"Ich bin ein wichtiger Spieler"

Von Interview: Florian Reindl
Malocher: Peer Kluge spielt seit zwei Jahren für Schalke 04 und hat dort noch bis 2013 einen Vertrag
© Getty

Während sich Schalke auf das Top-Spiel bei Borussia Mönchengladbach (Sa., 18.15 Uhr im LIVE-TICKER) vorbereitet, arbeitet Peer Kluge nach langer Verletzungspause hart für sein Comeback. Bei Physiotherapie-Papst Klaus Eder macht sich der Mittelfeldspieler fit für den Endspurt im Titelrennen. SPOX traf den 31-Jährigen in Donaustauf und sprach mit ihm über den Konkurrenzkampf bei den Königsblauen, Huub Stevens' Anteil am Erfolg und die schwindende Dominanz der Bayern. Zudem klärt Kluge das Märchen mit Erzgebirge Aue auf.

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SPOX: Viele neue Spieler, Trainerwechsel, Verletzungspech - und trotz allem steht der FC Schalke punktgleich mit dem FC Bayern auf Rang drei. Für viele ist das überraschend. Für Sie auch, Herr Kluge?

Peer Kluge: Dass es so gut läuft, hat auch von uns niemand erwartet. Wir haben uns aber als Mannschaft gefunden. Es ist schön zu sehen, dass wir es als Mannschaft geschafft haben, alles was passiert ist aufzufangen. Das Verletzungspech traf ja fast ausschließlich Stammspieler, aber unsere zweite und dritte Reihe steckt das richtig gut weg.

SPOX: Wie haben Sie das zurückliegende Jahr erlebt? War es das turbulenteste Jahr ihrer Karriere?

Kluge: Nein, so würde ich das nicht sagen. Ich habe das ja schon oft miterlebt. Ich hatte in Gladbach und Nürnberg auch viele Trainer. Es war vielleicht etwas viel auf einmal: Champions-League-Halbfinale, Pokalsieg, in der Bundesliga lief es nicht so gut, die Trainerwechsel. Das war schon sehr turbulent, aber das ist manchmal so im Fußball.

SPOX: Zumindest die Ablösung von Felix Magath haben einige im Team begrüßt. Wie standen Sie zu ihm?

Kluge: Ich hatte nie ein Problem mit ihm. Er hat mich ja damals von Nürnberg zu Schalke geholt und mir die Chance gegeben, Champions League zu spielen. Auch das harte Training war nie ein Problem für mich.

SPOX: Sie fallen nach ihrer Meniskus-OP noch immer aus und hatten genügend Zeit, sich das Treiben an der Tabellenspitze genau anzusehen. Wie schätzen Sie den FC Bayern ein?

Kluge: Ich denke, dass Sie Titelanwärter Nummer eins sind, auch wenn Dortmund gerade den stärkeren Eindruck macht. Der Titel wird nur über die Bayern gehen.

SPOX: Ist das gerade nur eine Schwächephase oder hat der FC Bayern einen Rückschritt gemacht?

Kluge: Von einem Rückschritt würde ich nicht sprechen. Zum Hinrundenauftakt sind sie auch mit einer Niederlage gegen Gladbach gestartet und haben sich dann gefestigt. Sie spielen zurzeit nur nicht so dominant, wie sie es schon mal getan haben. Die Vereine wissen, wie man gegen die Bayern spielen muss und dadurch können sie ihr Spiel nicht immer so aufziehen, wie sie das vielleicht möchten. Die ganz große Dominanz in der Liga haben die Bayern nicht mehr.

SPOX: Borussia Dortmund scheint momentan im Vorteil, auch weil der BVB - anders als die Bayern - nicht mehr international spielt.

Kluge: So darf man das nicht sehen. Klar, sie stehen oben, müssen nicht mehr in der Champions League ran, aber die Bayern sind das gewöhnt. Sie spielen jedes Jahr in allen drei Wettbewerben lange mit. Ich bleibe dabei, dass München Titelanwärter Nummer eins ist. Sie haben den stärksten Kader.

SPOX: Aber Dortmund kann es sich leisten, einen Lucas Barrios auf die Bank zu setzen. Das zeugt doch auch von Stärke.

Kluge: Definitiv. Einen Spieler wie Lucas Barrios auf der Bank zu haben, spricht für den Kader von Dortmund. Er hat in der vergangenen Saison viele Tore geschossen und hat maßgeblich Anteil am Erfolg der Dortmunder. Aber sie können das nun kompensieren. Genauso wie den Ausfall von Mario Götze.

SPOX: Was sagen Sie zu Ihrem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach, auf den Schalke am Wochenende trifft?

Kluge: Man muss den Hut ziehen, was dort im Moment geleistet wird. Vor allem wie der Trainer und die Mannschaft zusammenarbeiten, und vor dem Hintergrund, dass sie in der letzten Saison fast abgestiegen wären.

SPOX: Schalke ist wie Gladbach recht überraschend so nah oben dran. Die individuelle Qualität von Dortmund und Bayern besitzt Schalke in dieser Breite nicht. Oder tut man der Mannschaft da Unrecht?

