Felix Magath hatte in der letzten Woche des alten Jahres viel zu tun - das Ergebnis sieht man dieser Tage. Sieben Neuzugänge stellte der VfL Wolfsburg in der Winterpause bereits vor, zwei weitere Spieler sollen angeblich noch kommen.
Nach Ferhan Hasani, Petr Jiracek, Felipe Lopes, Slobodan Medojevic, Giovanni Sio, Ibrahim Sissoko und Vieirinha werden auch noch Linksverteidiger Ricardo Rodriguez (19, FC Zürich) und Stürmer Vaclav Pilar (23, Viktoria Pilsen) als mögliche Verstärkungen gehandelt - allesamt talentierte Fußballer, allerdings ohne große Namen.
Kaufrausch sprengt das Budget
20 Millionen Euro hatte VW dem Coach für Neuzugänge in Aussicht gestellt, diese Summe dürfte nun bereits ausgegeben sein. Für Rodriguez will Zürich allerdings rund 10 Millionen Franken haben, Pilar dürfte weitere 2 Millionen Euro kosten. "Wenn sich eine gute Option ergibt, scheue ich mich nicht, nach weiteren Mitteln zu fragen", kommentierte Magath den Kaufrausch bereits.
Am Dienstag schaute VW-Chef Martin Winterkorn spontan beim Training vorbei, wünschte den Spielern ein gutes neues Jahr und nahm die ersten Neuzugänge in Augenschein. "Wenn gute Ideen kommen, werden wir bereitstehen", sagte Winterkorn spendabel und sprach von dem "Beginn des Neuaufbaus dieser Mannschaft".
Wo ist das Ende der Fahnenstange?
Magath hingegen gab vor dem Abflug ins Trainingslager in Dubai am Samstag unumwunden zu, dass es schwierig sei, "Spieler zu finden, die einen Unterschied ausmachen". Der Trainer zog aber bereits ein positives Zwischenfazit seiner Shoppingtour: "Uns ist mit solidem wirtschaftlichem Handeln eine gute Mischung aus Jugend, Erfahrung, Technik und Kampfgeist gelungen."
Bleibt nur die Frage nach dem Ende der Fahnenstange. 30 Spieler hatte Magath in der Bundesliga-Hinrunde bereits eingesetzt, am Ende der Saison könnten es 40 sein. Neun Neuzugänge in der Winterpause wären übrigens Einstellung des Bundesliga-Rekords - aufgestellt von Magath als Schalke-Trainer vor zwei Jahren.
Die Verlierer der Wintertransfers sind derweil schon ausgemacht: Patrick Helmes und die Sommertransfers Sotirios Kyrgiakos, Matheuz Klich und Hrvoje Cale dürfen nicht mit nach Dubai, trainieren nur noch bei der U 23 mit. Dazu stehen laut Medienberichten auch Srdjan Lakic und Ex-Kapitän Josue auf der Abschussliste.
Droht manchem Winter-Neuzugang etwa ein ähnliches Schicksal? Wer könnte es beim VfL zum Stammspieler bringen? SPOX nahm die sieben Neu-Wolfsburger unter die Lupe.
Wolfsburgs Neuzugänge im Check:
Ferhan Hasani (21/MKD, von Skendija Tetovo)
Vertrag bis: 30. Juni 2014
Ablöse: ca. 0,7 Millionen Euro
Position: offensives Mittelfeld (flexibel)
Konkurrenten: Sio, Vieirinha, Koo, Dejagah, Jönsson, Salihamidzic, Ochs
Geholt, um: ...die Offensive zu stärken, allerdings erst mittelfristig. "Er soll in der Offensive alle Positionen spielen können", sagte Magath zur Verpflichtung und ließ damit den befremdlichen Eindruck zurück, Hasani zuvor nicht besonders oft beobachtet zu haben. Der 21-Jährige spielte bereits sechs Mal für die mazedonische Nationalmannschaft, wurde mit Tetovo 2011 mazedonischer Meister und war auch bei Mainz, Nürnberg und St. Pauli im Gespräch. Magath meint, man müsse abwarten, "wie das auf Bundesliga-Niveau aussieht".
