"Wir kommen Spanien und Barcelona näher"

Von Für SPOX an der Säbener Straße: Thomas Gaber
Philipp Lahm ist nicht bei den DFB-Länderspielen gegen die Ukraine und die Niederlande dabei
© Getty

Während sich die Nationalmannschaft auf die Tests gegen die Ukraine und Holland vorbereitet, trainiert Philipp Lahm beim FC Bayern in München. Der Kapitän sprach am Donnerstag in einer Presserunde über neue Qualitäten im DFB-Team, Rote Karten beim FCB, Arjen Robbens Rückkehr und den Knaller gegen Borussia Dortmund.

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Frage: Die deutsche Nationalmannschaft ist unterwegs und Philipp Lahm nicht dabei. Wie fühlt sich das an?

Philipp Lahm: Ich habe hier beim FC Bayern heute mehr Journalisten gesehen als Spieler. Für mich ist das eine ungewohnte Situation. Ich war in den letzten sechs Jahren eigentlich immer dabei. Aber da ich eine Nebenhöhlenentzündung habe und Antibiotika nehme, passt mir das ganz gut.

Frage: Der Nationalmannschaft fehlen in den beiden Testspielen einige erfahrene Spieler: Sie selbst, Schweinsteiger und Klose.

Lahm: Was auch mal ganz gut ist. Viele Spieler, die jetzt in den Testspielen zum Einsatz kommen werden, gehören schon fast einer neuen Generation an. Den Spieler tut es gut, wenn wir mal nicht dabei sind. Was ihre Weiterentwicklung angeht, können sie nur profitieren.

Frage: Was hat sich seit der WM verändert, außer dass neue Spieler eingebaut wurden?

Lahm: Die Mannschaft ist gereift. Sie ist zusammengewachsen, der Teamspirit ist besser geworden. Wir haben sehr viele Spieler mit sehr viel Qualität, vor allem im Mittelfeld. Dadurch konnten wir unser Spiel auch in den letzten Monaten verändern. Unser Spiel ist nicht mehr so auf schnelles Umschalten nach dem Ballgewinn ausgelegt, nicht mehr so auf Konter. Wir haben mittlerweile so gute Spieler, dass wir das Spiel gegen jeden Gegner selbst gestalten können.

Frage: Ist die Mannschaft den Spaniern dadurch nähergekommen?

Lahm: Ja. Im WM-Halbfinale 2010 hatten wir noch zu viel Respekt. Wir haben vom Stil her nicht anders gespielt als zuvor gegen England und Argentinien. Aber Spanien hatte eben eine andere Qualität. Jetzt gestalten wir selbst das Spiel und sind dadurch stärker geworden. Und die Spanier waren 2010 schon so gut, dass sie sich nicht mehr groß weiterentwickeln konnten.

Frage: Auch der FC Bayern ist stärker geworden - zumindest im Vergleich zur letzten Saison. Wie fällt Ihr Fazit des ersten Drittels der Saison 2011/12 aus?

Lahm: Sehr positiv. Wir hatten eigentlich nur Probleme nach Champions-League-Spielen - in Hoffenheim, in Hannover, in Augsburg. Da lag es an der fehlenden Fitness. Ansonsten ist alles sehr gut gelaufen. Wie gut wir sind, wird man aber erst sehen, wenn es mal Probleme gibt.

Frage: Was ist besser geworden?

Lahm: Wir lassen weniger Torchancen zu, stehen deutlich kompakter, haben eine bessere Balance zwischen Defensive und Offensive. Wir treten ganz anders auf als letzte Saison. Zudem sind wir alle hungrig auf Erfolg. Wir sind hungrig und deshalb spielen wir auch so: aggressiv von der ersten Minute an. Außerdem ist unser Teamgeist besser geworden. Er war vorher nicht schlecht, er ist jetzt aber besser. Das hat mit Jupp Heynckes zu tun, auch Christian Nerlinger spielt hier eine wichtige Rolle. Aber auch hier gilt: Der Spirit muss vor allem in kritischen Phasen halten.

Frage: Zuletzt gab es aber auch ein paar negative Einflüsse. Der FC Bayern hat in den letzten vier Spielen drei Platzverweise kassiert. Hat die Mannschaft ein Disziplinproblem?

Lahm: Außerhalb des Platzes auf gar keinen Fall. Und ich glaube auf dem Platz auch nicht. Rote Karten kommen vor, dürfen aber nicht vorkommen. Drei Platzverweise im ersten Saisondrittel sind schon relativ viel. Das ist nicht gut.

Frage: Durch die Rote Karte für Anatolij Tymoschtschuk in Augsburg fehlen in den nächsten Spielen schon zwei Sechser, da Bastian Schweinsteiger verletzt ist. Ist der Kader gut genug, das aufzufangen? Der FC Bayern hat mit 23 Spielern den kleinsten Kader in der Bundesliga.

Lahm: Unser Kader ist auch in der Breite sehr gut besetzt, fast jede Position ist doppelt besetzt. Und es wird auch jeder Spieler gebraucht. David Alaba bekommt jetzt seine Chancen. Aber es steht auch außer Frage, dass man Bastian Schweinsteiger nicht eins-zu-eins ersetzen kann. Bastian kennt jede Situation im Fußball. Wir profitieren von seiner Erfahrung und seiner Ruhe auf dem Platz. Alleine deshalb ist er nicht zu ersetzen. Aber ein Verein wie der FC Bayern muss den Ausfall von Bastian in den nächsten Wochen kompensieren können.

Seite 2: Lahm über Dortmund, Robben und den CL-Titel

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