insbesondere weil er vor der Saison den Handschlag von jedem ausgewechselten Spieler noch gefordert hatte: "Es nicht zu machen, das geht gar nicht!" Erst auf den zweiten Blick kann man zudem auch mögliche Auswirkungen auf die taktische Ausrichtung der Mannschaft erahnen. Stanislawski könnte Abstand nehmen von der Formation mit vier rotierenden Offensivspielern (Obasi, Firmino, Sigurdsson, Babel) und wieder zum 4-2-3-1 zurückkehren. Der große Nutznießer wäre Vedad Ibisevic, der als klassischer Neuner die einzige Spitze mimen könnte. Hinter ihm würden dann Firmino, Sigurdsson und Babel in einer Dreierkette wirbeln. Schlimmer als bei den letzten drei Spielen kann es eigentlich nicht mehr werden, als die TSG jedes Mal ohne Treffer blieb.
Der 10. Spieltag der Bundesliga im Überblick