Der FC Bayern München steht vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Basel (Mi., 20.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) unter Erfolgsdruck. In der Krise befinden sich auch Thomas Müller und Arjen Robben - beide strahlen in dieser Saison unerwartet wenig Torgefahr aus. Wer hat die besseren Karten im Rennen um den Posten im rechten Mittelfeld? SPOX liefert den Datencheck.
Geht man mal davon aus, dass Franck Ribery (links) und Toni Kroos (Zehn) beim FC Bayern München gesetzt sind und Jupp Heynckes auf der Sechs stets Bastian Schweinsteiger und einem defensiveren Spieler (Anatolij Tymoschtschuk oder Luiz Gustavo) das Vertrauen schenkt, bleibt für Thomas Müller und Arjen Robben nur noch der Zweikampf um den Posten im rechten Mittelfeld.
Was sagen die Bundesliga-Daten über beide aus? Wer hat in welchem Bereich Vorteile? SPOX wirft einen Blick in die Datenbank.
Statistisches Tief: Nimmt man die absoluten Zahlen an Torbeteiligungen seit der Saison 2009/2010, dann haben sowohl Müller als auch Robben in der laufenden Spielzeit noch Luft nach oben. Müllers Torausbeute ist von 13 (09/10, 0,44 Tore pro 90 Einsatzminuten) über 12 (10/11, 0,39) auf 3 Treffer (11/12, 0,15) gesunken, wobei er bei den Assists nahezu gleichwertig abliefert: 09/10 gelangen ihm 10 Torvorlagen (0,34 pro 90 Einsatzminuten), 10/11 waren es 14 (0,45) und 11/12 steht er nach 22 Einsätzen schon wieder bei 9 (0,45) - ein im Durchschnitt identischer Wert zur Vorsaison.
Beim verletzungsanfälligen Robben ist dagegen bei beiden Werten ein Abwärtstrend erkennbar. 16 Toren (0,81 pro 90 Einsatzminuten) und 8 Assists (0,40) in 24 Einsätzen 09/10 ließ er 10/11 12 Tore (0,95) und 9 Assists (0,71) in 14 Einsätzen folgen. Statistisch gesehen war Robben nach seiner langen Verletzungspause in der Bundesliga-Rückrunde der Vorsaison also noch wertvoller, als im Jahr, als der FCB Meister und Pokalsieger wurde und das Champions-League-Finale erreichte.
In der aktuellen Saison bringt es der Holländer jedoch nur auf 5 Tore (0,55 pro 90 Einsatzminuten) und eine Torvorlage (0,11) in 13 Einsätzen, wobei er auch nur acht Mal in der Startelf stand. Das könnte vor allem daran liegen, dass Robben in dieser Spielzeit nicht mehr so häufig zum Abschluss kommt, wie gewohnt.
Schoss er 10/11 noch 4,29-mal pro 90 Einsatzminuten aufs Tor, ist dieser Wert diese Saison auf 3,49 Abschlüsse zurückgegangen (09/10: 4,25). Bei Thomas Müller sind die Werte in den drei Spielzeiten ebenfalls geschrumpft, wenn auch nur leicht (2,08 / 1,90 / 1,85).
Dafür setzt Müller seine Mitspieler in dieser Saison wieder besser in Szene: Der Nationalspieler gibt pro 90 Einsatzminuten 2,94 Torschussvorlagen ab, in den Spielzeiten zuvor waren es nur 2,58 (10/11) bzw. 2,49 (09/10) gewesen. Robben legte in der Vorsaison noch 3,42-mal pro 90 Einsatzminuten auf, in dieser Saison sind es "nur" 3,04 - beide Werte sind höher als die von Müller, der mit seinen Vorlagen aber letztlich mehr Tore vorbereitet (siehe oben).
Wer flankt häufiger? Thomas Müller, der als Lieblingsposition die Zehn angibt, hat seit Sommer 2010 25 Spiele (2107 Minuten) - also knapp die Hälfte seiner Einsätze - als rechter Mittelfeldspieler absolviert. Arjen Robben hat aufgrund seiner Verletzungen auf seiner Paradeposition mit 27 Spielen (1958 Minuten) nur zwei mehr als Müller gemacht.
Während Robben in diesem Zeitraum der deutlich torgefährlichere Spieler auf dem rechten Flügel war (27 Scorerpunkte; Müller: 12 Scorerpunkte), bemüht sich Müller mehr um Flanken von außerhalb des Strafraums. Der Deutsche zieht pro 90 Minuten als Rechtsaußen 3,12 Flanken vors Tor, Robben in dieser Spielzeit nur 1,85. Allerdings fiel nach Müller-Flanken seit 2010 nur ein einziges Bundesliga-Tor - und diesem Spiel war der Nationalspieler kurioserweise auch noch als Zehner aufgestellt worden.