Das sagt Felix Magath: "Hasani und Medojevic sind zwei junge Spieler, die in ihrer jeweiligen Liga überdurchschnittlich gut gespielt haben und dadurch auf sich aufmerksam machten. In der Bundesliga werden sie aber sicher anders gefordert und somit die notwendige Eingewöhnungszeit brauchen."
Prognose: Hasani wird es schwer haben, sich gegen die große Konkurrenz im Offensivbereich der Wölfe durchzusetzen. Ist eher in der Kategorie Perspektivspieler bei Yohandry Orozco, Mateusz Klich oder Neuzugang Ibrahim Sissoko anzusiedeln.
Petr Jiracek (25/CZE, von Viktoria Pilsen)
Vertrag bis: 30. Juni 2016
Ablöse: ca. 4 Millionen Euro
Position: defensives Mittelfeld
Konkurrenten: Josue, Hitzlsperger, Salihamidzic, Träsch, Hasebe, Medojevic, Polak
Geholt, um: ...das defensive Mittelfeld konkurrenzfähiger zu machen. Josue hielt in der Hinrunde trotz 17 Einsätzen nicht das Niveau früherer Tage, Jiracek (fünf Länderspiele für Tschechien) solll das Zentrum stabilisieren. Mit Pilsen spielte er in der Hinrunde sechs Mal Champions League, unter anderem gegen den AC Mailand und den FC Barcelona. "Ich musste nicht überzeugt werden, zum VfL zu kommen", sagt Jiracek und kündigt an: "Die Mannschaft wird besser spielen, und ich will dazu beitragen. Der VfL wird nach oben kommen, davon bin ich überzeugt."
Das sagt Felix Magath: "Er hat schon in dieser Saison Champions League gespielt. Da ist er auch bei uns eine Option für die Startelf. Ich bin froh, dass wir einen Spieler mit Champions-League- und Nationalmannschaftserfahrung unter Vertrag nehmen konnten."
Prognose: Jiracek hat mit die besten Chancen der Neuzugänge, sofort in die Startelf zu rücken. Der 25-Jährige ist zweikampf- und laufstark und hat in der Königsklasse bereits sein Talent bewiesen. In der tschechischen Liga erzielte der Defensivspezialist in 100 Spielen immerhin 12 Tore.
Felipe Lopes (24/BRA, von CD Nacional Funchal)
Vertrag bis: 30. Juni 2015
Ablöse: ca. 2,5 Millionen Euro
Position: Innenverteidiger
Konkurrenten: Madlung, Russ, Chris, Thoelke
Geholt, um: ...die Innenverteidigung (zwei Gegentore pro Spiel) zu stabilisieren. Bislang fand Magath in der Abwehrzentrale überhaupt keine Stammbesetzung. Kjaer wurde weggejagt, Russ überzeugte nicht, auch Chris fiel durch, Kyrgiakos wird nach einem halben Jahr sogar schon wieder aussortiert. Lopes wechselte 2006 von Brasilien aus zu Anderlecht, ein Jahr später zog es ihn nach Madeira, wo er u.a. mit Diego Benaglio zusammenspielte und zuletzt auch Kapitän war. "Er ist ein Typ, der super in jede Mannschaft passt, weil er vom Charakter her sehr angenehm und auch ein absoluter Teamplayer ist. Er ist groß und schnell und hat alles, was ein Innenverteidiger braucht", meint der VfL-Keeper über den Neuzugang.
Das sagt Felix Magath: "Felipe ist ein großer, kopfballstarker und konsequenter Abwehrspieler."
Prognose: Douglas (FC Twente) und Aleksandar Lukovic (Zenit St. Petersburg) wurden in Wolfsburg gehandelt, am Ende wurde es der in Deutschland nur Insidern bekannte Lopes. Der 24-Jährige wird angesichts der Inkonstanz der Konkurrenz aber sicher eine Chance in der Innenverteidigung erhalten.
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