Kluge: Ich habe schon das Gefühl, dass man uns unterschätzt. Aber das ist in gewisser Weise auch ganz gut. Wir haben auch sehr gute Einzelspieler: Raul, Farfan, Huntelaar - Spieler, die eine Partie alleine entscheiden können.

SPOX: Alle im Verein geben sich in punkto Meisterschaft bedeckt. Was ist in der Europa League in diesem Jahr drin?

Kluge: Wir standen letztes Jahr im Halbfinale der Champions League und haben jetzt unter Huub Stevens nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Daher glaube ich, dass wir in der Europa League auch sehr weit kommen können.

SPOX: Stevens - Schalke - Europa. Das hat schon einmal funktioniert.

Kluge: Ja. Wäre schön, wenn sich das wiederholt.

SPOX: Hat die Bundesliga Vorrang?

Kluge: Die Bundesliga ist unser tägliches Brot. Schließlich wollen wir auch nächstes Jahr wieder international spielen. Zurzeit sieht es sehr gut aus. Wir wollen einfach möglichst lange da oben unter den ersten Vier bleiben.

SPOX: Das Mittelfeld war lange das Prunkstück der Mannschaft. Jetzt fehlen Jones, Holtby und auch Sie. Sind Sie überrascht, dass es trotz der vielen Umstellungen so reibungslos funktioniert.

Kluge: Ja. Ich glaube nicht, dass viele Mannschaften diese Ausfälle so einfach wegsteckt hätten, wie wir das gemacht haben. Und schön langsam kommen ja alle wieder zurück.

SPOX: Welchen Anteil hat dabei Huub Stevens?

Kluge: Einen sehr großen! Er geht immer sehr fair mit den Spielern in der zweiten und dritten Reihe um und das zahlt sich jetzt aus. Sie bringen alle sehr gute Leistungen.

SPOX: Stevens stand als Trainer lange für eine eher defensive Spielausrichtung. Sind Sie überrascht, wie offensiv Schalke unter ihm spielt?

Kluge: Er legt nach wie vor viel Wert auf die Defensive. Wir wollen in erster Linie hinten gut stehen und aus einer gesunden Grundordnung nach vorne spielen. Und in der Offensive sind wir sehr gut bestückt. Unsere Offensivspieler haben die Qualität, immer ein Tor zu machen.

SPOX: Einen gewaltigen Sprung hat ihr Kollege Joel Matip gemacht. Wie sehen Sie seine Entwicklung? Früher schien er oft überfordert, hatte wenig Überblick.

Kluge: Er hat sich im letzten halben Jahr sehr gut entwickelt. Er spielt einen klasse Innenverteidiger und macht sehr wenige Fehler. Auch im defensiven Mittelfeld, wo er jetzt ran muss, macht er einen guten Job. Aber wenn Jones und Holtby wieder zurück sind, wird er wieder in der Viererkette spielen. Ich glaube, das ist auch seine Position.

SPOX: Sie waren in dieser Saison oft verletzt, trotzdem betonen viele im Verein, wie wichtig Sie sind. Tut es gut, das zu hören?

Kluge: Das freut mich natürlich. Das tut jedem verletzten Spieler gut. Vor allem, wenn man länger ausfällt und etwas in Vergessenheit gerät.

SPOX: Wie sehen Sie Ihre Rolle im Team? Sie kommen ja bald wieder zurück.

Kluge: Zwei Wochen werde ich schon noch benötigen, bis ich wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Aber ich denke schon, dass ich ein wichtiger Spieler bin. Ich habe letzte Saison viele gute Spiele gezeigt und habe schon viel erlebt im Fußball. Da wir eine sehr junge Mannschaft haben, kann ich mit meiner Erfahrung da durchaus eine gute Rolle spielen.

SPOX: Jermaine Jones und Lewis Holtby scheinen im Zentrum gesetzt zu sein. Trauen Sie sich zu, einen der beiden zu verdrängen?

Kluge: Definitiv, aber das ist noch ein Stück weit weg. Und wir können ja auch mit Jones, Holtby und mir spielen. Wir haben vergangenes Jahr auch schon mit drei Mann im Zentrum gespielt. Ich bin nicht unbedingt an die zentrale Sechserposition gebunden.

SPOX: Ihr Name wurde zuletzt von den Medien im Zusammenhang mit dem FC Erzgebirge Aue genannt. Was war dran an einem möglichen Wechsel?

Kluge: Gar nichts. Ich weiß nicht, wie das aufgekommen ist und wer auf die Idee kam, so etwas zu schreiben. Ich war völlig überrascht, weil ich es anfangs gar nicht gelesen habe. Ich habe zig SMS bekommen und wusste gar nicht, was die alle von mir wollen. Das war wirklich kurios.

SPOX: Wäre das sportlich überhaupt reizvoll für Sie?

Kluge: Das steht ja gar nicht zur Debatte. Ich bin zwar verletzt und habe eine Weile nicht gespielt, aber deswegen gehe ich doch nicht freiwillig zurück in die zweite Liga - ohne dabei jetzt dem FC Erzgebirge zu Nahe treten zu wollen. Ich möchte weiterhin Bundesliga und vor allem international spielen.

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