SPOX: Herr Sorg, Sie gehören einer fast ausgestorbenen Spezies an.
Oliver Sorg: Wieso das?
SPOX: Sie sind jetzt erst für die U-21-Nationalmannschaft entdeckt worden - ohne davor auch nur ein Spiel für eine der anderen U-Mannschaften des DFB absolviert zu haben. Das ist mittlerweile sehr ungewöhnlich.
Sorg: Ehrlich gesagt hatte ich auch gar nicht damit gerechnet, zur U 21 eingeladen zu werden. Aber lieber spät als nie. Momentan passiert alles wie im Schnelldurchlauf.
SPOX: Bei Ihrem Debüt gegen Argentinien haben Sie eine Halbzeit rechts und eine links in der Viererkettet gespielt. Ist die Umstellung kein Problem für Sie?
Sorg: Ich kann ja beides spielen. Die Umstellung hat sich durch ein paar Einwechslungen ergeben. Für mich war ist kein Problem. Man muss eben viel kommunizieren, auch im Zusammenspiel mit den Vorderleuten. Dann klappt das. Es macht Spaß, in der U-21-Nationalmannschaft zu spielen.
SPOX: Und auf welcher Seite spielen Sie lieber?
Sorg: Mittlerweile ist mir das egal. In der Jugend habe ich rechts hinten gespielt, dann musste ich immer mal wieder auch links ran. Seitdem spielt es für mich keine Rolle mehr. Beides hat Vor- und Nachteile.
SPOX: Welche?
Sorg: Die Klassiker: Rechts kann ich mit dem rechten Fuß flanken. Von links kann ich zur Mitte ziehen und mit dem starken rechten Fuß scharfe Bälle ins Zentrum spielen.
SPOX: Im Defensivspiel muss man sich auch nicht groß umorientieren?
Sorg: Es ist ja immer dasselbe - nur spiegelverkehrt. Ich bin beidfüßig, habe den linken Fuß nicht nur zum Stehen. Ich kann auch Fußballspielen damit. Das ist kein Problem für mich.
SPOX: Dem deutschen Fußball mangelt es derzeit an Alternativen auf zwei Positionen: Es kommen wenig hochtalentierte Stürmer nach - und es lässt sich offenbar kaum ein Außenverteidiger auf Topniveau finden. Sehen Sie für sich deshalb auch eine besonders große Chance in der Zukunft?
Sorg: Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich überlege nicht, wer mit mir in Deutschland nachkommt, zu wem ich mal direkter Konkurrent werden könnte. Wenn ich die Chance bekomme, versuche ich sie zu nutzen und bin froh, wenn ich als "einer der wenigen" Nachrücker rechts oder links spielen darf.
SPOX: Wie unterscheiden sich die individuellen Trainingsinhalte für einen Außenverteidiger von denen für zum Beispiel einen Innenverteidiger?
Sorg: Das meiste lernt man über das Mannschaftstraining. Da lernt man ja auch schon sehr spezifisch, in unserem Fall das Abwehrverhalten: Wie man einrücken muss, wann man verschiebt und rausschiebt. Auch das ist auf beiden Abwehrseiten gleich. Und auch unsere Innenverteidiger beim SC Freiburg könnten auf der Außenbahn spielen, ohne sich groß umstellen zu müssen.
SPOX: Der Trend hat den kleinen, wendigen, mit einem tiefen Körperschwerpunkt ausgestatteten Außenverteidiger etabliert. Ein Vorteil für Sie mit Ihrer Statur?
Sorg: Darum spiele ich mittlerweile auch auf der Position.
SPOX: Wo haben Sie vorher gespielt?
Sorg: In der Jugend habe ich auf der Sechs gespielt. Mit meinem Wechsel nach Freiburg habe ich dort nur noch vereinzelt gespielt und bin auf die Außenbahn in der Viererkette gerückt. Da fühle ich mich mittlerweile auch am wohlsten.
SPOX: Empfanden Sie auch die Sechserposition zur Grundlagenschulung am besten geeignet? Spieler wie Mats Hummels oder Philipp Lahm haben das schon öfter angedeutet.
Sorg: Das stimmt definitiv. Philipp Lahm ist in der Beziehung mein Vorbild. Ich habe sein Buch gelesen: Weltklasse! Ich finde es super. Einige Dinge darin fand ich sehr interessant. Wie er zum Beispiel von den Amateuren zu den Profis kam. Bei mir war das ähnlich.
SPOX: Der SC Freiburg ist mit dem Sieg im Pokal und dem Remis gegen Mainz vernünftig gestartet. Was für eine Saison erwarten Sie?
Sorg: Wir haben wenig verändert und auch personell nur kleinere Maßnahmen getroffen. Wir sind bereit, wieder alles zu geben. Ich denke, es kann auch in dieser Saison wieder ganz gut laufen.
SPOX: Haben Sie auch ganz persönliche neue Ziele gesetzt?
Sorg: Zunächst zählt der Erfolg der Mannschaft, das heißt: Wir wollen nicht absteigen. Ich will einfach nur so viele Spiele wie möglich machen und natürlich verletzungsfrei bleiben.
Das ist Freiburgs Kader