Robbens Assist-Ausbeute nach Flanken ist mit ebenfalls nur einem Treffer genauso grausig. Immerhin hat der Niederländer in dieser Zeit sieben Assists durch Ecken bzw. Freistöße beigesteuert, was Müller nicht vergönnt ist, weil dieser kein auserwählter Standardschütze ist. Der Nationalspieler durfte in 90 BL-Spielen nur 29 Standards ausführen (Robben: 273 in 51 BL-Spielen).
Dribblings: Thomas Müller ist mit 6,23 Dribblings pro 90 Minuten ein emsiger "Wusler", wird von Robben mit 8,32 Alleingängen aber noch übertroffen. Erstaunlich ist dabei Robbens Erfolgsquote von 44 Prozent, an die selbst Müller (41 Prozent) nicht rankommt. In totalen Zahlen ausgedrückt hat Robben seit 2010 ganze 80 solcher sogenannten "Dribblingzweikämpfe" für sich entschieden - ein starker Wert.
Seite 2: Zweikämpfe, Passwerte und Fazit
Zweikämpfe: Erstaunlicherweise ist Individualist Robben auch der bessere Zweikämpfer, dazu gewinnt er im Schnitt mehr Kopfballduelle als Müller, der allerdings öfter in Zweikämpfe verwickelt ist.
Als Rechtsaußen kommt Müller im Schnitt auf 26 Zweikämpfe pro 90 Minuten, von denen er durchschnittlich 45,3 Prozent gewinnt. Robben bestreitet hingegen nur 20,3 Zweikämpfe pro 90 Minuten, gewinnt davon aber 47,2 Prozent.
Bei Luftduellen ist Robben im Schnitt ein klein wenig erfolgreicher als Müller (41,0 Prozent gewonnene Kopfballduelle gegenüber 39,2 bei Müller). Dafür ist der Deutsche der aufmerksamere Spieler und fängt pro 90 Minuten 2,43 Zuspiele ab - Robben kommt nur auf 1,79 abgefangene Bälle.
Zusammenspiel: Schaut man sich die Passstatistiken der beiden diese Saison an, kann man mehrere Dinge feststellen. Zum einen wird Robben als Rechtsaußen vom Zehner Toni Kroos deutlich öfter mit einem langen Pass (= mehr als 30 Meter) in Szene gesetzt als Müller, wenn er rechts spielt (13:2). Dafür wird Robben von Kroos deutlich seltener mit einem Kurzpass gesucht als Müller (13:47).
Für Rechtsverteidiger Rafinha macht es hingegen keinen Unterschied, wer vor ihm spielt - er bedient beide Spieler in etwas gleich oft (111 Pässe auf Robben, 115 auf Müller). Anatolij Tymoschtschuk hat als rechter Sechser hingegen einen besseren "Draht" zu Robben (44:30). Interessant ist die Tatsache, dass Stürmer Mario Gomez wesentlich öfter auf Müller ablegt (32-mal) als auf Robben (17-mal).
Holger Badstuber wählt in der Spieleröffnung hingegen lieber den Diagonalball auf Rechtsaußen, wenn Müller diese Position spielt (12 lange Bälle auf Müller, 8 auf Robben). Der Niederländer ist dafür im Allgemeinen der aktivere Spieler und kommt als Rechtsaußen im Schnitt auf zehn Ballkontakte mehr als Müller pro 90 Minuten (64,3 gegenüber 54,6) - beide erreichen dabei in dieser Saison ihren persönlichen Top-Wert.
Interessant ist eine Statistik, wenn Robben und Müller gemeinsam auf dem Platz stehen: In diesem Fall spielte Müller diese Saison schon 35 Pässe auf Robben, der Niederländer gab den Ball selbst aber nur zweimal wieder an Müller ab.
Fazit: Arjen Robben sucht in einer von Verletzungen durchzogenen Spielzeit noch nach der Effektivität früherer Tage. In der Rückrunde der Vorsaison hat der Niederländer jedoch bewiesen, dass er auch nach einer längeren Pause sofort Leistung abrufen kann.
Statistisch ist Robben nämlich bei weitem nicht so schlecht, wie er in dieser Spielzeit schon gemacht wurde - in Zahlen ausgedrückt lässt sich auch Robbens proklamierter Eigensinn höchstens bei der Anzahl der Dribblings nachweisen.
Sollte Jupp Heynckes bald wieder auf Robben setzen, wird dieser auch wieder für Tore sorgen - dafür steht seine starke Torquote von 33 Treffern in 51 BL-Spielen Pate. Diese Quote erreicht Müller mit 28 Toren in 90 Spielen nicht.
Der deutsche Nationalspieler hat in dieser Saison dramatisch an eigener Torgefahr eingebüßt - als rechter Mittelfeldspieler verwandelte er gar nur zwei der letzten zehn Großchancen. Als Assistgeber ist er in dieser Spielzeit aber immerhin noch genauso wertvoll wie in früheren Tagen.
Der Kader des FC Bayern München im Überblick