Der 3:2-Sieg der Frankfurter Eintracht gegen den Hamburger SV am 3. Bundesliga-Spieltag muss für Heribert Bruchhagen eine besondere Genugtuung gewesen sein, kritisierte er doch wenige Tage zuvor die 13 Millionen Euro teure HSV-Verpflichtung Rafael van der Vaart, dessen Ablöse komplett von Investor Klaus-Michael Kühne gestemmt wurde.
Zusammen mit den je rund vier Millionen Euro teuren Milan Badelj und Petr Jiracek hat der Hamburger SV allein in den letzten Tagen der Transferperiode 21 Millionen Euro ausgegeben. Im Interview mit "Eurosport" erläuterte der 64-jährige Bruchhagen seine Bedenken."Wenn überall von Financial Fairplay gesprochen wird, ist es für uns nicht so schön, wenn ein Verein in drei Tagen so viel Geld in die Hand nimmt, wie wir in einem ganzen Jahr. Das macht uns in unseren Planungen mutlos. Denn dadurch wissen wir, dass es schwer wird, diesen Klub in der Tabelle zu überholen."
Aktueller Höhenflug trotz defensiver Einkaufspolitik
Ferner erteilte Bruchhagen einem hypothetischen Einstieg eines Investors bei der Eintracht ebenso eine klare Absage wie einer riskanteren Einkaufspolitik: "Es ist einer unserer wesentlichen Grundsätze, dass wir uns nicht verschulden. Ich weiß, dass man in Deutschland zum Außenseiter gerät, wenn man nicht bereit ist, sich zu verschulden. Wir leben in einem Land, wo Kreativität und Gestaltung auch immer mit Schulden verbunden werden."
Dem momentanen Erfolg tut die defensive Einkaufsstrategie keinen Abbruch. Heribert Bruchhagen weiß die guten Ergebnisse aber realistisch einzuschätzen. So wie die Mannschaft in der Abstiegssaison 2010/11 in eine Abwärtsspirale geraten sei, besitze man aktuell schlicht und einfach das nötige Spielglück.Vor allem Trainer Armin Veh und Manager Bruno Hübner, die die aktuelle Mannschaft bewusst aus sehr guten und bezahlbaren Zweitligaspielern zusammengestellt haben, seien für den guten Start verantwortlich. Da er jedoch aus leidvoller Erfahrung um die "Dynamik des Misserfolgs" wisse, gibt es für Bruchhagen derzeit keinen Anlass zu übertriebener Euphorie.
Erfolgsfaktor Armin Veh
Einzig wenn es um die Arbeit des Trainers geht, gerät Bruchhagen ins Schwärmen: "Wir haben ihn geholt, weil wir wussten, dass er gestanden ist. Er ist ein "Elder Statesman", hat eine natürliche Autorität."
"Das wirkt sich auf die Mannschaft aus. Die Spieler spüren einfach seine Erfahrung und Kompetenz. Er sieht, dass in Frankfurt viele junge Spieler sind, die er besser gemacht hat. Diesen Weg sieht er noch nicht als abgeschlossen an, das kann auch ein Kriterium für eine Verlängerung sein", so Bruchhagen weiter.
Der Kader von Eintracht Frankfurt